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Potsdam-Mittelmark: Im Herzen der Biosphäre Schorfheide

Geheimtipp: Das Walddorf Glambeck / Heimtraut Eichhorn zeigt Besuchern die Arme-Leute-Kirche

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Geheimtipp: Das Walddorf Glambeck / Heimtraut Eichhorn zeigt Besuchern die Arme-Leute-Kirche Von Andreas Wilhelm Fast im Laufschritt überquert die Rentnerin die Dorfstraße. Sie hat keine Zeit, muss zum nächsten Termin. Nur anderthalb Stunden kann die bald 70-jährige Heimtraud Eichhorn von ihrer Zeit abzwacken, um von ihrem Dorf zu erzählen: Glambeck, gelegen im Herzen des Biosphärenreservats Schorfheide - etwa 60 Kilometer von Berlin. Nur selten verirren sich „Fremdlinge“ in das Walddorf. Der Weg in die entlegene 50-Einwohner-Siedlung ist steinig. Wer ihn nicht kennt, kann sich kaum vorstellen, dass hinter dem dichten Forst noch Zivilisation existiert. „Immer weiter fahren und keine Angst, die Welt ist noch nicht zu Ende“, sagen die Einheimischen. Eine enge Piste, lausig asphaltiert, schlängelt sich durch den dichten Wald mit seinen mächtigen Buchen und angemoderten Baumleichen. Im Dorf herrscht Frühlingsidylle. Alte Hütten vor einem Urstromtal, das ein bisschen an den Trickfilm um „Heidi“ erinnert. Ein winziger Bach kriecht durch die Wiese. Er gibt dem Welse-Tal seinen Namen. An der frisch aufgemöbelten, aber unscheinbaren Fachwerk-Kirche öffnet sich eine Tür. Hier ist Heimtraut Eichhorns zweites Zuhause. Ihr Kleinod. Sie hat sich noch für andere Denkmäler richtig ins Zeug gelegt. Aber die Kirche ist „wie ein Erstgeborenes“, sagt sie. Glambeck ist so genanntes sensibles Gebiet. Es liegt in „Zone zwei des Biosphärenreservates Schorfheide“, erläutert die dynamische Seniorin. Nur sanfter Tourismus ist erlaubt. Dennoch will Eichhorn viele Gäste anlocken. „Naja, in Maßen“, relativiert sie. 17 Konzerte und ein Dutzend Ausstellungen organisiert sie jährlich, schreibt Einladungen, ruft Künstler an, verhandelt mit Handwerkern, Denkmalpflegern und Sponsoren. Ganz nebenbei muss sie noch einen Konzert-Flügel auftreiben. Der Bechstein, auf dem derzeit die Gast-Musiker spielen, ist eine Leihgabe. Die Rentnerin führt Besucher durch die so genannte Arme-Leute-Kirche wie durch ein Schloss. Nichts bleibt unerwähnt. Vom backsteinernen Fußboden bis zu den barocken Fensterscheiben. Heimtraud Eichhorn schaltet einen Fernseher an und läuft eilig die knarrige Holztreppe hoch. Auf dem Monitor erscheint eine pendelnde Glocke, der satte Klang ist original zu hören. Zweieinhalb Jahrhunderte alt und von kulturhistorischem Wert ist das gute Stück. „Wir wollten erst ein Spiegelsystem einbauen, um sie zu zeigen. Die Kamera war billiger“, erinnert sich Eichhorn. Einen Steinwurf entfernt steht weithin sichtbar der herausgeputzte Taubenturm des Gutsherrn. „Ein einzigartiges Bauwerk in Brandenburg“, glaubt Heimtraud Eichhorn. Alles ist liebevoll hergerichtet. Selbst das Vorhängeschloss stammt offensichtlich aus der Kaiserzeit und funktioniert. Im Turm, wo einst die Tauben gurrten, hängen heute Bilder. Die Ausstellungen in der Galerie wechseln regelmäßig. Heimtraud Eichhorn würde gerne noch weiter schwärmen, noch weitere Schätze ihrer Heimat präsentieren: den Schlosspark, der unter dem Einfluss des königlichen Landschaftsgärtners Lenné entstand oder den Eiskeller, in dem der Gutsherr frisch gejagtes Wild zu kühlen pflegte. Wenn sie nur Zeit hätte. Weiteres im Internet unter: www.glambeck.barnim.de

Andreas Wilhelm

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