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Feuchtgebiet. Weitere Teile der „Ungeheuerwiesen“ könnten künftig so aussehen. Landwirte finden das gar nicht idyllisch.

©  Peter Koch

Michendorf: Heftiger Streit um Flutungspläne

Landwirte stellen sich im Umweltausschuss gegen Vorhaben des Landschaftsfördervereins: Es um die Wiederherstellung von 200 Hektar Niedermoor.

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Michendorf – Der Streit um die geplante Vernässung der „Ungeheuerwiesen“ gewinnt an Schärfe. Im Umweltausschuss der Gemeinde Michendorf standen sich am Mittwoch Befürworter und Gegner einer Wiederherstellung von 200 Hektar Niedermoor im Ton unversöhnlich gegenüber. Das Gremium will nun einen neutralen Experten suchen, um mit seiner Hilfe eine Lösung zu finden.

Wie berichtet plant der Landschaftsförderverein Nuthe-Nieplitz, einen Teil des Moores wieder unter Wasser zu setzen. Dazu soll der Königsgraben, der die Fläche entwässert, aufgestaut werden. Betroffen sind Flächen in den Orten Stücken, Fresdorf, Tremsdorf, Körzin und Blankensee. Die Wiesen im Naturpark Nuthe-Nieplitz werden bereits jetzt nur eingeschränkt für die Futtergewinnung bewirtschaftet. Das wäre dann überhaupt nicht mehr möglich. Betroffene Landwirte fürchten deshalb um die Existenz ihrer Betriebe. Jüngst bildete sich die Bürgerinitiative „Prokulturlandschaft“ gegen die Moor-Pläne.

Im Umweltausschuss hatte zunächst Landwirt Jens Schreinicke, der Gemeindevertreter für die CDU ist, dem Ausschuss die Sicht der Betroffenen dargestellt. Diese kommt einer vollständigen Ablehnung der Vernässung gleich. Für die Landwirte wiegen die befürchteten wirtschaftlichen Einbußen schwer. Gleichzeitig zweifeln sie am Nutzen des Vorhabens für die Umwelt.

Durch die Vernässung der Moorflächen sollen diese zu einem Speicher für Kohlendioxid und Wasser werden, argumentiert der Landschaftsförderverein: Intakte Moor können große Wassermengen aufnehmen. Die enthaltene Biomasse speichert das klimaschädliche Kohlendioxid. Trocknet ein Moor, wird das Gas wieder freigesetzt. Außerdem seien Moore ein Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.

Diese Argumente seien laut Schreinicke nur die halbe Wahrheit. Der Landschaftsförderverein informiere falsch und einseitig über das Vorhaben, sagte er im Ausschuss. Im Gegensatz zu dem Verein, dem bereits ein Großteil der Flächen gehört, sieht Schreinicke die Vernässung eher als Klimakiller statt als Klimaretter. „Wenn ein trockenes Moor wieder geflutet wird, tritt in den ersten Jahren Methan aus“, sagte Schreinicke. Das Gas sei um ein Vielfaches klimaschädlicher als Kohlendioxid. Auch die Artenvielfalt werde durch die Vernässung der Wiesen nicht begünstigt. So würden Vogelarten verdrängt, die sich von auf den Wiesen lebenden Nagetieren ernähren. Es würden sich also nicht mehr sondern lediglich andere Arten auf den Flächen ansiedeln. Außerdem bedrohe der steigende Grundwasserspiegel die Häuser in angrenzenden Orten. Bereits in den vergangenen regenreichen Sommern gab es dort feuchte Keller. Seine Sichtweise wurde vom Stückener Ortsvorsteher Udo Reich geteilt.

Claudia Günther, Ausschussmitglied und Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Gemeindevertretung, verwies hingegen auf die positiven Folgen der Vernässung: Die Kohlendioxidspeicherung wirke dauerhaft und nicht nur ein paar Jahre. Außerdem werde das Moor attraktiver für den Tourismus. Der Zusammenhang zwischen der Moor-Flutung und den feuchten Kellern in Tremsdorf sei nicht erwiesen, so Günther.

Der Ausschuss will nun wissenschaftlichen Rat suchen. Außerdem soll auf Initiative von Günther auch der Landschaftsförderverein eingeladen werden. Dieser arbeitet unterdessen an einer Machbarkeitsstudie und lässt an zehn Standorten den Grundwasserspiegel überwachen.

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