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Das Revier Flottstelle ist von Eichen geprägt. Der Eichenprozessionsspinner setzt den Bäumen zu.

© Andreas Klaer

Von Henry Klix: Hubschrauber soll Eichen retten

Landesforstbetrieb sagt Eichenprozessionsspinner im Revier Ferch-Flottstelle den Kampf an

Stand:

Schwielowsee - Seit zwei Jahren setzt der Eichenprozessionsspinner dem Waldgebiet Flottstelle zwischen Ferch und Caputh zu. Jetzt greift der Landesbetrieb Forst zum letzten Mittel: Voraussichtlich Anfang Mai wird der Schädling, der zum Absterben ganzer Eichenbestände führen kann, von der Luft aus bekämpft, sagt Waldschutzexpertin Katrin Möller vom Forstkompetenzzentrum Eberswalde. Hubschrauber sollen ein Insektizid verteilen. Brandenburgweit sind, besonders an der Westflanke des Berliner Rings, 500 Hektar Wald vom Eichenprozessionsspinner befallen, ein Fünftel davon im Revier Flottstelle, wie Möller erklärte. Hier hat er nach jüngsten Erhebungen besonders viele Eier abgelegt.

Die Raupe des Nachtfalters ernährt sich von Eichenblättern, frisst sie bis zu den Blattrippen. Ihre Brennhaare, die Larvenhäute und Gespinstnester enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, das bei Hautkontakt zu allergischen Hautreaktionen und sogar Asthmaanfällen führen kann. Der Fercher Oberförster Holger Hendtke hatte noch gehofft, dass der feuchte Mai 2010 die Bestände etwas dezimiert: Parasiten und Pilze sind die natürlichen Feinde der Raupe. Die Hoffnung auf eine „Selbstregulierung“ des Waldes habe sich nicht erfüllt.

„Besonders an der Autobahn sah es im Sommer schlimm aus“, so Hendtke auf PNN-Anfrage. „Manche Eichen waren fast kahlgefressen.“ Untersuchungen zur „Eidichte“ zum Jahresbeginn in den Kronenbereichen haben das Bild bestätigt, die Prognosen sehen düster aus. „Es ist nicht weniger geworden“, sagt Hendtke. Das Revier Flottstelle sei mit etwa zehn Prozent von Eichen geprägt.

Die Oberförsterei und das Forstkompetenzzentrum würden die Bekämpfung mit einem biologischen Insektizid bevorzugen. Das Mittel der Wahl heißt Dipel, ein Bakterienpräparat, dass kaum Nebeneffekte für andere Organismen mit sich bringt, wie Katrin Möller erklärt. In Waldgebieten im Bereich des Autobahndreiecks Havelland habe man bereits gute Erfahrungen mit Dipel gemacht. Mehrere Jahre wurde das Insektizid dort gespitzt. „Dieses Jahr haben wir dort keine Eier mehr“, so Möller. Das Problem: Die Genehmigungen für solche Insektizide werden immer nur befristet erteilt, die aktuelle Genehmigung läuft im April endgültig aus. „Den Antrag auf Zulassung muss der Hersteller stellen.“, so Waldschutzexpertin Möller. Die Forstwirtschaft gilt allerdings nicht als attraktiver Kunde. Ein großes Geschäft ist nicht zu machen. Für Waldflächen sei außerdem nur noch das chemische Pflanzenschutzmittel Dimilin zugelassen, dass allerdings auch viele nützliche Insekten abtötet. Möller hofft nun auf eine Sondergenehmigung des Bundesverbraucherschutzministeriums.

Ein weiteres Problem: Besonders entlang der Autobahn in Ferch ist der Schädlingsbefall sehr hoch. Hier mit einem biologischen Insektizid zu arbeiten sei weniger bedenklich. „Dimilin bis an den Rand der stark befahrenen Autobahn zu spritzen ist nicht zu machen“, so Möller, selbst wenn der Hubschrauber ganz nah an den Baumkronen fliegt und dank moderner GPS-Steuerung wirklich nur die befallenen Flächen gespritzt werden.

Laut Möller steigt in Brandenburger Forsten seit sechs Jahren die Zahl der Eichenprozessionsspinner. Für die Bekämpfung mit Insektiziden gibt es nur ein kleines Zeitfenster: Die Raupen müssen geschlüpft sein und die Eichen soweit ausgetrieben, dass das Bekämpfungsmittel in den Blättern hängen bleibt. Auch andere Schädlinge machen der Forstverwaltung zu schaffen: So müssen in diesem Jahr Kiefernbestände in Doberlug-Kirchhain und erneut in Niemegk gespritzt werden. Hier ist mit der Nonne ein Feind der Nadelwälder unterwegs. Der kalte Winter machte auch diesem Nachtfalter nichts aus.

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