Potsdam-Mittelmark: Immer etwas fortschrittlicher
Endgültiger Abschied von der Caputher Albert-Einstein-Oberschule
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Schwielowsee · Caputh - Ende des vergangenen Schuljahres läutete die Stundenklingel zum letzten Mal für die oberen Klassen in Caputh: Aufgrund mangelnder Bewerberzahlen musste die gerade erst den neuen Richtlinien angepasste Oberschule „Albert Einstein“ ihre Tore schließen. „Uns bleiben nur noch die Erinnerungen“, sagt Klaus Holtzheimer, langjähriger Lehrer und bis 2001 Direktor der Bildungsstätte, wehmütig.
Diese Erinnerungen sollten nun noch einmal aufleben: Das Bürgerbündnis Schwielowsee hatte deshalb kürzlich ehemalige Lehrer und Schüler zu einem gemeinsamen Abend eingeladen, der wohl auch ein endgültiger Abschied war von der Zeit in der Oberschule „Albert Einstein“.
„Wir waren Dorfschulmeister“, erinnerte sich Klaus Holtzheimer an seine 33 Berufsjahre. Der Lehrer im Ort Caputh habe immer eine besondere Verantwortung gehabt, musste sich engagieren, zum Beispiel im Chor oder in Sportvereinen, und wurde als Vorbild immer auch sehr kritisch beobachtet. „Der Lehrer ist ein Pfahl im Dorf, an dem jede Sau sich schubbert“, zitierte er den früher in Stücken lebenden Romanautor Bernhard Seeger. Dies treffe heute mehr zu denn je, da Schule gern zum Sündenbock gemacht werde, wenn Schüler nicht ausbildungsfähig sind.
Immer wieder verweisen die Caputher auf das Engagement ihrer Lehrer, das bis zuletzt ungebrochen war. Dass nach der Wende deren Kompetenzen beschnitten wurden, habe den Schulalltag nicht einfacher gemacht. Die Zehnte-Klasse-Prüfungen fielen plötzlich weg und bei der Zensierung gab es neue Ermessensspielräume. Die Einstein-Schule hatte sich daraufhin mit den umliegenden Schulen zusammengesetzt, um von unten zumindest einige Richtlinien zu erarbeiten. Und Schule sei ein Wirtschaftsfaktor geworden, plötzlich musste man um Schüler werben. Mit Unterstützung der Gemeinde wurden Fachkabinette eingerichtet, um das Lernen in Caputh attraktiv zu machen.
Vor fünf Jahren hatte es noch doppelt so viele Bewerber wie Plätze gegeben. Aus insgesamt 24 Orten reisten Schüler nach Caputh, doch dann erreichte der Geburtenknick die siebten Klassen, „und es wurde mit den Ellenbogen um jeden Einzelnen gekämpft“, so Roland Büchner, Vorsitzender der Gemeindevertretung. Bereits seit 2002 wurde im Bildungsministerium Caputh als „gefährdeter Schulstandort“ betrachtet, wohl auch deshalb sei Bürgermeisterin Kerstin Hoppe beim Kampf um die Schule dort belächelt worden, sagte sie.
Dabei war die Einstein-Schule schon zu DDR-Zeiten immer etwas fortschrittlicher: Die Einführung des Englisch-Unterrichts 1957, andernorts nicht zuletzt wegen des Mangels an ausgebildeten Lehrern eher verhalten aufgenommen, stieß hier sofort auf Begeisterung. „Die Klassen waren voll, ich durfte für das Fach werben“, so die damalige Lehrerin Edith Grunow.
Und man hatte Traditionen an der damaligen Polytechnischen Oberschule Caputh, die hoch gehalten wurden. Dazu gehörten zum Beispiel das Morgenlied noch vor der sozialistischen Begrüßung, den mathematisch-naturwissenschaftlichen Einstein-Wettbewerb - und die Feiern zum 11.11.. Zu Beginn der fünften Jahreszeit gab es immer auch ein Programm. 1982 musste dies jedoch kurzfristig abgesagt werden, da am Vortag Leonid Breschnew gestorben war. „Die Schulrätin hatte mich angerufen und gesagt: Sie haben zehn Minuten, um alles abzusagen", erinnerte sich Holtzheimer. Die Feiern wurden aber später nachgeholt.
Bei all dem Schwelgen in Erinnerungen wurde auch die Frage aufgeworfen, was nun aus dem Schulgebäude werden soll. Die Räume, so bekräftigte Bürgermeisterin Hoppe, würden nun von der Grundschule „Albert Einstein“ für die Ganztagsbetreuung genutzt (PNN berichteten). So wird zumindest das Haus als Ort der Bildung weiter bestehen.
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