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Von Jens Twiehaus: Immer der Nase nach

Verena Niklaus stellt auf der Grünen Woche duftende Teemischungen aus Werder vor

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Werder (Havel) - Es ist wohl kein Zufall, dass im Büro von Verena Niklaus eine Deutschlandkarte hängt. „Da sind wir schon vertreten“, sagt die 53-Jährige und malt mit ihrem Zeigefinger Kreise auf das Plakat. „Und da wollen wir als Nächstes hin“, fährt sie fort und tippt energisch auf die Prignitz. Niklaus gründete vor knapp drei Jahren die nach ihren Angaben erste Teemanufaktur in Brandenburg. Seitdem, erzählt sie, „expandieren wir laufend“. In immer mehr Geschäften in Ostdeutschland gibt es Teekreationen aus Werder zu kaufen. Einen nächsten Schub soll die Grüne Woche bringen.

Bei der weltweit größten Agrarmesse in Berlin präsentiert Niklaus Produkte ihrer Firma „Candé Natura“ an einem Stand in der Brandenburg-Halle. Insgesamt zeigen 70 Daueraussteller und 150 weitere Anbieter tageweise, welche regionalen Spezialitäten Brandenburger Erzeuger auf den Markt bringen oder auch welche touristischen Angebote die ländliche Mark verspricht.

Als Besonderheit mixte Niklaus für die Grüne Woche den „Kürsch-Tee“ zusammen. Erinnernd an die Tradition von Werder als Anbaugebiet von Kirschen, stellte sie eine fruchtige Mischung zusammen, die blutrot in der Teekanne aufbrüht. „Kürsch-Tee“ heiße er deshalb, weil in Brandenburg die Kirsche schließlich wie „Kürsche“ mit kräftigem „ü“ ausgesprochen werde, erklärt die Unternehmerin.

Die meiste Zeit ihres Lebens hatte Niklaus keine besondere Verbindung zu Tee. Als Betriebsleiterin einer Ziegelei schleppte sie bis vor wenigen Jahren noch schwere Steine durch die Werkshalle und kletterte über Gerüste an Kirchtürmen hoch. Bis zu einem Arbeitsunfall, bei dem sie sich schwer am Arm verletzte. Doch ein berufliches Aus konnte sich die gebürtige Thüringerin nicht vorstellen. „Schließlich habe ich mein ganzes Leben lang gearbeitet“, sagt sie.

Ein auslösendes Moment für die Idee mit dem Tee sei sicherlich eines ihrer ersten Erlebnisse in West-Berlin nach der Wende gewesen, erinnert sie sich heute. Damals fuhr sie mit ihrer Mutter nach Spandau und ging in ein Einkaufszentrum. Da gab es ein ganzes Regal voller Tee. „Viele Sorten gab es ja nicht in der DDR“, sagt Niklaus – fast immer nur schwarzen Tee oder Kräutermischungen. Mit dieser Erinnerung im Hinterkopf stöberte sie im Internet und fand einen Berliner Teefabrikanten, der seinen Betrieb aufgegeben hatte. Von ihm übernahm sie unter anderem eine Mischmaschine und legte los mit der Produktion.

In Windeseile baute sie, auch mit Unterstützung ihrer Familie, ihr Angebot aus. Rund 250 Sorten Tee stehen derzeit im Programm, insgesamt 1 000 kann Niklaus ihrer Aussage zufolge auf Wunsch herstellen. Die Zutaten dafür kommen aus Brasilien, Indien, China oder afrikanischen Ländern über einen Importeur in Hamburg. Monatlich gewinnt die Manufaktur 10 bis 15 neue Kunden hinzu. Inzwischen bekommen 300 Geschäfte, Privatkunden, aber auch Heilpraktiker die Teemischungen aus Werder. Im vergangenen Jahr verließen etwa 60 000 per Hand befüllte Schachteln die Manufaktur.

Immer der Nase nach – genau nach diesem Motto kam Thomas Heitmann als erster Vollzeitangestellter zu der jungen Teefirma. Er wohnt ganz in der Nähe, brachte einmal sein Auto zur Reparatur und bemerkte diesen fruchtigen Duft, der aus dem Firmengebäude in der Fercher Straße kam. Heitmann, selbst passionierter Teetrinker, sprach mit der Gründerin Niklaus und wurde kurz darauf eingestellt. Mit ihm arbeiten derzeit noch sieben Leute in Teilzeit, sie füllen hauptsächlich die Teemischungen in kleine Tütchen.

Heitmann, der in den meisten Jahren seines Berufslebens Propangas vertrieb, organisierte im vergangenen Jahr den Weg in die Regale der Supermärkte: Seitdem gibt es Tees aus Werder in einigen Märkten einer großen Handelskette für 2,49 Euro pro Packung. Nun sucht Heitmann nach einer weiteren Kette als Partner, Niklaus will möglichst bald ein geräumigeres Firmengebäude beziehen. dapd/PNN

www.cande.de

Jens Twiehaus

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