Potsdam-Mittelmark: Havelspange bedroht Fähre
Bürgerinitiative: Caputher Gemünde könnte viele Gäste verlieren
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Schwielowsee · Caputh - Wenn am Sonnabend zum vierten Mal zum Fährfest am Caputher Gemünde eingeladen wird, gibt es auch einen Wermutstropfen: Aus Sicht der Bürgerinitiative „Rettet den See“ ist der Namensgeber des Festes durch die aktuellen Planungen für die Templiner Spange in seiner Existenz bedroht. Das bestätigt auch Fährmann Karsten Grunow: Er hat als Betreiber der Fähre privat in einen wachsenden Markt investiert, als er mit „Tussy II“ ein neues Fährboot anschaffte. Ein sechsstelliger Betrag war damals aus Eigenmitteln fällig. Dieser muss jetzt durch möglichst volle Überfahrten eingespielt werden, auch um den Bankkredit des Fährmanns bis 2013 abzulösen. Für die Anschaffung von „Tussy II“ haben das Land Brandenburg und die Gemeinde Schwielowsee zusammen etwa eine Millionen Mark von den 1,3 Millionen Mark Gesamtkosten aufgebracht.
Eigentlich könnte Karsten Grunow heute optimistisch in die Zukunft blicken, wäre da nicht das Projekt der Potsdamer Ortsumgehung über den Templiner See, das seine wirtschaftliche Zukunft ruinieren und das Überleben der Fähre gefährden kann. „Die Havelspange wird erhebliche wirtschaftliche Probleme für die Fähre und die umliegende Gastronomie bringen.“ Davon ist Grunow überzeugt. „Viele werden die Abkürzungsstrecke über die Havelbrücke nehmen, die ja dem Autofahrer keine Brückenmaut abnimmt.“ Klar, dass er seine Dienstleistung dann nicht gratis anbieten kann. Er erhält für den Betrieb auch keinerlei öffentliche Zuschüsse, sollte er den Betrieb nicht mehr durchhalten. Die Havelspange hingegen wird aus öffentlichen (Steuer)mitteln finanziert.
Steht die von der Potsdamer Stadtverwaltung gewollte, vierte Havelbrücke erst einmal, könnte es schnell das Aus für die Fähre bedeuten. „Von ein paar Fußgängern, einigen Radfahrern und hin und wieder ein paar Autos kann dann die Fähre nicht überleben.“ Auch das Gemeindesäckel dürfte laut Grunow den Umsatzrückgang in fünfstelliger Summe als Gewerbesteuerausfall spüren. Vielleicht gibt es nach dem Bau der Havelspange auch kein unbeschwertes Fährfest in Caputh mehr?
„Die Havelspange kann zum touristischen Jobkiller für die Gemeinde Schwielowsee werden“, meint Hans-Joachim Kursawa, einer der Sprecher der Bürgerinitiative Rettet den See, die mit den umliegenden Initiativen das Projekt ablehnt. „In Wirklichkeit gibt es für die Havelbrücke keinen nachgewiesenen verkehrlichen Bedarf. Sie ist auch keine Umgehungsstraße für Potsdam, da der hauptsächliche Quell- und Zielverkehr sich im Nordosten und Nordwestens Potsdams abspielt und die Brücke im Süden stehen würde.“ Sie sei vielmehr ein überdimensioniertes, teures Brückenprojekt, das mit allen notwendigen Straßenanschlüssen mehr als 100 Millionen Euro kosten, das Landschaftschutzgebiet Templiner See zerschneiden und neuen Durchgangsverkehr vom Berliner Ring anziehen werde. „Das alles bringt unterm Strich nur Nachteile für die Umlandgemeinden und für Potsdam nicht die erhoffte Entlastung.“
Die Caputher Fähre könnte dann irgendwann aus wirtschaftlichen Gründen verschwunden sein. „Die Gemeindevertreter aus Schwielowsee, die zwar in der kommunalen Arbeitsgruppe in Potsdam Sitz und Stimme haben, müssen sich endlich wesentlich stärker als bisher mit touristischen und wirtschaftlichen Argumenten einmischen. Bisher fallen ihre Argumente kaum ins Gewicht“, meint Prof. Albrecht Söllner aus Potsdam, der als ein Vertreter aller Bürgerinitiativen in der kommunalen Arbeitsgruppe die Interessen der Bürgerinitiativen rund um den Templiner See wahrnimmt. wh
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