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Potsdam-Mittelmark: Illegaler Müll in Niemegker Tongrube Durchsuchungen in Mittelmark und Oberhavel

Niemegk - Brandenburg hat womöglich seinen nächsten Müllskandal: Das Landeskriminalamt hat gestern im früheren Tontagebau in Niemegk unsortierte Baumischabfälle freigelegt. Die dort ansässige Kultivierungsfirma nutzte die Restlöcher offiziell, um sie mit Bauschutt zu verfüllen.

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Niemegk - Brandenburg hat womöglich seinen nächsten Müllskandal: Das Landeskriminalamt hat gestern im früheren Tontagebau in Niemegk unsortierte Baumischabfälle freigelegt. Die dort ansässige Kultivierungsfirma nutzte die Restlöcher offiziell, um sie mit Bauschutt zu verfüllen. Jetzt besteht der Verdacht, dass sie sich dabei nicht an die Regeln gehalten und neben Beton- und Steinresten auch sogenannte Baumischabfälle verbuddelt wurden. Solche Abfälle, die auch Holz, Folienreste, Lacke, Metalle, Gips sowie Glas- und Stahlwolle enthalten, müssen an sich teuer sortiert und recycelt oder verbrannt werden.

Der Kultivierungsfirma gehört auch eine Tongrube in der Marienthaler Trottheide (Oberhavel), in der vor vier Jahren mindestens 3300 Tonnen illegaler Abfall, darunter Krankenhausabfälle, entdeckt worden waren. Es handelte sich um Brandenburgs ersten Müllskandal. Ein Geschäftsführer und ein Angestellter einer Recyclingfirma, die die Grube gepachtet hatten, wurden dafür zu Haftstrafen von zweieinhalb und drei Jahren verurteilt.

Am Standort Niemegk waren bei einer Tiefenkontrolle des Landesbergamts derweil vor einem Jahr Baumischabfälle festgestellt worden, teilte das Landeskriminalamt gestern mit, darunter „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ Gipsbaustoffe, mineralische Abfälle und Folienreste. Die Behörde geht von Grenzwertüberschreitungen bei Mineralölkohlenwasserstoffen, PAK und Sulfat aus. Die Besitzer hatten dem allerdings widersprochen.

In einem Verfahren der Potsdamer Staatsanwaltschaft durchsuchten Beamte des LKA mit Unterstützung des Landesamtes gestern schließlich sechs Objekte in den Kreisen Potsdam-Mittelmark und Oberhavel. Sie nahmen dabei mit schwerer Technik insbesondere Beprobungen im Tontagebau Niemegk vor, die bis heute andauern. „Bisher wurden hier fünf Schürfe angelegt, und dabei konnten auch unsortierte Baumischabfälle festgestellt werden“, sagte LKA-Sprecher Toralf Reinhardt gestern. Mengen- und Inhaltsangaben seien noch nicht möglich. Heute soll per Hubschrauber der mögliche Umfang der Ablagerungen dokumentiert werden.

Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft richtet sich gegen den 66-jährigen Geschäftsführer der Kultivierungsfirma, Ulrich P.. Bei den weiteren Durchsuchungsobjekten handelt es sich um Wohn- und Firmengebäude. „Insgesamt wurden hier bisher 270 Aktenordner, drei Festplatten sowie rund 500 Gigabyte Daten sichergestellt“, so Reinhardt. 

Laut LKA wurden in den vergangenen fünf Jahren in Brandenburg 15 Tatkomplexe der illegalen Müllentsorgung festgestellt und dabei 500 000 Tonnen illegaler Abfall entdeckt. Der bislang größte Fall ist der des „Müllpaten“ Bernd R., der unter anderem in drei DDR-Bürgermeisterkippen in Wusterwitz, die er renaturieren sollte, über 100 000 Tonnen Müll vergraben haben soll. Das Verfahren vor dem Landgericht soll nächstes Jahr beginnen. Henry Klix

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