KulTOUR: Haus des Fleißes
Neue Ausstellung „Lust an der Kunst“ im Museum der Havelländischen Malerkolonie
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Schwielowsee - Als vor zehn Jahren der Förderverein des Museums der Havelländischen Malerkolonie in Ferch gegründet wurde, war er noch „ohne Besitz“. Vor vier Jahren konnte er ein einziges Bild sein Eigen nennen. Heute sind es dreißig, und ein Ende dieser besonderen Art von Erwerbs-Tätigkeit ist nicht in Sicht. Manches Opus wurde durch die museal begleitete Forschungstätigkeit ja erst entdeckt. Auch nimmt die Zahl der „Havelländischen“ noch und nöcher zu.
Was also lag im fünften Jahr des Kossätenhauses näher, als dem geneigten Publikum einmal all die Schätze aus den Schenkungen, Leihgaben und Ankäufen exklusiv zu präsentieren? Gute Idee, so konnte man nicht nur die Menschen hinter den Bildern öffentlich ehren, sondern zugleich „in privat“ verschwundene Werke wieder der Allgemeinheit zugänglich machen, was sich nach Ansicht mancher ja auch so gehört.
Aus diesem Impuls ist die neue Ausstellung mit dem lockenden Titel „Lust an der Kunst“ entstanden. Formal und zeitlich will sie an die zuletzt gezeigten Arbeiten der Eugen-Bracht-Schüler anschließen, doch kommt auch sie nicht an havelländischen Giganten wie Karl Hagemeister und Hans-Otto Gehrcke und deren Sicht auf die Landschaft vorbei. Das geht einfach nicht!
Nun sind die mehr oder weniger unbekannten und wiederentdeckten Bilder das eine, der Geist dieser Ausstellung ist ein anderer. Er hat eben nicht nur „mit der Kunst“, sondern auch mit der Gesellschaft aller Aktiven zu tun, mögen sie sich nun cum industriam direkt für das Museum engagieren oder als spendable Sponsoren und Geber hervortreten, wie zum Beispiel die Ostdeutsche Sparkassenstiftung oder die EMB, welche zum Hagemeister-Jahr 2013 einen schmucken Hagemeister-Kalender sponserten.
Kurzum, die engagierte und beharrliche Arbeit des Vereins und all seiner Fans hat nicht nur eine ansehnliche Bildersammlung gezeugt, sie hat auch völlig fremde Bürger einander nähergebracht, die man fortan auf jeder neuen Vernissage trifft. So ist das Museum der Havelländischen Malerkolonie nicht nur ein Haus der fleißigen Leute, sondern auch ein „work in progress“. Selbstverständlich stehen auf dem Ausweis zu jedem Bild nicht nur Künstlername und Werkdaten, sondern auch, wer es ausgeliehen oder gespendet hat, etwa bei Arthus Borghards „Am Schwielowsee“ oder Georg Lehmann-Fahrwassers „Winterlandschaft im dörflichen Berlin“ aus den fünfziger Jahren, eine Schenkung.
Neues vom Alten ist längst in Arbeit. So ist der Verein derzeit am Kauf eines Brockhusen mit dem Titel „Blick über den Schwielowsee Richtung Ferch“ interessiert. Der Titel klingt zwar etwas dröge, trotzdem verhandelt man bereits mit den Besitzern im Taunus, bittet bei Sponsoren und Ämtern um Hilfe, auch der Erlös des Hagemeister-Kalenders ist dazu bestimmt, die nötigen Zweiundzwanzigtausend zusammenzubekommen. Der Witz vom Buttergeschäft: Theo von Brockhusen, der manchmal ein bisschen van Gogh zu spielen schien, hat dieses Motiv (wie jetzt in Ferch zu sehen) mehrfach gemalt.
Gelingt der Ankauf, so wäre nicht nur der Vollzähligkeit genüge getan, man könnte auch sehr schön vergleichen – eher Sache der Wissenschaft, weniger der Kunst. Schließlich ist die Ausstellung mit Werken von Hagemeister, Gisevius, Graf, Gehrcke und vielen anderen auch ohne so ein „Sahnehäubchen“ in spe sehr gut anzusehen. Gerold Paul
bis 28. April 2013 Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr, Ferch, Beelitzer Straße 1.
Gerold Paul
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