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Potsdam-Mittelmark: Herz der Insel soll wieder schlagen

Ideen fürs Lendelhaus: Wohnen, Gewerbe und Kultur / Sanierung bis 2010 geplant

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Werder - Wohnen, wo einst die Ritter lebten, Gewerbe auf dem Gelände, welches schon die Kurfürsten als Freigut anerkannt hatten: Nach Jahren des Leerstandes soll wieder Leben in das Lendelhaus auf Werders Insel einkehren. Bereits im April dieses Jahres hatte der Potsdamer Architekt Harald Dieckmann den Komplex zwischen Marktplatz und Uferweg übernommen. Die Pläne nehmen mittlerweile Gestalt an: Neben zirka zehn Wohnungen sollen hier ein Markt für regionale Produkte sowie Veranstaltungs- und Ausstellungsräume entstehen. Auch an die Kultur hat Dieckmann gedacht: Das Theater „Ton und Kirschen“ soll hier eine Bühne bekommen. Am Dienstagabend präsentierte er dem Gewerbeverein seine Ideen.

Der Investor hatte vor zwei Jahren bereits die Ziegelei übernommen und wieder in die Produktion gebracht, er kennt sich also aus mit schwierigen Fällen. „Vor dem Lendelhaus wurde ich gewarnt“, konstatierte er. Hier habe es mehr Wechsel als Blüten gegeben: Insgesamt 70 Eigentümer in den vergangenen 400 Jahren. „Aber ich bin guter Dinge“, so Dieckmann, der hier auch selbst wohnen und arbeiten will. In kleinen Schritten wolle er das Anwesen restaurieren und vermarkten. Ein grober Zeitrahmen sieht den Bauabschluss für 2010 vor. Noch vor dem kommenden Winter soll das Dach der ehemaligen Saftfabrik „notgedeckt“ werden, um weitere Schäden zu vermeiden.

Für den Rundgang am Dienstagabend wurden die Gebäude von außen in grünes Licht getaucht. Selbst als Ruine entbehrt die historische Fabrik nicht eines gewissen Charmes. So soll zumindest das Obergeschoss als solche konserviert werden und später als Caféterrasse dienen. In den Gewölbehallen stehen noch zwei große Fässer, weitere sollen sich dazu gesellen, wenn hier ab dem Frühjahr wieder Wein gelagert wird. An Ideen mangelt es nicht, Dieckmann spielt sogar mit dem Gedanken, das Werdersche Bier „nach Hause“ zu holen und hier wieder zu brauen.

Dies geschah an dieser Stelle seit 1573, als Kurfürst Johann Georg das Gut privilegierte und das Brauen in Werder erlaubte. 1786 gelangte der Freihof in den Besitz der Petzower Adels-Familie von Kaehne, die hier 1789 das Stadtpalais errichtete. Seit 1916 ist dieses als „Lendelhaus“ bekannt, denn in jenem Jahr kaufte der Unternehmer Friedrich Wilhelm Lendel das Anwesen und errichtete hier eine Saftfabrik. Bis 1964 wurde diese noch, lange nach Lendels Tod, von seiner Frau weitergeführt. Eng mit dem Haus verbunden ist die Werderanerin Johanna Beyer. Ihre Mutter arbeitete im Haushalt der Lendels, bis 1993 lebte sie selbst im Haus. „Ich bin glücklich, dass hier wieder Leben einkehrt“, sagte sie während des Rundgangs.

Auch in der Werderaner Stadtverwaltung wird das Vorhaben begrüßt. Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) befand sich auch unter den Besuchern am Dienstag. Im vergangenen Jahr sei Dieckmann mit seinem Konzept an die Stadt herangetreten und gemeinsam habe man nach Fördermöglichkeiten gesucht. So könne im Rahmen der Städtebauförderung die Hüllensanierung getragen werden. Für die Feinarbeiten im Inneren der Gebäude hat der Besitzer die Jugendbauhütte Berlin-Brandenburg gewonnen: Nachwuchs-Denkmalschützer, die sich hier ihre Sporen verdienen können.

Bereits am ersten Dezemberwochenende wird hier in Kooperation mit dem Gewerbeverein ein kleiner Weihnachtsmarkt stattfinden – als Teil des Gesamtkonzeptes „Weihnacht in Werder“. Werders Beigeordneter gab sich überzeugt: „Das Lendelhaus wird die gesamte Insel weiter beleben.“ Thomas Lähns

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