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Potsdam-Mittelmark: High Noon auf dem Marktplatz

Am Wochenende lädt die Schützengilde zu Werder (Havel) 1704 zum Fest / Neuer Präsident wird gekürt

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Am Wochenende lädt die Schützengilde zu Werder (Havel) 1704 zum Fest / Neuer Präsident wird gekürt Werder - Es ist ein Stück Neuanfang für die Schützengilde zu Werder: Nach den Feierlichkeiten zum 300. Jubiläum im vergangenen Jahr will man sich nun wieder verstärkt dem sportlichen Teil des Vereinslebens widmen. Kreis- und Landesmeister hat die Blütenstadt ja immer wieder hervorgebracht. Und es gibt einen neuen Präsidenten: Ulrich Franke, Mitglied seit der Wiederbegründung 1994 und langjähriger Kopf der Gilde, hat das Zepter an den 42-jährigen Mario Meißner abgegeben. Erste öffentliche Amtshandlung für Meißner in diesem Sommer: Die Eröffnung des Schützenfestes am 6. August. Meißner ist Ur-Werderaner. Der Weg zur Schützengilde sei für ihn eher ungewöhnlich verlaufen, erinnert er sich. Bis Anfang der 90er Jahre war er Mitglied im Werderaner Jugendkarnevalsclub. 1993 löste sich der WJC auf, „und ich habe einen neuen Verein gesucht". 1997 sei er das erste Mal bei der Schützengilde gewesen und war vom Gemeinschaftssinn der Waffenbrüder sofort begeistert. Der Beitritt erfolgte ein Jahr später und Meißner übernahm das Amt des Schatzmeisters. 2001 schoss er sich als „1. Ritter“ ins Königshaus der Gilde und bekleidete damit auch noch einen höfischen Posten. Ulrich Franke will nun zwar kürzer treten, bleibt aber dem Verein erhalten - schließlich ist die Leitung der 116 Mitglieder starken Gilde und das Betreiben der Schießanlage in der Adolf-Damaschke-Straße Gemeinschaftsarbeit. „Es läuft im Prinzip wie eine Firma“, sagt auch Vizepräsident Klaus-Dieter Haase. Denn nach Werder kommen Schützen aus dem Umland, aus Berlin und sogar aus der Prignitz. „Weil die Anlage unterirdisch ist, kann man rund um die Uhr schießen - und auch im Winter“, erklärt Franke die rege Nachfrage. Außerdem gebe es immer wieder lobende Worte für das Ambiente und die Professionalität der Schießwarte. Der ehemalige Präsident bleibt auch für die Vereinsgeschichte zuständig - und die umfasst bei den Werderaner Schützen immerhin drei Jahrhunderte. Von der Gründung durch den ersten König in Preußen, Friedrich I, über die Auflösung durch seinen Sohn, den sparsamen Soldatenkönig, die Wiedereinführung durch Friedrich II. bis hin zu zwei Weltkriegen und den Sozialismus ist die Geschichte eine wechselvolle. „1886 wurde die Gilde selbstständig, von Kronprinz Wilhelms Gnaden“, blickt Franke auf die goldenen Zeiten zurück. Damals habe der Verein 300 Mitglieder gezählt. Das lässt zwar eine enge Verbindung zu höheren Kreisen vermuten, aber die Werderaner Schützengilde sei immer für alle freien Bürger offen gewesen - und dazu zählten hier auch die Obstbauern. Nach der Zwangspause in der DDR fand 1994 die Wiederbegründung mit einer handvoll Mitglieder statt. Das Jubiläum im vergangenen Jahr war demnach ein doppeltes. Geselligkeit und Tradition sind zwei von drei Säulen des Vereins. Darüber hinaus trainieren die Mitglieder natürlich auch weiterhin für Wettkämpfe mit Luft-, Klein- oder Großkalibergewehr. Die Senioren seien besonders sportbegeistert, immerhin ist das Luftgewehrschießen eine der wenigen Disziplinen in der gesamten Breite des Sports, in der man auch noch mit 70 Jahren Landesmeister werden kann, erläutert Meißner. Auch die Jugendarbeit soll weiter vorangebracht werden. „Jugendliche zu gewinnen ist nicht schwer, sie aber zu halten schon“, sagt Ulrich Franke. Viele würden wegen eines Ausbildungsplatzes den Verein wieder verlassen. Der Festzug am 6. August wird zwar nicht mehr ganz so groß wie im Vorjahr - damals reihten sich knapp 30 befreundete Gilden aneinander - aber mit dem neuen Veranstaltungsort unterstreichen die Waffenbrüder ihre historische Bindung an die Stadt: Das diesjährige Schützenfest findet auf dem Marktplatz auf der Insel statt. Hier wird ein großes Festzelt aufgebaut, in dem Live-Bands spielen, es wird Kinderbelustigungen und ein buntes Markttreiben geben. Der Schießsport steht natürlich im Mittelpunkt, beim Bürgerschießen dürfen auch die Nicht-Mitglieder zum Luftgewehr greifen und ihr Können beweisen. Kinder können sich an der Armbrust und an einem Lasergewehr versuchen, das ganz ohne Patronen über einen Sensor die Treffgenauigkeit misst. Es wird ein Wildbret- und ein Preisschießen veranstaltet und am Sonntag wird dann der Schützenkönig des 301. Jahres in der Vereinsgeschichte ermittelt. Thomas Lähns

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