zum Hauptinhalt
Bereits jetzt ein seltenes Bild. Der Anbau von Sauerkirschen ist landesweit besonders drastisch zurückgegangen. Einen Abwärtstrend gibt es aber auch bei allen anderen Baumobstarten.

© Manfred Thomas

Potsdam-Mittelmark: Immer weniger Obst aus Mittelmark

Die aktuellen Zahlen vom Amt für Statistik sind alarmierend. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre hat sich die Anbaufläche für Baumobst in Potsdam-Mittelmark weiter verringert – von 1083 auf nunmehr 856 Hektar.

Stand:

Potsdam-Mittelmark - Der Landkreis liegt damit im negativen Landestrend: Insgesamt sei die Anbaufläche im Land seit 2007 brandenburgweit um 11 Prozent auf knapp 2000 Hektar gesunken, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Auch die Zahl der Betriebe hat abgenommen. Waren es vor fünf Jahren in Mittelmark noch 69 Betriebe, die Baumobst angebaut haben, so sind es heute nur noch 53.

Im Raum Werder (Havel) existieren heute etwa 25 Betriebe und auch dort ist die Tendenz weiter fallend. Es sei absehbar, dass es in vielen Familienbetrieben keinen Nachfolger mehr geben wird, sagte der Werderaner Obstbauberater Manfred Lindicke den PNN. Der Obstbau sei in Brandenburg nicht mehr lukrativ, oft würde sich der Nachwuchs eine berufliche Perspektive in anderen Bereichen suchen. Dabei würde die Summe vieler Faktoren zusammenspielen. „Ein Grund ist, dass der Obstbau bei uns im Vergleich zu anderen Anbauregionen mit höheren Kosten verbunden ist“, so Lindicke. „Wir benötigen viel Wasser und die relativ schwachen Böden erfordern einen hohen Aufwand an Düngung und Pflege.“ Hinzu komme die komplizierte Situation auf dem Berliner Großmarkt. Dort gebe es großen Konkurrenzdruck, die Erlöse würden unter denen in anderen Ballungsgebieten liegen. „Die Nachfrage nach regionalen Erzeugnissen ist zweifellos vorhanden, doch unter dem Strich fehlt unseren Obstbauern das Geld für unbedingt notwendige Investitionen“, so Lindicke. Spätestens nach 20 Jahren müsste eine Obstplantage erneuert werden, um konkurrenzfähige Produkte anbieten zu können. Doch laut Angaben des Amtes für Statistik sind 29 Prozent der Baumobstanlagen in Brandenburg älter als 25 Jahre. Besonders alte Bestände gibt es bei Äpfeln. Auf 45 Prozent der Flächen stehen Bäume dieser Altersgruppe.

Zudem machen die Wetterkapriolen der vergangenen Jahre den Obstbauern schwer zu schaffen. Wie berichtet ist die aktuelle Süßkirschenernte bei den Werderaner Obstbauern nach dem kühlen Wetter mit viel Regen buchstäblich ins Wasser gefallen. Besonders die großen festen Knuppern wie die Sorten Regina und Cordia sind an den Bäumen geplatzt – auf vielen Plantagen wurde die Ernte vorzeitig eingestellt. Beim Werderaner Obst- und Gartenbauverein spricht man über Einbußen von 60 Prozent und mehr. Im vergangenen Jahr hatte indes der Frost zu großen Ernteverlusten geführt.

Auf ein weiteres Problem weist der Geschäftsführer des Obstgutes Marquardt, Manfred Kleinert, hin. Die Preise für mögliche Obstbauflächen hätten sich in den in den vergangenen Jahren nahezu verzehnfacht, so Kleinert, der über lange Zeit Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau im Landesverband Gartenbau war. „Wir stehen heute in Konkurrenz mit Investoren für Solaranlagen, Windparks und Energiepflanzen“, sagte der Marquardter Landwirt den PNN. Um den Abwärtstrend zu stoppen, müsste die Landesregierung ein Sonderförderprogramm auflegen. „Wir haben keinen Mangel an Kunden, die regionale Produkte verlangen, doch das Land muss sich entscheiden, ob der Obstbau in Brandenburg erhalten werden soll oder nicht“, so Kleinert. „Ohne Hilfe werden es unsere Obstbauern nicht schaffen“, betont auch Lindicke. In anderen Obstanbaugebieten würden zum Beispiel spezielle Investionsprogramme für Hagelnetze, Frostschutzberegnung oder Foliendächer von den Ländern gefördert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })