Fischer in Potsdam-Mittelmark müssen Tiere entsorgen: Hitze setzt einheimischen Fischen zu
Werder (Havel)/Seddiner See - Die hohen Temperaturen gefährden den Fischbestand in Potsdam-Mittelmarks Seen. Das bestätigte Manfred Mannheim, Betriebsleiter der Potsdamer Binnenfischerei in Seddiner See am gestrigen Mittwoch.
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Werder (Havel)/Seddiner See - Die hohen Temperaturen gefährden den Fischbestand in Potsdam-Mittelmarks Seen. Das bestätigte Manfred Mannheim, Betriebsleiter der Potsdamer Binnenfischerei in Seddiner See am gestrigen Mittwoch. „Allgemein haben die Seen derzeit zu wenig Sauerstoff“, sagt Mannheim. „Wenn die Seen umkippen, dann gehen die Fische ein.“ Dem Karpfen geht es bei hohen Temperaturen hingegen prächtig. „Der Karpfen liebt die Wärme und jetzt fressen sie schön“, sagt Mannheim.
Der Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes Brandenburg-Berlin, Lars Dettmann sieht dies anders. „Viele Teiche haben zu wenig Wasser, dann kann es schnell zu Sauerstoffmangel kommen“, sagt er. Es könnte in einigen Tagen sogar so weit kommen, dass Teiche abgefischt und die Fische umgesetzt werden müssen. Die Karpfenernte beginnt im September und dauert bis Mitte November. Eine Prognose wollte der Verband nicht abgeben.
Während die Hitze den Bestand gefährdet, kämpfen die Fischer mit unverkäuflichem Bestand. Etwa 2300 Tonnen Fisch aus Brandenburgs Gewässern sind in den vergangenen drei Jahren an Zootiere verfüttert oder in Biogasanlagen verwertet worden. Dabei handelte es sich um Marmor- und Silberkarpfen, Bleie und Güster, heißt es in einer Antwort von Brandenburgs Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage. „Es ist eigentlich ein Frevel, so viel Fisch zu entsorgen. Doch er ist nicht zu vermarkten“, erklärt Dettmann.
Ein Grund liegt darin, dass die Karpfen Relikte aus der DDR sind. „Man hat sie damals aus Südostasien eingeführt und hier in großen Mengen angesiedelt“, erläutert er. Ziel sei es gewesen, mit ihrer Hilfe der vielen Algen und Wasserpflanzen in besonders nährstoffreichen Gewässern Herr zu werden und gleichzeitig hochwertiges Fischeiweiß für die Bevölkerung zu produzieren. Doch diese Ziele seien verfehlt worden. „Die Leute wollten den Fisch nicht“, fügte er hinzu.
Anders verhält es sich mit den Bleien und Güstern: Diese Arten seien zwar einheimische Fische, doch wegen der hohen Nährstoffgehalte in den Gewässern vermehrten sie sich oft zu stark, erklärt Dettmann. Das Nahrungsangebot sei aber wiederum nicht ausreichend für ein normales und nachhaltiges Wachstum. Die Folge davon seien große Massenbestände kleinwüchsiger Fische. Da an solchen Bleien und Güstern kaum Fleisch sei, seien sie natürlich auch völlig unverkäuflich, sagt der Fischer. Die Entnahme der Fische gehöre jedoch zur Hege der Gewässer, betont Dettmann. (mit dpa)
Björn Stelley
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