Aus dem GERICHTSSAAL: Heimkind sexuell missbraucht?
Erzieher bestreitet die schweren Vorwürfe
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Schwielowsee · Geltow – Caroline C. * (20) sagt unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Dies hatte ihre Anwältin beantragt, weil intimste Details aus dem Leben der Mandantin zur Sprache kommen würden. Caroline C. soll zwischen 1998 und 2000 von einem Erzieher des Geltower Kinderheims sexuell missbraucht worden sein. Als kleines Mädchen schwieg sie, war überzeugt davon, dass ihr keiner glauben würde. Erst nach ihrem 18.Geburtstag offenbarte sie sich einer ehemaligen Erzieherin.
Peter P.* (56) bestreitet die schweren Vorwürfe vor dem Schöffengericht. Er habe in der „familienähnlich orientierten Wohngruppe“ in einem Ort unweit von Geltow mit acht bis zehn Kindern den Part des Vaters innegehabt. Da sei es nichts Ungewöhnliches gewesen, die Kleineren beim Fernsehen auf den Schoß zu nehmen, ihnen beim Gute-Nacht-Sagen ein Küsschen auf die Wange zu geben. Caroline und ihre Zwillingsschwester Clementine* seien 1997 ins Heim gekommen. „Sie waren damals zehn Jahre alt, sahen aber aus wie Schulanfänger“, so Peter P. Beide Mädchen seien sehr aufgeschlossen und anhänglich gewesen. Deshalb habe er schnell guten Kontakt zu ihnen aufgebaut. Von den Vorwürfen, die Caroline C. gegen ihn erhob, sei er wie vor den Kopf geschlagen, betont der Mann, der inzwischen in Berlin arbeitet. Vielleicht – so seine Überlegung - sei dies eine späte Rache des Mädchens. Die externe Wohngruppe sei auf Betreiben der neuen Kinderheim-Leiterin aufgelöst, er im August 2000 in die Jugendwohngruppe nach Geltow umgesetzt worden. „Ich hatte überhaupt keine Möglichkeit, mich von den Kindern zu verabschieden. Die müssen sich ja verraten vorgekommen sein.“
„Ich hatte das Gefühl, die Älteren würden Herrn P. deutlicher zeigen, wo die Grenzen liegen“, begründet die Heimleiterin vor Gericht ihre damalige Entscheidung. „Die Erzieher sollen nicht in Konkurrenz zu den Eltern treten, sondern darauf hinwirken, dass die Probleme zwischen Eltern und Kindern gelöst werden.“ Zu viel Nähe sei da aus ihrer Sicht unangebracht.
„Plötzlich sollte unser Team, so wie es war, nicht mehr existieren“, berichtet Gudrun G.* (48), die „Mutter“ der ehemaligen Wohngruppe. Sie frage sich immer noch, weshalb Peter P. als erster gehen musste. „Ich kenne ihn seit 15 Jahren. Die Kinder haben ihn geliebt. Anzeichen für sexuellen Missbrauch habe ich bei Caroline nie bemerkt. „Wir haben viel Wert darauf gelegt, familienähnliche Beziehungen aufzubauen, da die Kinder keine guten Erfahrungen mit ihren Familien gemacht hatten.“ Die Zwillinge hätten ihr später einmal erzählt, die Zeit in der Wohngruppe sei die schönste ihres Lebens gewesen. Dem widerspricht eine andere Erzieherin: Der Angeklagte habe sie im August vorigen Jahres um die Handy-Nummer von Caroline, die inzwischen in einer eigenen Wohnung lebt, gebeten. Daraufhin habe das Mädchen völlig aufgelöst reagiert, ihr schließlich „zitternd und weinend“ anvertraut, was damals passiert sei. Die Verhandlung wird am 7. November fortgesetzt. (*Namen geändert) Hoga
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