zum Hauptinhalt
Dank für 20 Jahre Rückendeckung: Wardin mit Lebensgefährtin Viola Marowski. Nach seiner Verabschiedung will der Alt-Bürgermeister mehr Zeit für die Familie haben.

© lä

Potsdam-Mittelmark: „Ich war kein Diplomat“

Beelitz verabschiedet seinen Bürgermeister. Ein Hausmann wird Thomas Wardin aber wohl nicht

Stand:

Beelitz – Für die Familie wird er wieder mehr Zeit haben – zumindest vorerst. Nach 20 Jahren als Bürgermeister von Beelitz hat Thomas Wardin (SPD) seinen Abschied genommen. Heute übernimmt sein Nachfolger Bernhard Knuth (Bürgerbündnis Beelitz), der die Wahl im März haushoch gewonnen hatte, die Amtsgeschäfte. „Es sind große Schuhe, die du hinterlassen hast und in denen dein Nachfolger hoffentlich nicht versinken wird“, sagte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) am Freitag zu Wardin. In einem würdigen Rahmen hat Beelitz seinen langjährigen Bürgermeister an dessen letzten Arbeitstag verabschiedet: Mitarbeiter, Amtskollegen, Unternehmer, Spargelbauern, Vereine und Weggefährten waren gekommen. Die Schlange der Gäste verlief bis vor die Rathaustür und die Blumensträuße füllten den Sitzungssaal so weit aus, dass jemand spitz bemerkte, Wardin könne doch jetzt als Florist arbeiten.

Wie es beruflich für den 57-Jährigen weitergeht, konnte er selbst noch nicht genau sagen. Auf jeden Fall will er auch weiterhin eine Rolle in der Stadt spielen: Im Vorstand der Lokalen Aktionsgruppe Fläming-Havel und als Mitglied des Beelitzer Heimatvereines, dem er jetzt beitreten möchte. „Erstmal machen wir aber Urlaub, und dann muss ja auch noch eine Menge am Haus getan werden“, so Wardin. Dass es soweit kommt, bezweifelte indes seine Lebensgefährtin Viola Marowski. Sie und die beiden Töchter waren am Freitag ebenfalls dabei und sorgten dafür, dass der Abschied für Thomas Wardin leichter fiel. „Er wird kein Hausmann, so viel ist sicher“, sagte Marowski lachend gegenüber den PNN.

Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske (SPD) nannte Wardin einmal mehr „einen der besten Bürgermeister Brandenburgs“. „Denn noch vor 20 Jahren war es ein anderes Beelitz“, erinnerte Baaske. Wardin habe verstanden, das Geld zusammenzuholen, um die Stadt zu entwickeln. „Er hatte immer Ideen, war beharrlich und wurde von seinen Visionen getrieben“, sagte der Minister. Auch Stadtverordnetenpräsident Klaus Tischmeyer (SPD) bescheinigte Wardin in seiner Laudatio eine „Erfolgsbilanz, die auch von den Kritikern anerkannt wird“.

Allerdings hatte es gerade in den vergangenen Monaten zwischen Wardin und vielen Stadtverordneten, aber auch Mitarbeitern der Verwaltung arg gekriselt. Fehlende Kommunikationsbereitschaft wurde ihm vorgeworfen. Den Wahlkampf gegen Wardin hatten letztendlich auch viele ehemalige Freunde und Weggefährten geführt – und ihn gewonnen.

„Ich war kein Diplomat“, sagte der scheidende Bürgermeister nun im Rückblick. „Aber ein Diplomat kann man erst sein, wenn alles geschafft ist“, konstatierte er. In Beelitz sei noch nicht alles geschafft: „Die Altstadt ist noch nicht fertig, Beelitz-Heilstätten muss weiter entwickelt werden, um das gemeinsame Mittelzentrum muss nach wie vor gekämpft werden – wie auch für die Schulen“, so Wardin, der die ersten vier Jahre seiner Amtszeit Anfang der 1990er als die schönsten beschrieb. „Alles, was damals zu tun war, wurde einstimmig gemacht“, sagte er und räumte ein, dass es später immer schwieriger geworden sei, Einvernehmen in der Kommunalpolitik herzustellen. Aber: „Ich bin stolz, dass ich die Chance hatte, meiner Heimatstadt so lange vorzustehen“, so Wardin. Zumindest der letzte Arbeitstag dürfte ihn versöhnt haben. Thomas Lähns

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })