Potsdam-Mittelmark: „Hausgemachter Sprengstoff“
Einsatz eines Streetworkers am Bolzplatz wird im Kulturausschuss weiter diskutiert
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Einsatz eines Streetworkers am Bolzplatz wird im Kulturausschuss weiter diskutiert Von Kirsten Graulich Kleinmachnow. Ein Streetworker soll den „sozialen Brennpunkt Bolzplatz“ am Stolper Weg entschärfen. Einen entsprechenden Antrag, der die Finanzierbarkeit des Vorhabens prüfen soll, stellten PDS, Bündnis 90/Grüne und Victoria Brammer in der Sitzung der Gemeindevertreter am Mittwoch. Doch der Antrag wurde in den Fachausschuss verwiesen, um erst den Bedarf zu klären. In der Debatte zuvor hatte Gemeindevertreterin Kornelia Kimpfel (FDP) dem Vorhaben eine Absage erteilt, da in einer ähnlich eskalierten Situation die Anwohner am Sportplatz Stahnsdorfer Damm ebenfalls keine Unterstützung bekommen hätten. Kimpfel kritisierte: „Das ist hausgemachter Sprengstoff, der nun entschärft werden soll.“ Auch Bernd Pape (Lokalunion) hielt nichts davon, dass die Kommune die Kosten für einen Streetworker übernehmen solle. „Da muss nach anderen Möglichkeiten gesucht werden“, lehnte er das Projekt ab. Dagegen mahnte Klaus-Jürgen Warnick (PDS): „Wir kommen in Zeitverzug, wenn wir nicht handeln.“ Es könne doch nicht angehen, 178000 Euro in ein Projekt zu investieren und dann nicht das Geld aufbringen können, um die Sache zu begleiten, so Warnick. Schon im Hauptausschuss hatte Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) über die Situation am neu eröffneten Bolzplatz informiert. Vor allem das nächtliche Treiben einiger Jugendlicher, das sich bis in die angrenzenden Wohngebiete ausweite, sei alarmierend. Um die Lage in den Griff zu bekommen, hätte es bereits Gespräche mit der Polizei und der Jugendfreizeit-Einrichtung gegeben, so Blasig. Auch mehrere Jugendliche, die den Bolzplatz am Tage nutzen, hatten bereits gemeinsam mit PDS-Vertretern und Anwohnern über Lösungen diskutiert. Eine davon hieß Streetworker und wurde vor allem von den Anwohnern als beste Variante favorisiert. Doch Ruth Barthels (SPD) meinte in der Gemeindevertreter-Sitzung: „Ein Streetworker ist die falsche Antwort.“ Sie sah vor allem in fehlenden kulturellen Angeboten die Ursachen für nächtliches Treiben auf dem Bolzplatz. Denn ein Streetworker repariere ja nur das, was eigentlich fehle, weshalb dieses Geld in Diskos und attraktive Programme fließen solle, so Barthels. Ganz anders sah das ihr Fraktionskollege Bernd Bültermann: „Ich sehe Bedarf, weil ich sehr wohl die Auswirkungen bemerke.“ Dringenden Handlungsbedarf sieht auch PDS-Vertreter Wolfgang Kreemke, vor allem weil sich die Kommune aufgrund anwachsender Kinderzahlen bereits jetzt auf Probleme einstellen müsse. Außerdem konzentriere sich die Arbeit eines Streetworkers nicht allein auf Problemkinder. Auch Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) unterstrich, dass das Problem nicht isoliert betrachtet werden dürfe, vielmehr gelte es vorausschauend zu entscheiden, ob weitere Mitarbeiter einzustellen sind, um aufsuchende Jugendarbeit zu organisieren. Dabei wolle die Gemeinde den Fehler der Nachbargemeinde Stahnsdorf vermeiden, den Streetworker allein agieren zu lassen, sondern ihn in die gesamte Jugendarbeit integrieren und an die Jugendfreizeit-Einrichtung in der Förster-Funke-Allee binden. Seit einem Jahr bemüht sich die Verwaltung um einen Streetworker. Doch nach dem mehrheitlichen Willen der Gemeindevertreter steht nun im nächsten Kulturausschuss erst einmal eine jugendpolitische Grundsatzdebatte bevor, ebenso wurde ein Konzept gefordert.
Kirsten Graulich
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