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Von Thomas Lähns: Heilstätten werden abgeriegelt
Eigentümer sichert Ruinen gegen unbefugte Eindringlinge. Die Entwicklung des Areals geht aber weiter
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Beelitz - Die Ruinen von Beelitz-Heilstätten werden künftig nicht mehr zu betreten sein. Die Eigentümergesellschaft setzt zurzeit ein Sicherheitskonzept um, mit dem vor allem die nächtlichen Eindringlinge vor der Tür gehalten werden sollen. Zäune sind bereits gezogen worden, die leerstehenden Gebäude werden verschlossen. Zudem patroulliert der Sicherheitsdienst künftig noch häufiger. Nun kommt allerdings auch tagsüber niemand mehr auf das Gelände – auch keine Spaziergänger, Fotografen oder Studenten, die sich für die Architektur interessieren. „Es ist bedauerlich, dass das Fehlverhalten einiger weniger jetzt dazu führt, dass wir generell sperren müssen“, sagte Investor Torsten Schmitz gestern den PNN.
Denn der nächtliche Grusel- und Krawalltourismus hat sich als ernstes Problem entpuppt. Gruppen von bis zu 50 Leuten waren bis vor kurzem noch nachts durch die zum Teil über hundertjährigen Gebäude der ehemaligen Lungenheilstätte gestriffen, meist alkoholisiert oder unter Drogen. Die bitteren Folgen: Ein 25-Jähriger war Ende Mai aus einem der Fenster gestürzt starb an seinen Verletzungen. Ein Ermittlungsverfahren gegen den Eigentümer wegen fahrlässiger Tötung läuft noch, bestätigte die Polizei. Mitte Juni ist ein 32-Jähriger in einen der Schächte auf dem Gelände gestürzt – nachts. Er verletzte sich ebenfalls schwer.
Die Stadt macht jetzt Druck: Bis Mitte dieses Monats sollen die Sicherungsmaßnahmen umgesetzt werden, ansonsten droht ein Ordnungsgeld, sagte der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth gegenüber den PNN. „Es sind Menschen zu Schaden gekommen, da muss man reagieren“, argumentierte der Rathauschef, der das Image seiner Stadt in Gefahr sieht. Auch im eigenen Interesse solle der Eigentümer die Anlagen sichern, denn nur so ließen sich die denkmalgeschätzten Gebäude vor Vandalismus bewahren, so Knuth.
Das Sicherheitskonzept sieht vor, alle Zugänge, über die man von öffentlichen Wegen aus auf das Gelände kommt, abzuriegeln. Die offenen Schächte der unterirdischen Lüftungs- und Versorgungstunnel werden geschlossen, zudem sollen noch größere Verbots-Schilder aufgestellt werden. In dieser Woche wurden die konkreten Schritte mit der Bauaufsicht abgestimmt – in konstruktiven Gesprächen, wie Schmitz betonte. Schon längst versucht er, rigoros gegen nächtliche Eindringlinge durchzugreifen. Wird jemand auf dem Gelände erwischt, wird er bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten und angezeigt. „Es kann aber nicht unsere Aufgabe sein, den Leuten klar zu machen, dass ein Privatgrundstück keine Partymeile ist“, so Schmitz. Künftig sollten die Polizeistreifen grundsätzlich anhalten, wenn sie nachts Personen und Autos auf den Parkplätzen sehen – der Verdacht der Trunkenheit oder von Drogen am Steuer sei auf jeden Fall gegeben, schätzt er.
Trotz allem geht es weiter mit der Entwicklung der Heilstätten, wie Torsten Schmitz berichtete. Von den voll erschlossenen und erst kürzlich als Bauland angebotenen Grundstücken zwischen Linden- und Ahornweg ist das erste verkauft, sieben Interessenten haben bereits reservieren lassen. Es sind vor allem junge Familien, die hier ihr Eigenheim planen und für einen Preis von 35 bis 58 Euro pro Quadratmeter die Parzellen erwerben wollen. Für den C-Quadranten im Südwesten gebe es mittlerweile auch konkrete Pläne: Die historischen Gebäude sollen saniert und für „gehobenes Wohnen“ ausgebaut werden, Neubauten sollen den Bestand ergänzen. Für die Versorgung sollen ausschließlich erneuerbare Energien genutzt werden, kündigte Schmitz an. So ist zum Beispiel eine große Photovoltaik-Anlage entlang der Bahngleise geplant.
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