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KulTOUR: Hörspiel, Brot und gute Bilder

Zehn Jahre KulturForum Schwielowsee – Jubiläumsveranstaltung in Ferch

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Schwielowsee - Achtzig Konzerte, zahlreiche Ausstellungen und Lesungen, Diskussionen mit namhaften Persönlichkeiten, Benefizveranstaltungen, ein internationales Bildhauersymposium, Musikeinspielungen, Wandertouren – was hat das KulturForum Schwielowsee in den letzten zehn Jahren nicht alles getan, um Musik und Malerei, Literatur, Architektur, und auch Heimatgeschichte über die Ortsgrenzen Ferchs hinauszutragen! Integration rund um den „Teich“ stand von Anfang an genauso auf seinem Programm wie Wirksamkeit nach außen.

Am Sonnabend fand an mehreren Stellen des Ortes die große Jubiläumsveranstaltung statt. Viel Lob „von oben“ gab es in der Kulturscheune durch Kerstin Hoppe, während in der Fischerkirche bereits der erste von drei Durchgängen einer hochinteressanten Klanginstallation lief: Der Komponist Martin Daske stellte eine raumorientierte Arbeit vor, welche vorderhand den Charakter eines extra-düsteren Hörspiels hatte. Zu kurzen Sequenzen eigener Feder für Bassklarinette und Kontrabass wird eine Reise von Paris ins belgische Namur auf einem Binnenschiff erzählt, wobei reale mit phantastischen Beschreibungen wechseln, wie es die Himmelsrichtungen und die Wetter an Bord auch tun. Sogar jenseits aller Tragik behauptet diese erstklassige Arbeit immer wieder das Gefühl von existentieller Verlassenheit. Die Lebensreise mit unbekanntem Ziel endet so: „Und irgendwo dahinten, da wollen wir hin“

Unabhängig von solcher Orientierungslosigkeit waren einige Besucher am Orts-Backofen versammelt, der dank des KulturForums und vieler Helfer seit 2005 wieder in Betrieb ist, drei Veranstaltungen des Vereins sind ihm jährlich geweiht. Jetzt aber duftete es nach Brot und frischem Kuchen, auch das gehört ganz elementar zur Kultur. Rasch in die kleine Rathaus-Galerie hineingeschaut, wo Christina Faix einen Ausschnitt aus ihrer Jahresausstellung zeigte – hübsche Aquarelle und einiges in Acryl, die Blumen ihrer Hand sind wie mit Surrealisten-Augen gemacht. Auch Sprüche liebt die „Hobbymalerin“: „Jedes Leben hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende, wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.“ Wem sagte sie das

In der Alten Metzgerei traf man den Maler Antonio Caretta wieder, er geht jetzt nach Italien zurück. Der Berliner Oberstudienrat Matthias Blume las Wilhelm Buschs „Abenteuer eines Junggesellen“ vor kleinem Publikum sehr hübsch, danach die Vernissage von Olaf Thiedes Ausstellung „Märkische Bauerngärten“. Auf seinen Radtouren hatte er diese kulturellen Relikte schon lange im Blick. Tolle Pastelle entstanden – mit viel mehr Lebendigkeit als die vielen Dorf-Veduten. Im Sommer kommt dazu ein Text-Bildband heraus, der Maler, jetzt auch in Öl arbeitend, möchte so ganz im Sinne des KulturForums alte Traditionen bewahren. Na ja, sein Werk ist ja längst selbst ein „preußischer Klassiker“ geworden.

Irgendwo war ein Clown unterwegs, in der Alten Schule gab es dann noch einen wissenschaftlichen Vortrag über Maria Goslich. Die ganze Veranstaltung war mit Klugheit und Liebe bereitet. Mal ging sie zum Magen, mal ans Herz, mal rief sie den Intellekt. Jammerschade, dass es so wenig Besucher gab, bei solchem Anlass und Aufwand. Trotzdem allen Respekt vor den zehn guten Jahren und diesem einen Tag. Das KulturForum mit seinen nunmehr 49 Mitgliedern ist Kulturträger und Traditionsbewahrer in einem. Alles am Sonnabend ordnete sich dem zu, auch der heitere Sinn, mit dem man den kunstreichen Ort dann verließ.

Nächste Veranstaltung am 12. Juli, 17 Uhr in der Dorfkirche Geltow: Sommerliches Orgelkonzert mit Lothar Knappe

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