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Potsdam-Mittelmark: Hoffnung für Sperlingslust Gemeinde sucht in Ferch politische Lösung

Schwielowsee · Ferch - Die Bewohner der Fercher Bungalow-Siedlung „Sperlingslust“ blicken weiter sorgenvoll nach Belzig: Im Februar hatte die Untere Bauaufsicht 19 Familien, die dort ihren Hauptwohnsitz haben, die Nutzungsuntersagung angekündigt (PNN berichteten). Immerhin: Durch den massiven Protest der Anwohner – sie hatten sich an den Petitionsausschuss des Landtages gewandt – und den Einsatz der Gemeinde wurde eine Frist bis 31.

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Schwielowsee · Ferch - Die Bewohner der Fercher Bungalow-Siedlung „Sperlingslust“ blicken weiter sorgenvoll nach Belzig: Im Februar hatte die Untere Bauaufsicht 19 Familien, die dort ihren Hauptwohnsitz haben, die Nutzungsuntersagung angekündigt (PNN berichteten). Immerhin: Durch den massiven Protest der Anwohner – sie hatten sich an den Petitionsausschuss des Landtages gewandt – und den Einsatz der Gemeinde wurde eine Frist bis 31. Dezember eingeräumt. Bis dahin stehen die Verwaltungsräder still. Im Ortsbeirat am Mittwoch wurde erörtert, wie man diese Zeit nutzen kann.

Die Bungalows im Seddiner Weg und der Beelitzer Straße gibt es seit den 1960ern. Nach der Wende hatten sich die Besitzer, meist Rentner, entschieden, ihre Hauptwohnung nach Ferch zu verlegen. Die Anmeldung bei der Gemeinde lief reibungslos. Dass man auch eine Baugenehmigung braucht, hätte damals niemand gewusst, hieß es. Voriges Jahr sorgte ein Nachbarschaftsstreit für Ärger, jemand rief bei der Bauaufsicht an. Konsequenz: Die Behörde kontrollierte alle Grundstücke – und wurde fündig. Neben 19 Wochenendhäusern kamen Pavillions und Carports auf die schwarze Liste.

Das rechtliche Problem solcher Waldsiedlungen gibt es überall in Ostdeutschland, wie Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) feststellte. Daher sprach sie sich am Mittwochabend für ein politisches Vorgehen aus. Bis vor wenigen Jahren habe die Brandenburgische Bauordnung einen Passus zur Duldung solch strittiger Fälle beinhaltet. Der flog mit der Novellierung raus. Hoppe empfahl, den Kreistag und den Landtag einzubeziehen, um die Duldung wieder zu ermöglichen.

Der Ortsbeirat sprach sich für einen zweiten Weg aus: Über die Gemeindevertretung soll ein Änderungsverfahren im Flächennutzungsplan eröffnet werden. Während das läuft, könne keine Nutzungsuntersagung verfügt werden, so Ortsbürgermeister Roland Büchner (BBS). Die Siedlung Sperlingslust taucht im Flächennutzungsplan als weißer Fleck auf – weil man 2002 bei der Verabschiedung mit der Landesplanung nicht einig wurde. Dass das Land nun doch einer Ausweisung der Waldsiedlung als Mischfläche zustimmen würde, dem räumte die Bürgermeisterin kaum Chancen ein. Telefonisch habe sie aus dem Ministerium für Raumordnung bereits eine Absage erhalten.

Sollte es dennoch klappen, so fürchtete Gemeindevertreterin Helga Martins (BBS), könnten auch Bewohner anderer Bungalowsiedlungen auf Änderungen im Flächennutzungsplan drängen. Folge: die Bildung von Splittersiedlungen. Auch sie sprach sich für den Weg über den Landtag aus und schlug vor, dass sich die Gemeinde in die Debatte zum neuen Landesentwicklungsplan einbringt.

Im Ortsbeirat wurde zugleich die Verschiebung kommunaler Kompetenzen auf Kreis- und Landesebene kritisiert. Laut Landesverfassung haben die Gemeinden zwar die Planungshoheit, doch die Realität sehe längst anders aus. „Mit dem neuen Landesentwicklungsplan wird es noch schlimmer. Wir müssen vorpreschen“, gab sich Roland Büchner kämpferisch. Es geht also nicht mehr nur um das Baurecht für die Waldsiedler. Ein Stück ihrer Kompetenzen wollen sich die Schwielowseer zurückerobern. Thomas Lähns

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