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KulTOUR: „Ich bin wieder dahaa!“

„Vulkanier“ Axel Feuerberg in der Teltower Galerie Altstadthof

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Teltow - Jedes Leben ist wie ein Gleichnis, dazu geboren, dem jeweiligen Gegenüber etwas von sich zu erzählen. Sonst gäbe es ja weder Alltag noch Kunst. Axel Feuerberg, 1956 in Berlin-Zehlendorf geboren, seit zwei Jahren Wahl-Teltower, macht da keine Ausnahme. Seine Vita führte ihn von nicht so erfolgreichen Pädagogik-Studien zum Grafik-Design, von dort zurück zu sich selbst. Dem so kunstbeflissenen wie an den Belangen Teltows interessierten Galeristen und Fotokünstler Dieter Leßnau ist es zu danken, dass man am Spätwerk dieses „Vulkaniers“ in seiner Altstadthof-Galerie teilhaben darf.

Wie es bis dahin war, zeigt das Aquarell „Inspirator“: In der verfremdeten Form eines alten Röhrenradios steuert seine Hand an einem Drehknopf Befehle, wie man sie von digitalen Bildbearbeitungsprogrammen kennt. Selbstkritik zweifellos, und ein Schritt auf sich zu. Axel Feuerberg hatte wohl bemerkt, wie rasch seine Malpinsel bei diesem elektronischen Bildgeflimmer eintrocknen: Die Hand, der Pinsel, die Farbe sind mehr wert als alle Pixel der Erde zusammen!

Was in den letzten zwei Jahren bildnerisch wie eine Schaffensexplosion über ihn kam, ist sozusagen „Selbsterkenntnis bei konsequent abgeschaltetem Strom“, also ohne Computer. Und ist nun der Clown auf dem Einrad, sein Ruf „Ich bin wieder dahaa!“ klingt fast wie ein Mani-Festchen

Was erzählt nun all das „Gepinselte“ von dieser avantgardistisch-exemplarischen Tat? Auf der einen Seite sieht sich Feuerberg als pausbackiger Almwirt mit Akkordeon, als meist trauriger Clown in mancherlei Interieur. Das Kindsein verletzlich, die Erde bedroht: Sein Kleiner Prinz hält ein blutiges Schwert in der Hand, „Rattenfänger“ fixiert in Wildwestmanier einen Knaben, draußen wird gerade der „B-Plan“ verwirklicht. Dann die gemeinsame Bootsfahrt mit Don Quichote, Sterntalers Frage, ob dies denn alles sei, was da vom Himmel in seine Schürze fällt. Die Aquarelle wirken so leicht, als seien sie nur aus Luft gemacht.

Neben den gespachtelten, dreidimensionalen Versuchen, an denen nicht so viel zu finden ist, gibt es Gesellschaftskritik, heute leider fast aus der Mode. Gegen den Zölibat gerichtet, verweist „Engpass“ sehr drastisch den Zusammenhang zwischen Lendensteuerung und Narrenkappe; gleich daneben „Mitra pretiosa“. Die Matrjoschkas wie in schwarze Leichensäcke verpackt, „Global view“ ein einziger Schwelbrand – jetzt malt Feuerberg auch sein „Inferno“ in den verdächtigen Farben Schwarz-Weiß-Gelb dazu, kein Wunder, dass sich die „Pyromantia“ vor dem Lodern des Feuers im Diptychon derart räkelt und aalt. Irgendwann steht ja für jeden „Der letzte Zug“ bereit.

Neben solch personellen Arbeiten findet man echte und Seelen-Landschaften, unscharf gehalten bei „Lago“, fast als Einladung zum Kopfstand bei „Ansteuerung“ und „Der gleiche Weg“. Etwas zu liebevoll für den Titel („Ich hasse Frankfurt“) ist die Bankenstadt konterfeit, sehr spätkubistisch aber dynamisch ein „Regentag“. Obwohl Axel Feuerberg zum Gegenständlichen neigt, gibt er Beispiele für das Abstrakte: Mal ehrlich, könnte man Alexanders „Gordischen Knoten“ denn anders darstellen?

Pastellen, pastös, kritisch, heiter, politisch, privat – wie der Urwelt-Mammutbaum im Hofgeviert, so sagt auch der Vulkanier hier sein Sprüchlein auf: „Ich bin wieder. Ich bin!“ Auf steiler Klippe wirft ein Leuchtturm gleißendes Licht in die tiefschwarze Nacht. Alles hat Leben, alles ist Gleichnis.

Galerie Altstadthof, Potsdamer Str. 74, bis 2. September Di. bis Do. 13-18 Uhr, Fr. und Sa. nach Anfrage, Tel. (03328) 44770

Gerold Paul

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