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„Polo macht süchtig“, sagt Moritz Gädeke vom Preußischen Polo & Country Club in Phöben. Der Veranstalter des Maifeld Cups versteht sich auch als Botschafter des Sports.

© Thilo Rückeis

Potsdam-Mittelmark: Hoppe, kloppe, Reiter

Am Berliner Olympiastadion wird ab heute der Maifeld Polo Cup ausgetragen. Veranstalter Moritz Gädeke tritt auch selbst an – mit seinem Team aus Phöben

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Werder (Havel)/Berlin - Papa Schlumpf ist gut in Form zurzeit. Der Apfelschimmel steht still am Polofeld in Phöben und wartet auf seinen Einsatz. Während Hund Louis im Spiel um ihn herumtobt, bleibt das Pferd völlig unbeeindruckt. „Er hat ein ruhiges Gemüt“, sagt Moritz Gädeke. „Für den Polosport ist das ideal.“

Moritz Gädeke richtet seit sechs Jahren den Maifeld Cup aus. An diesem Wochenende wird er bei den Finaltagen des Cups am Olympiastadion auch auf dem Schimmel Papa Schlumpf spielen. Der siebenjährige Wallach ist einer der wenigen Hengste im Polosport, Stuten sind üblicher, weil sie als ruhiger gelten. Er ist nur eines von fünf Pferden, die bei einer Partie für Moritz Gädeke zum Einsatz kommen. Polo ist ein schnelles Spiel: Bei den vier Spielabschnitten à siebeneinhalb Minuten wechseln die Spieler die Pferde mehrmals, um die Verletzungsgefahr für die Tiere zu verringern.

Während der Saison von Mai bis September trainiert Gädeke auf dem Spielfeld des Preußischen Polo & Country Clubs in Phöben. In dem Werderaner Ortsteil fanden vergangenes Wochenende auch die Vorrundenspiele statt.

Dass sein Team „Eltec“ in diesem Jahr den Maifeld Cup noch gewinnt, wird allerdings schwierig, sagt Gädeke. Denn in der Vorrunde hat das Team zwei von drei Spielen knapp verloren. Die gemischten Teams aus vier Spielern setzen sich von Turnier zu Turnier neu zusammen, meist mit internationalen Spielern.

Der 30-jährige Gädeke spielt auf der zweiten Position und unterstützt damit den Angriff. Markenzeichen der Polospieler ist die weiße Jeans. Weil das ziemlich unpraktisch ist, kommt Gädeke zum Training aber immer mit Bluejeans. Auch für die meist sehr schlanken und muskulösen Poloponys gibt es modische Vorschriften: den zusammengebundenen Schweif, die kurze Mähne und die Bandagen an den Beinen. Und die sind wichtig, denn dass der Schläger die verletzlichen Beine der Pferde kaum trifft, gleicht für Laien einem Wunder.

Im ländlichen Phöben geht es in den Sommermonaten ziemlich international zu. Die Mehrheit der Spieler beim Maifeld Cup kommt aus Argentinien, den USA oder England. Extra für das Turnier sind mehrere Spieler aus den USA angereist, sie wohnen während des Cups in der Nähe der Reitanlage und trainieren täglich auf dem Poloplatz. Wenn Gädeke gerade nicht Englisch spricht, ruft er seinen Mitarbeitern Franco und Cesar auf Spanisch etwas zu.

Die beiden Argentinier verbringen die Saison jedes Jahr in Phöben, kümmern sich um die Tiere und trainieren ihre Kondition. In Argentinien ist Polo Volkssport. „Die besten Polospieler der Welt kommen aus Argentinien und werden in der Pampa mit den Tieren groß“, sagt Gädeke. Auch in den USA ist der Sport groß, in Europa ist England weit vorn. „Es ist weltweit nur ein kleiner Kreis aus Polospielern. Deswegen kennt man sich.“

„Berlin ist allerdings keine Reiternation“, sagt Gädeke. „Den Spaß am Polosport muss man den Berlinern erst beibringen.“ Dem 30-Jährigen aus Grunewald liegt es am Herzen, das Bild des Sports und seiner Sportler zu verbessern – weg von der royalen Sportart, hin zum Familienereignis. „Wir erwarten nicht, dass die Leute mit Hüten zum Maifeld kommen.“

Gädeke weiß, dass man die Berliner ganz entspannt und lässig locken muss: mit Picknick auf der Wiese, Musik von DJ Erok, Ponyreiten und Kinderschminken, alles kostenlos. Und das Olympiastadion an sich ist schon ein besonderer Ort: Weltweit ist es das einzige olympische Polofeld. Denn als es für die Olympischen Sommerspiele 1936 gebaut wurde, war Polo noch olympisch. Im selben Jahr war das allerdings schon wieder vorbei.

Bereits zum sechsten Mal richtet Gädeke mit seiner Mutter Sylvia den Cup an diesem Wochenende aus. Seit er neun Jahre alt ist, spielt Gädeke Polo, und hat auch seine Mutter für den Sport begeistern können. Sein Vater kaufte sich damals ein Pferd, konnte es dann jedoch wegen eines Unfalls nicht selbst reiten. Also sprang der Sohn ein und lernte auf dem Pferd namens Cordera reiten – und auch gleich Polo. Hauptberuflich arbeitet der Berliner im Familienunternehmen in der Immobilienentwicklung. Studiert hat er in London, in den Semesterferien kam er aber zum Polospielen immer zurück nach Berlin.

Für den Maifeld Cup wünscht sich Gädeke nicht nur, dass alle Spaß haben. Sondern auch, dass bei den Spielen nichts Schlimmeres passiert. „Polo ist ein sehr gefährlicher Sport, sowohl für die Tiere als auch für die Menschen“, sagt Gädeke, der sich selbst schon die Nase gebrochen – ein Pferdekopf traf ihn – und an der Schulter verletzt hat. Anderen sei es noch schlimmer ergangen, da habe er viel miterlebt. Trotzdem will Gädeke mit dem Polo weitermachen, so lange er kann. Denn: „Polo macht süchtig.“ Jana Scholz

Maifeld Cup auf dem Maifeld im Olympiapark Berlin, Glockenturmstraße 1, Westend. Sonnabend und Sonntag, 13 bis 18 Uhr. Eintritt frei. www.maifeldpolocup.de

Jana Scholz

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