Von Hagen Ludwig: Im Bademantel zur Therme
Das Belziger Thermalsoleheilbad wirbt um neue Gäste. Viele Hoffnungen ruhen auf einem Hotelprojekt
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Bad Belzig / Berlin - Möglichst noch im Juli soll mit dem Bau des neuen Kurhotels an der Steintherme in Bad Belzig begonnen werden. Das kündigte der Berliner Investor Norbert-Jörg Wolff am gestrigen Donnerstag auf einer Pressekonfernz auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin an. Pünktlich zum Deutschen Wandertag, der im Juni 2012 im Fläming stattfindet, könnten in dem Haus mit 67 Doppelzimmern und 13 Suiten dann die ersten Gäste empfangen werden. Ein ehrgeiziges Ziel, denn wie Wolff einräumte, sei die Finanzierung noch nicht vollständig gesichert. Die Gespräche mit den Banken würden noch laufen. Er rechnet mit einem Investitionsvolumen von 16,2 Millionen Euro. Darin enthalten sind bereits 5,2 Millionen Euro Fördermittel.
Das Wirtschaftsministerium des Landes Brandenburg habe bereits entsprechende Unterstützung signalisiert, erklärte die Bürgermeisterin von Bad Belzig, Hannelore Klabunde. Der Bebauungsplan für das vorgesehene Areal an der Steintherme liegt derzeit aus. Architektur und Materialauswahl sollen an die Gestaltung der Steintherme anknüpfen. Zunächst ist ein Halbkreis–Block geplant. Der könnte bei entsprechender Hotel-Auslastung in einem zweiten Abschnitt durch einen weiteren Halbkreis ergänzt werden, so Wolff, der bereits am Bau mehrerer Hotels und Pflegeheime beteiligt war.
Auf dem Hotelprojekt und eine damit verbundene Erhöhung der Gästezahl ruhen viele Hoffnungen in Bad Belzig, das seit einem Jahr den staatlich anerkannten Titel eines Thermalsoleheilbades trägt. Im Jahr 2009 war die Steintherme für rund 4,5 Millionen Euro aufwändig saniert und modernisiert worden. Neu gebaut wurden unter anderem eine russische Banja mit 60 Plätzen und eine Gradiersauna. Dennoch blieb die Besucherzahl auch im vergangenen Jahr noch hinter den Erwartungen zurück. 144 000 Gäste wurden gezählt – mit etwa 180 000 hatte man gerechnet. Die Belziger Stadtverordneten reagierten prompt und entließen im Februar den Geschäftsführer der zuständigen städtischen Kur- und Freizeit GmbH (Kuf), Dieter Hartmann, nach nur elfmonatiger Amtszeit. Kommissarisch hat jetzt der Kurkoordinator der Stadt, Christian Kirchner, den Posten des Bad-Chefs übernommen.
Der ausgewiesene Touristikfachmann zeigte sich gestern optimistisch, dass Bad Belzig einen festen Platz in der brandenburgischen Bäderlandschaft finden wird – trotz neuer Konkurrenz, die mit den in Werder und Potsdam geplanten Freizeitbädern zu erwarten ist. „Wir wollen uns deutlich von den anderen Spaß- und Freizeitbädern abheben. Dabei setzen wir auf medizinische Kompetenz und die Entwicklung eines Gesundheitsnetzwerkes in der Kurstadt“, sagte Kirchner. Auch Landrat Wolfgang Blasig (SPD) hält das für ein schlüssiges Konzept. Es gelte „strategische Allianzen“ mit verschiedenen Kliniken zu schmieden, sagte er gestern. Vor Ort selbst gibt es die Rehabilitationsklinik „Hoher Fläming“ und das Johanniterkrankenhaus. Das natürliche Plus in Bad Belzig: Der Kurort verfügt über eine eigene Thermalsole, die aus einer Tiefe von fast 800 Metern kommt und einen hohen Gehalt an Jod, Kalium, Kalzium und Magnesium aufweist.
Die Zielstellung von 180 000 Thermengästen im Jahr hält Christian Kirchner nach wie vor für realistisch. „An den Wochenenden sind wir gut besucht, doch an den Wochentagen gibt es noch erhebliches Potenzial“, so der Kurkoordinator. Das geplante Hotel mit einem direkten „Bademantelgang“ zur Therme spiele dabei eine wichtige Rolle. Es passe genau in das Bad-Belziger Konzept, mit interessanten Pauschalangeboten Gäste für mehrere Tage in die Kurstadt zu locken. Sie beinhalten Wellness- und Gesundheitsangebote der Steintherme ebenso wie Wander- und Kulturangebote im Fläming. Verstärkt werde dafür jetzt auch in den nahegelegenen Bundesländern Sachsen und Sachsen und Sachsen-Anhalt geworben, so Kirchner.
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