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Potsdam-Mittelmark: Hilfe für Hunde, Katzen und einen Schwan auf den Gleisen
Tierheim bei Belzig fordert mehr Geld von Gemeinden für die Fundtierbetreuung / Schwielowsee sträubt sich gegen Pauschale von 9 800 Euro
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Schwielowsee - Es war ein erster Testlauf – und für das Tierheim Verlorenwasser offenbar ein Verlustgeschäft. 2 200 Euro hat die Gemeinde Schwielowsee in diesem Jahr für die Aufnahme von Fundtieren im Gemeindegebiet an das Tierheim aus der Nähe von Belzig bezahlt. Dafür sind insgesamt 17 herrenlose Tiere abgeholt, versorgt und im Tierheim untergebracht worden. Im kommenden Jahr soll die Kommune nun tiefer in die Tasche greifen: Ein pauschaler Betrag von 9 800 Euro steht unter einem Vertragsentwurf, der nun den Gemeindevertretern vorgelegt werden soll.
Nachdem das Potsdamer Tierheim vor einem Jahr geschlossen wurde, mussten sich die Umlandgemeinden nach neuen Partnern umsehen. Sie sind verpflichtet, herrenlose Fundtiere aufzunehmen und zu betreuen, können die Aufgabe aber an Dritte abgeben. Anbieter in nächster Nähe sind das Pfötchenhotel in Beelitz sowie die Tierheime Brandenburg (Havel) und Verlorenwasser. Alle drei hätten auf die Ausschreibung aus der Gemeinde Schwielowsee geantwortet, erklärte Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) im Hauptausschuss. Allerdings biete nur letzteres einen 24-Stunden-Notdienst an, und ohne den gehe es nicht. Die Gemeinde könne sich schließlich keine eigenen Tierfänger leisten, und bevor die Verwaltungschefin oder ihre Fachdienstleiter während ihres Bereitschaftsdienstes nachts gefährliche Hunde einfangen müssten, solle man den Vertrag unterzeichnen, warb Hoppe um Zustimmung.
Der Hauptausschuss lehnte den Vertragsentwurf für das kommende Jahr jedoch ab und beauftragte die Verwaltung mit Nachverhandlungen, zu groß sei die Kostensteigerung gegenüber dem Vorjahr. „Der Anbieter weiß, in welcher Klemme wir nach der Schließung des Potsdamer Tierheims stecken“, sagte Roland Büchner vom Bürgerbündnis Schwielowsee. Heiko Hüller (FDP) rechnete den Pauschalpreis auf die 17 in diesem Jahr gefundenen Tiere herunter: 600 Euro pro Tier seien zu hoch. Dem widersprach Gemeindevertreterin Lisa Stoof (Linke): Sie unterstrich, dass die Tiere eingefangen, tierärztlich behandelt, gefüttert und betreut werden. „Die Tagessätze dafür sind sehr niedrig gerechnet.“
Bürgermeisterin Hoppe hob die guten Erfahrungen im vergangenen Jahr mit dem Tierheim in Verlorenwasser hervor: „Sie sind sofort gekommen, wenn man sie gerufen hat.“ So sei unter anderem mitten in der Nacht sogar ein Schwan abgeholt worden, der verletzt auf den Eisenbahngleisen in Caputh gelegen hatte.
Für das Tierheim selbst sei die Fundtierbetreuung auch nach der Preiserhöhung ein gewaltiges Zuschussgeschäft. „Um wirtschaftlich arbeiten zu können, müssten wir von den Kommunen vier bis fünf Euro pro Einwohner nehmen“, sagte Tierheimleiter Wolfgang Aland gestern auf Anfrage. In Schwielowsee habe man mit nur einem Euro gerechnet, weil die Zusammenarbeit gut funktioniere und man sich selbst in der Verantwortung sehe. Für insgesamt sieben Kommunen hat Verlorenwasser in diesem Jahr Tiere abgeholt und betreut, manche könne man nicht mehr vermitteln und die kosten Geld. Die Ausgaben dafür habe das Tierheim nicht mal ansatzweise wieder eingenommen. „200 000 Euro haben wir den Gemeinden quasi geschenkt“, so Tierheimleiter Aland.Thomas Lähns
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