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Potsdam-Mittelmark: Im Ekiz wird es eng

Nach einem Jahr Familienwerkstatt in Werder gibt es jede Woche 100 Besucher

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Werder (Havel) - Mit Gebärden kann ein Baby viele seiner Bedürfnisse ausdrücken, weit bevor es sprechen kann. Schon im Alter von sechs Monaten versucht der Nachwuchs, sich mit Armen und Händen mitzuteilen, zum Beispiel damit das Licht zum Schlafen anbleibt oder wenn es etwas mehr Milch sein darf. Trainierte Kinder können sich ihren Eltern mit 20 Gebärden oder mehr mitteilen, während ihre Altersgenossen noch „Mama“ oder „Papa“ plappern, sagen Gebärdentrainer. Nach den USA und England ist diese Form der Kommunikation, die nebenbei die Sprachbildung fördert, auch in Deutschland im Kommen.

Der Babygebärdenkurs von Anna-Kristina Mohos aus Babelsberg ist nur eines der gefragten Angebote, mit dem das Werderaner Eltern-Kind-Zentrum (Ekiz) junge Familien in sein Haus im Hohen Weg 156 lockt. Heute wird die von den Sozialpädagoginnen Daniela Schmidt und Britta Franke geführte Einrichtung ein Jahr alt. Inzwischen zeigt sich: Die beiden Räume im Hortgebäude werden auf Dauer wohl nicht reichen. Kamen anfangs noch fünf bis sechs Eltern zur Krabbelgruppe, so werden die Stellplätze für Kinderwagen vor dem Haus inzwischen knapp, wie Britta Franke zur gestrigen Jubiläumsfeier erzählte: Wöchentlich nutzen inzwischen über 100 Besucher die Ekiz-Angebote, die im Laufe der zwölf Monate deutlich ausgebaut wurden. Statt zwei gibt es hier inzwischen an fünf Tagen in der Woche lohnende und lehrreiche Treffs und Kurse für junge Eltern und ihre Kinder.

Neben dem Gebärdenkurs sind allein seit Januar eine Babysachen-Tauschbörse, ein Erste-Hilfe-Kurs und ein Babysitter-Diplom für Jugendliche hinzugekommen: Derzeit lernen hier sieben Jugendliche, wie sie Babys füttern, ihnen die Zähne putzen, Kinderlieder vorsingen oder Trotzanfällen begegnen. Im 20-Stunden-Kurs ist ein vierstündiges Praktikum bei der Kinderbetreuung des Ekiz einbegriffen. Dass der Jugendklub im selben Haus sitzt, habe sich ausgezahlt, sagt Frankes Kollegin Daniela Schmidt. Auf der anderen Seite gibt es eine lange Liste von Eltern, die die frischgebackenen Profis ausleihen wollen.

Vier Eltern-Kind-Zentren gibt es inzwischen im Landkreis, das fünfte soll Anfang Mai in der Neuseddiner Kita Waldsternchen in Betrieb gehen. Die „Familienwerkstätten“ sind die Antwort des Landratsamtes auf Reihenuntersuchungen in Kindergärten, bei denen im Jahr 2008 bei jedem dritten Kind körperliche, geistige oder soziale Defizite festgestellt wurden. Sach-, Personal- und Honorarkosten teilt sich der Kreis mit den jeweiligen Kommunen.

Zu den Rennern in Werder gehört inzwischen das Eltern-Kind-Café am Montagnachmittag, das viele Eltern der benachbarten Kita inzwischen zum Austausch nutzen, wenn sie ihre Kinder abgeholt haben. Wöchentlich gibt es eine Heilpraktikersprechstunde, Babymassagekurs, Krabbel- und Säuglingsgruppe. Auch für die Erziehungs- und Schreibaby-Beratung können – im Fall von Verständigungsproblemen – Termine vereinbart werden. Henry Klix

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