
© Thomas Lähns
Von Thomas Lähns: Hoheit mit Weitblick
Ohne Erntehelfer keinen Spargel – Carina Wunderlich weiß das zu würdigen
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Beelitz – Den Medienrummel ist Carina Wunderlich schon gewohnt: Seit sieben Jahren arbeitet die 33-Jährige auf dem Spargelhof Syring und bewirbt das Beelitzer Edelgemüse regelmäßig auf der Grünen Woche. Dennoch war der gestrige Tag eine Premiere für sie: Als frisch gekürte Spargelkönigin gab sie den Startschuss für die diesjährige Saison und holte mit geschickten Handgriffen und unter dem Blitzlichtgewitter Dutzender Fotografen die offiziell erste Stange aus Zauchwitzer Boden. Tausende Erntehelfer werden es ihr nun wieder bis Ende Juni gleichtun und auf 1100 Hektar rund um Beelitz das Edelgemüse ernten.
Die neue Beelitzer Hoheit kennt die harte Arbeit und so sprach sie den ausländischen Erntehelfern ihre Anerkennung aus: „Ohne diese Menschen würden wir den Spargel nicht vom Feld bekommen, dafür danke ich ihnen.“ Durch die Wirtschaftskrise ist die Zahl der Saisonarbeiter in der Region wieder gestiegen: Waren in den vergangenen Jahren viele lieber nach Skandinavien, Holland oder Großbritannien gezogen, lohnen sich diese weiten Wege aufgrund höherer Kosten kaum noch. 5200 Arbeitserlaubnisse hat die Potsdamer Arbeitsagentur in diesem Jahr erteilt, erst 122 Stornierungen hat es gegeben, erklärte Arbeitsamts-Sprecherin Isabel Wolling gestern auf Anfrage. Im April vergangenen Jahres seien es noch 330 Plätze gewesen, die nicht besetzt wurden.
Ein Stück mehr Anerkennung, wie sie Carina Wunderlich deutlich machte, könnte außerdem die Erntehelfer locken. Als Finanzbuchhalterin auf dem Syringschen Hof hat die Spargelkönigin einen Überblick über deren Leistung, kennt viele von ihnen seit Jahren. Während deutsche Kräfte in der Regel rasch erschöpft seien und nicht mehr wiederkämen, würden die Arbeiter aus Osteuropa immer wieder nach Beelitz pilgern und hier anpacken. Wunderlichs Dankesworte bewegten. Sie machten deutlich, dass der Erfolg der Region Beelitz nicht nur von gutem Marketing abhängt – und sie kündigten eine Regentschaft mit Weitblick an. Zauchwitz’ Ortschefin Ellen Wisniewski nannte Wunderlich „die Seele dieses Hofes“. Die zweifache Mutter ist nun Botschafterin aller 17 Spargelhöfe in der Region.
Generell mehr Werbung für Beelitz und seinen Spargel forderte Manfred Schmidt, Vorsitzender des Spargelbauvereins, in seiner Ansprache: „Potsdam hat ein gutes Marketing, der Fläming hat ein gutes Marketing. Wir liegen dazwischen, aber wer kennt schon die Zauche?“ Offensiv müsse sich das neue Mittelzentrum Werder/Beelitz mit seinem Obst- und Gemüsegebiet vermarkten. Ähnlich argumentierte Sozialminister Günter Baaske (SPD): Von der Fläche her sei Brandenburg zwar nur Spargelland Nummer drei in Deutschland, „aber hier, vor allem in Beelitz, schmeckt er so gut, dass man ihn sich am liebsten quer in den Mund stecken würde“.
Im Kleinen läuft das die Vermarktung aber bereits gut: Bei Familie Syring zum Beispiel wird auf einer Gesamtfläche von 850 Hektar Landwirtschaft betrieben: Spargel, Getreide, Raps und Kürbisse werden angebaut und auf Märkten oder vor Ort verkauft. Für die Kundschaft stehen die Hoftore weit offen: An jedem Wochenende in der Saison pilgern die Gäste hier her und lassen sich die regionale Küche schmecken, kaufen Erzeugnisse im Hofladen oder erfreuen sich am Programm mit regelmäßigen Veranstaltungen. Künftig gibt es noch einen Grund mehr, nach Zauchwitz zu kommen: Dank Spargelkönigin Carina Wunderlich ist das kleine Dorf jetzt Residenz.(mit dpa)
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