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Von Hagen Ludwig: Havelsee-Gemeinden werden lauter
Bürgermeister legen Verkehrsminister gemeinsamen Forderungskatalog zum Flughafen Schönefeld vor
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Potsdam-Mittelmark - Der Protest der der Havelsee-Gemeinden gegen Fluglärm wird immer lauter. Vor einer „Schwerpunktbelastung“ ihrer Kommunen durch die künftigen Flugrouten des Airports Schönefeld haben die Bürgermeister von Nuthetal, Schwielowsee, Werder (Havel) und Michendorf am gestrigen Dienstag in einem Offenen Brief an den brandenburgischen Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) gewarnt. „Kein Bürgermeister erwartet, sein Gebiet könne zu einer ,Flugverbotszone’ werden“, heißt es dem von Ute Hustig (Linke), Kerstin Hoppe, Werner Große (beide CDU) und dem amtierenden Michendorfer Bürgermeister Karl-Heinz Oed unterzeichneten Schreiben. Die jetzigen Pläne seien jedoch nicht akzeptabel.
Die größte Sorge der vier Kommunen sind die geplanten Anflüge auf die Nordbahn in den Hauptverkehrszeiten. Laut bisherigen Planungen könnten die Maschinen bei Ostwind im Vier-Minuten-Takt direkt über die gesamte Stadt Werder sowie die Gemeinden Schwielowsee und Michendorf donnern (PNN berichteten). 50 000 Menschen wären „zentral betroffen“, so die Bürgermeister.
Angesichts dieser Befürchtungen haben die vier Bürgermeister einen gemeinsamen Forderungskatalog aufgestellt. An erster Stelle steht die sofortige Aufnahme der Kommunen in die Fluglärmkommission, die am 11. April in Schönefeld zu ihrer nächsten Tagung zusammentrifft. „Soweit es um den jetzt noch gestaltbaren Teil der Flugroutenplanung geht, zählen unsere Kommunen zu den Hauptbetroffenen. Es ist absurd, dass sie die entsprechenden Entscheidungen nicht mitgestalten können sollen“, heißt es in dem Schreiben. Die Fluglärmkommission umfasst mittlerweile 38 Mitglieder. Wie berichtet, sind die Gemeinden Hoppegarten, Schöneiche und Woltersdorf neu aufgenommen worden. Den vier Havelsee-Kommunen wurde der Zutritt indes bisher versperrt.
Hinsichtlich der Anflugrouten bekräftigen die vier Kommunen ihre Forderung, den Anflug-Korridor westlich von Ketzin beginnen zu lassen und außerhalb des Berliner Rings bis westlich von Fichtenwalde zu führen. Zum Startbahn-Anflug würden die Maschinen noch rechtzeitig vor Bad Belzig drehen. Damit könnten Potsdam, Werder und die Havelsee-Region sowie andere dicht besiedelte Gebiete vom Fluglärm verschont bleiben. Ein entsprechender Vorschlag wurde auch vom Landkreis Potsdam-Mittelmark in der Fluglärmkommission eingebracht. Zu den Abflugrouten vom Flughafen Schönefeld stellen die Bürgermeister zwei Forderungen auf. Sie sollten erstens hinter Ludwigsfelde „rasch und deutlich“ Richtung Süden zur A10 verschwenkt werden, um so die Kernbesiedlungen von Nuthetal und Michendorf vom Fluglärm zu entlasten. Verlangt werden zweitens verbindliche, höhenunabhängige Vorgaben für die Maschinen, bei Abflügen westlich von Ludwigsfelde außerhalb des Autobahnrings zu bleiben. Zuvor hatten bereits die Bürgerinitiativen kritisiert, dass die Maschinen ab einer Höhe von 1500 Metern über die gesamte Region fliegen könnten.
Einig sind sich die vier Havelsee-Kommunen auch in ihrer Forderung nach einem strengen Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr. Bisher soll es nur in der Zeit von von 0 bis 5 Uhr gelten. In dieser Frage wolle die brandenburgische Landesregierung keine weiteren Abstriche zulassen, hatte Verkehrsstaatssekretär Rainer Bretschneider (SPD) zuvor erklärt.
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