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Potsdam-Mittelmark: Heilstätten: Der Spuk ist vorbei

Polizei ermittelt acht Randalierer und spricht 154 Platzverweise aus. Investor bedankt sich für die Hilfe

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Beelitz - Georg Hoffmann atmet durch: „Die Polizei hat mir geholfen“, sagt der Geschäftsführer der Heilstätten Projektentwicklungs GmbH (HPG). Hoffmann will in einem Quadranten von Beelitz-Heilstätten im August einen Baumwipfel-Zeitreise-Pfad eröffnen. Doch je mehr über die Pläne bekannt geworden war, desto schlimmer trieben ungebetene nächtliche Gäste ihr Unwesen auf dem Gelände. Die Polizeidirektion West hat deshalb in den vergangenen Wochen versucht, dem zerstörerischen Treiben Einhalt zu gebieten. Mit Erfolg, wie Hoffmann findet: „Der Spuk in den Heilstätten ist vorbei.“

Bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit dem Chef der Polizeidirektion West, Peter Meyritz, und Jörg Hennig, dem Leiter einer eigens eingerichteten Ermittlungsgruppe, wurde am Freitag von handfesten Erfolgen berichtet. So konnte eine Tätergruppe dingfest gemacht werden, die im Februar mit einem Baustellenbagger das Portal des Chirurgiegebäudes und danach den Bagger selbst demolierte und eine zweite Tätergruppe, die im März wiederholt die frisch gesetzten Zäune zerstörte.

Im Fall eins lieferten die vier Tatverdächtigen – zwei Berliner, ein Potsdamer und ein junger Mann aus Oberhavel – den Beweis über Facebook frei Haus: Sie stellten ein Video ins Internet, in dem zu sehen ist, wie sie mit dem Bagger ihr nächtliches Zerstörungswerk vollenden. Mit einem Zeugen konnten die Täter auf den Aufnahmen identifiziert werden, sagte Hennig. Einer der Täter, die zwischen 21 und 29 Jahre alt sind, ist geständig. Ein zweiter Täter soll sich bei der Polizei in Berlin erkundigt haben, mit welchem Strafmaß er denn rechnen muss.

Allein die zivilrechtlichen Forderungen in diesem einen Fall dürften sich auf etwa 100 000 Euro belaufen, sagte Hennig. Mehrere Zehntausend Euro beträgt der Schaden, der entstanden ist, als im März Dutzende frisch gesetzter Zaunpfähle herausgerissen wurden. Die Polizeidirektion ermittelte ein Quartett aus Sachsen-Anhalt als Tatverdächtige – 19 bis 34 Jahre alte Radau-Touristen, die noch vernommen werden müssen.

Seit April, als die Polizei in den Heilstätten verstärkt aktiv geworden ist, seien 14 Strafanzeigen erstellt worden, 154 Platzverweise ausgesprochen und 68 Personen und Fahrzeuge durchsucht worden, sagte Ermittlungsleiter Hennig. Unter den fast 200 Personen, deren Personalien aufgenommen wurden, war auch der „Schleicher von Beelitz“. Er hatte sich engagieren lassen, um in Gespensterkostümen und mit Henkerswerkzeugen illegale Besuchergruppen zu erschrecken. „Wir konnten ihm nichts nachweisen“, sagte Hennig. Vor allem sei der Schleicher nicht für die brutalen Sachbeschädigungen verantwortlich gewesen.

Der Polizei sei es bei ihren nächtlichen Einsätzen – sogar mit Hubschrauber und Wärmebildkamera – gerade darum gegangen, dem ausufernden Vandalismus Einhalt zu gebieten. Dass sei auch gelungen, wobei man sich jetzt dennoch nicht völlig aus den Heilstätten zurückziehen werde.

Direktionschef Meyritz nannte mehrere Gruppen, die illegal auf dem Gelände der HPG unterwegs waren und teils noch sind: Tagesneugierige, die übrigens auch gestern das Schild „Privatgelände“ ignorierten und durchs offene Tor spazierten, und die nächtlichen Gäste wie Spuk- oder Gothic-Fans, außerdem Leute, die an illegalen Führungen durch das Gelände teilnehmen. Elf Personen seien mehrfach nachts am Rand des Geländes erwischt worden – offenbar Organisatoren nächtlicher Führungen.

Ermittelt werde und wurde aber besonders gegen die Klientel, die die historische Bausubstanz beschädigt, darunter übrigens auch obskure Fotografen, die nach der Aufnahme ihr Motiv zerstören, um einmalige Bilder zu bekommen.

Georg Hoffmann hatte schon über einen Rückzug aus seinem Millionenprojekt nachgedacht. Gestern schlug er versöhnlichere Töne an: „Wir waren schon total entmutigt. Der Polizeieinsatz war wichtig und wir sind dankbar, dass die Polizei in Brandenburg uns unterstützt hat.“ Der „Spukort“ sei während der Jahre des Leerstands eine Episode in den Heilstätten gewesen, doch die sei nun vorbei. „Wir setzen auf die Schönheiten der Architektur und der Parkanlage“, sagte Hoffmann. Am 15. August solle der erste Abschnitt des Baumwipfelpfads in Betrieb gehen, auf die Baugenehmigung hofft er nächste Woche.

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