Potsdam-Mittelmark: Im Mittelfeld der Regionen
Potsdam-Mittelmark hat sich im „Prognos-Zukunftsatlas 2013“ nach vorn gekämpft. Beim Kreisentwicklungsforum am Samstag in Stahndorf ging es um Visionen für einen Spitzenplatz
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Potsdam-Mittelmark - Der Landkreis Potsdam-Mittelmark ist ein weißer Fleck auf dem Zukunftsatlas 2013, den das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos kürzlich herausgab. Doch bei näherer Betrachtung scheint die Situation gar nicht so hoffnungslos, denn seit 2004 ist der Landkreis beim deutschlandweiten Ranking von Platz 311 auf Rang 247 aufgestiegen und liegt somit im Mittelfeld von insgesamt 412 deutschen Regionen, wie Landrat Wolfgang Blasig (SPD) auf dem 7. Kreisentwicklungsforum am Samstag in Stahnsdorf feststellte.
„Wir gehören zu den wenigen Regionen, die einen ausgeglichenen Chancen- und Risiko-Mix besitzen“, sagte Blasig mit Verweis auf die Situation in anderen ostdeutschen Bundesländern. Durchaus provozieren sollte daher auch das Motto dieses Kreisentwicklungsforums: „Vom Mittelmaß zur Zukunftsregion – Vision oder Illusion?“
Laut der bundesweiten Studie, die Prognos-Autor Andreas Borchardt den rund 100 Gästen erläuterte, boomt vor allem der Süden Deutschlands im Gegensatz zum Norden der Republik, der deutlich mehr weiße Flecken aufweist. Potsdam-Mittelmark wird in der Analyse zwar Dynamik bescheinigt und beim Wohlstand ein respektabler 166. Platz zuerkannt, aber viele junge Leute würden im Vergleich zu anderen Kreisen abwandern, was die Zukunftsaussichten verschlechtere, so Borchardt.
Beim demografischen Wandel belegt der Kreis nur Platz 326, was deutlich auf Risiken hinweise. Kritisch sieht die Prognos-Studie auch, dass sich in der Region noch kein Konzern niedergelassen habe, weil deren Anforderungen an Standorte offenbar nicht erfüllt würden. Trotzdem nimmt Potsdam-Mittelmark bei Investitionen den Rang 77 ein und auch die Arbeitslosenquote ist vergleichsweise niedrig.
Nicht berücksichtigt wurde im Ranking die Haushaltssituation der Regionen, was Landrat Blasig bedauerte. Denn in Sachen Finanzen stehe Potsdam-Mittelmark sehr solide da mit einem Kreishaushalt, der nicht mit Krediten belastet sei. Durch kluge Strategien soll nun die Zukunftsfähigkeit des Kreises gesichert und verbessert werden, weshalb der Landkreis auch auf die direkte Beteiligung der Bürger setzt.
„Jetzt kommt es darauf an, das Richtige richtig zu machen“, sagte der Landrat und gab für die anschließende Ideenwerkstatt mit auf den Weg, dass sich eine Region nicht nur über Defizite definiere. Die wurden trotzdem kritisch unter die Lupe genommen in den Arbeitsgruppen, zu denen Bürger, Unternehmer und Vertreter verschiedener Institutionen gehörten.
Auch Bewertungsindikatoren des Zukunftsatlas’ wurden hinterfragt, wie die Zahl der Abwanderungen. Die beschränke sich nur auf die Altersgruppe der 18 bis 27-Jährigen, wurde moniert – dieser Blick sei vielleicht etwas eng. Vermisst wurde eine Information darüber, wie viel Abgewanderte, die über 27 Jahre alt sind, bislang in ihre Heimat zurückkehrten. Denn als Wohnort im Grünen, nahe Berlin, sei der Landkreis attraktiv und habe im Vergleich zu Nachbarkreisen immer noch Bevölkerungszuwächse zu verzeichnen. Damit sei aber gleichzeitig auch die Herausforderung verbunden, die notwendige Infrastruktur anzupassen.
Erkannt wurde im Abschlussfazit des Forums auch, dass Schüler und Uni-Absolventen eine wichtige Ressource sind und ein wesentlicher Faktor für die lokale Wirtschaft. Ortsansässige Unternehmen sollten daher, wie es hieß, frühzeitig in Schulen gehen und auch Praktika anbieten, um sich Fachkräfte für die Zukunft zu sichern. So könnte in Bildungseinrichtungen mehr Praxisnähe Einzug halten.
Angeregt wurde von den Teilnehmern auch eine Rückkehrer-Agentur, die zugleich ergründen soll, warum junge Leute abwandern. „Weiche“ Standortfaktoren könnten viel dazu beitragen, qualifizierte Zuwanderer davon zu überzeugen, ihren Lebensmittelpunkt nach Potsdam-Mittelmark zu verlagern. Vorgeschlagen wurde ein Kunst- und Kulturevent im ländlichen Raum, ebenso eine Imagekampagne, um den Landkreis als Marke zu etablieren. Die Voraussetzungen sind da, so die einhellige Meinung im Forum.
Kirsten Graulich
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