zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Im Schatten des Sommeridylls

Kulturministerin Kunst will die ideellen und die juristischen Erben Albert Einsteins zusammenbringen

Stand:

Schwielowsee – Albert Einstein hat seine Nachwelt in eine Zwickmühle gebracht: Das Sommerhaus, das er sich 1929 am Caputher Steineberg bauen ließ, sollte nie ein Museum werden. Das war sein Wunsch. Dabei gibt es so viel Spannendes, das sich an diesem Ort über den Physiker erzählen ließe: Hier verbrachte er drei entspannte Sommer, hier empfing er weltberühmte Wissenschaftler und Literaten – und hier erlebte er, wie Deutschland in einem braunen Sumpf unterzugehen begann. Von einer Reise in die USA Ende 1932 kehrte er nicht mehr zurück.

Heute, über 50 Jahre nach Einsteins Tod, gibt es zwar eine umfangreiche Ausstellung über den Nobelpreisträger und sein Sommeridyll, allerdings befindet die sich mitten im Ort und kommt oft zu kurz, wenn internationale Gäste Caputh besuchen. Seit Jahren bemüht sich der „Initiativkreis Albert-Einstein-Haus Caputh“, das Erbe des Genies und „seines“ Architekten Konrad Wachsmann zu pflegen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Man gibt Bücher heraus, organisiert Vortragsreihen – und hat in mühevoller Arbeit die Ausstellung im Caputher Bürgerhaus aufgebaut.

Das alles aber geschieht vorwiegend abseits des Einstein-Hauses – weil der Draht zu den Verwaltern des 2005 umfangreich sanierten Gebäudes nicht so recht zustande kommen will. „Manchmal haben wir den Eindruck, als würde unsere Arbeit nicht das Niveau erreichen, das sich das Einstein-Forum Potsdam wünscht“, so die Vorsitzende des Initiativkreises Wiebke Franck mit verzweifeltem Unterton.

Kulturpflege vor Ort ist manchmal Schwerstarbeit. Förderer engagieren sich ehrenamtlich, und müssen sich dennoch in engen finanziellen Grenzen bewegen. „Kulturschaffende brauchen aber auch Wertschätzung“, sagt Susanne Melior, Landtagsabgeordnete und Chefin der SPD-Kreistagsfraktion. Sie hat sich jetzt des Themas angenommen und vor Kurzem Brandenburgs Wissenschafts- und Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) an den Schwielowsee geholt.

Kunst konnte den Caputher Einstein-Förderern Hoffnung machen: Sie will jetzt direkt an die hebräische Universität Jerusalem, der das Einsteinhaus seit acht Jahren größtenteils gehört, herantreten – um die ideellen und die rechtlichen Erben Einsteins zusammenzubringen Auch letztere würden sich eine stärkere Nutzung des Sommerhauses wünschen. Kunst, die regelmäßig nach Israel fliegt, habe den Eindruck, dass man dort das Caputher Engagement nur nicht kennen würde. Dass das Einsteinhaus auch künftig nicht für Ausstellungen genutzt werden soll, stehe auch für den Initiativkreis außer Frage, unterstrich Wiebke Franck. Allerdings sei der derzeitige Ausstellungsort im zweiten Stock des Bürgerhauses auch nicht optimal: Der Platz ist begrenzt und die Räume sind nur über eine Holztreppe erreichbar.

Eine weitere Station auf der Kultur-Tour war das Kossätenhaus der Havelländischen Malerkolonie in Ferch. Auch hier hatte es enorme Startschwierigkeiten gegeben, wie die Vorsitzende des Fördervereins Helga Martins erinnerte. Nachdem die Gemeinde das Haus gekauft und mit der Sanierung begonnen hatte, fiel es 2003 Brandstiftern zum Opfer. Erst 2008 konnte das Museum, in dem heute wechselnde Ausstellungen zu sehen sind, eingeweiht werden. Seitdem aber ist es Pflichtprogramm für Besucher in Potsdam-Mittelmark: 5000 kommen im Jahr hierher.

Kunst würdigte das Haus als ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel bürgerschaftlichen Engagements und Leistungen der Gemeinde: „Es ist diese Zusammensetzung, die wir auch künftig brauchen.“ Auch Susanne Melior befand, dass jeder seinen Part zu spielen habe. Während ehrenamtliche Kräfte den Betrieb von Museen, Ateliers und Theatern aufrechterhalten, gebe es durchaus noch Wege der öffentlichen Finanzierung. Vor allem für Letztere: Melior verwies auf die Spielorteförderung des Landes, die pro Jahr 500 000 Euro beträgt.

Auch der Landkreis fördert jährlich mit über 300 000 Euro ehrenamtliche Kulturprojekte. Um diese Förderung auch langfristig zu sichern, soll sie demnächst in die Hände einer kreiseigenen Stiftung gelegt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })