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Selber schnippeln: Sodexo-Essen wurde abbestellt. Im Teltower Mühlendorf-Hort kochen jetzt Kinder und Erzieher gemeinsam das Mittagessen in der Kinderküche – bis auf weiteres.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dapd

Potsdam-Mittelmark: Im Teltower Hort wird selbst gekocht

Einrichtung im Mühlendorf verzichtet nach Erkrankungen vorerst auf Lieferungen von Sodexo

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Teltow - Der sechsjährige Nick hat so seine Probleme mit Küchenmessern. „Du hältst das Messer falsch rum“, ermahnt ihn Erzieher Christian Wahnschaffe. Nick schneidet Äpfel für das Mittagessen im Hort Mühlendorf in Teltow. In Brandenburg sind seit der vergangenen Woche fast 3 000 Menschen, größtenteils Schul- und Kindergartenkinder, von einer Magen-Darm-Erkrankung betroffen. Die Quelle ist noch nicht gefunden. Daher kochen einige Einrichtungen zunächst selbst. So auch die Teltower Einrichtung.

Dort haben einige die mysteriösen Magen-Darm-Probleme. „Zehn Kinder wurden heute aus Krankheitsgründen entschuldigt“, sagt Wahnschaffe. Nicht alle seien aber tatsächlich krank. „Viele Kinder bleiben auch vorsorglich zu Hause, um sich nicht anzustecken.“ Für das Mittagessen im Hort ist normalerweise die Firma Sodexo zuständig. Sie steht bundesweit im Mittelpunkt bei der Suche nach der Quelle der Krankheitswelle. Der Lieferant wurde von der Stadt in Abstimmung mit den Eltern ausgewählt, wie Wahnschaffes Kollegin Martina Gerhardt erklärt. „Alle Eltern, die ein Kind in der Einrichtung haben, schließen einen eigenen Vertrag mit dem Zulieferer ab“, sagt sie. Die Kinder können dann jeden Tag aus drei verschiedenen Menüs auswählen. Das machen sie an einem großen Automaten, der im Flur des Hortes steht. Ihre Auswahl wird dann auf einer eigenen Chipkarte gespeichert. Sodexo-Mitarbeiter bringen schließlich das Essen und wärmen es in einer großen Küche in der Einrichtung auf. Klingt alles sehr technisch und automatisiert.

Das findet auch Wahnschaffe. Der Erzieher kocht leidenschaftlich gern und freut sich, dass jetzt auch mal die Kinder mitmachen können. „Das verschafft ihnen einen ganz anderen Zugang zu ihrem Essen. Sie sehen, was alles reinkommt und wie es zubereitet wird.“ Da würden auf einmal Dinge probiert, die die Kinder sonst nie anrühren würden. „Auch viele Eltern finden das super.“

Noch bis mindestens Ende dieser Woche werden die Erzieher in der Einrichtung das Essen selbst zubereiten. „Wenn es danach immer noch keine Entwarnung gibt, muss sich die Stadt etwas einfallen lassen“, sagt Gerhardt. Sie wäscht gerade Kartoffeln. „Während der Schulzeit ist selber kochen jedenfalls nicht drin“, sagt sie. Dafür reicht das Personal nicht: Sechs Erzieher betreuen in der Einrichtung insgesamt etwa 120 Kinder. Nun zu Ferienbeginn sind davon nur 21 da.

Nick hat sich in der Zwischenzeit wieder für die stumpfe Seite seines Messers entschieden. Doch irgendwie geht es schon. Immer mehr Apfelstücke landen in der Schüssel. Schon kurze Zeit später ist das Essen fertig. Alle stellen sich in einer Reihe auf. Erzieherin Gerhardt verteilt die Portionen auf jeden Teller. Noch herrscht Uneinigkeit unter den Kindern, ob das angelieferte oder das selbst gekochte Essen besser schmeckt. „Kommt ganz drauf an“, findet der achtjährige Lukas. „Der Kartoffelsalat ist jedenfalls klasse!“

Matthias Arnold

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