Potsdam-Mittelmark: Immer mehr Einzelkämpfer
Das Technologiezentrum Teltow betreut verstärkt Ein-Mann-Unternehmen
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Teltow - Mit derzeit 35 Mietern, allein acht davon kamen in diesem Jahr hinzu, steht das Technologiezentrum in Teltow im 16. Jahr seiner Gründung auf einer guten Position. Das erklärte Ulrich Dietzsch, Geschäftsführer des Zentrums für Telekommunikation und Telematik, gestern auf einer Bilanzpressekonferenz in Teltow. Nach dem das Innovations- und Gründerzentrum an der Potsdamer Straße in den Jahren 2003 und 2004 Probleme mit der Auslastung hatte, gehe es seit zwei Jahren nun langsam aber stetig bergauf, so Dietzsch. Derzeit liege die Auslastung des Technologiezentrums zwischen 60 und 70 Prozent. Das sei zwar gut, könnte aber noch besser sein, betonte Dietzsch.
Im Jahr 1990 wurde das Technologiezentrum Teltow als erste Innovations- und Gründerzentrum des Landes Brandenburg durch die Treuhandbetriebe gegründet. Seit Anfang 2000 gehört es dem Landkreis Potsdam-Mittelmark. Ziel der Einrichtung ist es, als Starthelfer und Berater bei Unternehmensgründungen bereit zu stehen und später eine möglichst dauerhafte Niederlassung der Firmen im Teltower Raum zu erreichen. Auf einer Gewerbefläche von 7000 Quadratmetern, verteilt auf acht Stockwerken, werden Jungunternehmern unter anderem aus der Informations- und Kommunikationstechnik, der Biotechnologie und Biomedizin, der Umweltanalytik und -technik befristet mit geringen Mieten, individueller Finanzberatung und Kontaktvermittlung zu Kunden bei ihren ersten Schritten in der Selbstständigkeit begleitet. Insgesamt haben sich im Technologiezentrum Teltow seit 1990 über 120 Unternehmen gegründet und dabei knapp 400 Arbeitsplätze geschaffen.
Derzeit jedoch gehe der Trend immer mehr zum Ein-Mann-Unternehmen. „Wir haben viele Einzelkämpfer hier“, sagte Dietzsch. Oft erhalte er Anrufe mit Anfragen, ob er auch einzelne, kleine Räume vermiete. Wenn Dietzsch dann erklärt, dass die kleinsten Büros eine Fläche von 25 Quadratmetern haben, ist selbst das manchem noch zu viel. Nur das Software-Unternehmen TelcoTech und Powertron, die hochwertige Metallfolienwiderstände für Luftfahrt, Raumfahrt, Militär, Medizin und Messtechnik herstellen, seien die einzigen Firmen, die größere Flächen im Technologiezentrum angemietet haben und mehrere Mitarbeiter beschäftigen, so Dietzsch.
Mit den Ein-Mann-Unternehmen sei für das Technologiezentrum eine weitere Aufgabe entstanden: Der Aufbau von Netzwerken. „Der Kunde wünscht Komplettlösungen für bestimmte Probleme“, sagte Dietzsch. Da reiche es nicht, wenn ein Unternehmen nur ein Produkt anbiete. So hat das Technologiezentrum vor anderthalb Jahren acht Unternehmen aus Brandenburg, Berlin und Sachsen zusammengebracht, die gemeinsam Dienstleistungen für die Flugdatenübertragung anbieten. Noch weitere anderthalb Jahre soll dieses Netzwerk von Jungunternehmen betreut werden.
Einen weiteren Schritt in Richtung Netzwerkpflege erhofft sich Ulrich Dietzsch vom Golmer Innovationszentrum, das Ende Oktober in Potsdam fertig gestellt werden soll und zur Hälfte vom Teltower Zentrum für Telekommunikation und Telematik realisiert wird. Das neue wissenschaftsorientierte Innovations- und Gründerzentrum in direkter Nähe zur Universität und Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer- und das Max-Planck-Institut soll ab November auf 4000 Quadratmetern Büro- und Laborflächen unter anderem Ausgründungen aus der Universität bei der Selbstständigkeit unterstützen. Dietzsch sieht großes Potenzial für eine starke Vernetzung mit dem Technologiezentrum in Teltow. Nur von der Politik wünscht er sich mehr Unterstützung. Wo es für zukünftige Unternehmer oft sehr schwierig sei, Kredite von den Banken zu bekommen, kann man nicht genug Werbung auf politischer Ebene für solche Gründerzentren machen, so Dietzsch. Dirk Becker
Dirk Becker
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