
© Eva Schmid
Potsdam-Mittelmark: In den Frosch hüpfen
In einem Beelitzer Sommercamp trainieren 120 Kinder und Jugendliche aus Deutschland und den USA das Seilhüpfen. Der Sport mit viel Akrobatik nennt sich „Rope Skipping“. Die Seilspringer zeigen heute in einer Gala, was sie drauf haben
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Beelitz - Nein, es ist kein Burger, der „Double-Dutch Synchronized Frog“, sondern schweißtreibender Sport. Und der geht so: Zwei Jugendliche schwingen zwei lange Seile gegeneinander. Vier weitere springen auf Kommando in den Seil-Kauderwelsch, sie hüpfen gleichzeitig in den Liegestütz, um dann sofort kopfüber ihre Füße angewinkelt in die Luft zu stoßen. Das ganze nennt sich Rope Skipping, also Seilhüpfen. Der Sport hat mit dem, was Kinder zum Zeitvertreib spielen, nicht mehr viel zu tun.
Seit Mittwoch lassen 120 Sportler aus Deutschland und Amerika den Boden der Sporthalle in der Beelitzer Diesterweg-Grundschule beben. Jeden Tag trainieren sie sieben Stunden lang. Zum fünften Mal findet in Beelitz das Sommercamp der Rope Skipper statt. Eingeladen dazu haben die Seilspringer der Beelitzer SG Blau-Weiß, sie nennen sich Burning Ropes. Zum jährlichen Treffen kommen auch Vereine aus Sachsen, Niedersachsen und Brandenburg. Sie lassen sich von jungen amerikanischen Profis die neusten Kombinationen zeigen. Auch Stahnsdorfer Schüler aus der Heinrich-Zille-Grundschule sind dabei. Übernachtet wird im Beelitzer Tiedemansaal.
Auf Englisch ruft Dylan, ein 15-jähriger Junge aus Ohio, drei Mädchen zu: „Lasst uns den Subway machen.“ Bei dieser Formation hüpfen zwei Seilspringer im Liegestütz längs über einen dritten Springer, der sich vor ihnen knapp über dem Boden abstützt. Wenn das Seil durchschwingt, hüpfen sie ein weiteres Stück am Körper des dritten Springers entlang. Die Mädchen kommen ins Schwitzen: Immer wieder probieren sie den „Subway“, bis es ohne Hängenbleiben klappt.
„Für diesen Sport braucht man Kraft, Ausdauer und man muss gut im Turnen sein“, erklärt Carina Wunderlich von den Beelitzer Burning Ropes, die das Camp organisieren. Rad, Handstand und Spagat dürfen keine Probleme machen. Die Springer sollen sich nur auf das Seil konzentrieren. Je jünger man ist, umso leichter fällt einem das: „Wir Erwachsenen überlegen zu viel“, sagt Carina Wunderlich.
Tatsächlich wird die Sportart hauptsächlich von Jugendlichen betrieben. In der Beelitzer Sporthalle sind die jüngsten Campteilnehmer sechs, die ältesten Anfang zwanzig. Jungs sind wenige zu sehen und wenn, dann kommen sie aus Amerika. „In Deutschland denken die Jungs, das sei ein Mädchensport“, berichtet die 17-jährige Luisa Kramer aus Neuseddin.
Weit gefehlt – für die spektakulären Sprünge braucht man Muskeln und eine Top-Fitness. Wenn Dylan mit einem Seil aus Edelstahldraht auf Schnelligkeit springt, schafft er 92 Sprünge in 30 Sekunden. Das Seil schwingt so schnell, dass man es fast nicht mehr sieht. Der Weltrekord liegt bei 102 Sprüngen, so Carmen Simpson, die Trainerin der amerikanischen Seilspringer.
Bei dem Camp lernen nicht nur die Deutschen etwas, auch die Amerikaner schauen genau hin: „In Europa gibt es eine andere Sprungtechnik – man springt eleganter, leiser“, erklärt die Trainerin. In den USA sei es hingegen lauter und kräftiger. Regelmäßig fliegt sie nach Europa. „Wir wollen den Sport zu einer olympischen Disziplin machen.“ Dafür müsse man die Massen begeistern. Tatsächlich wurde der Sport für sie gemacht (siehe Kasten). Und für Kinder ideal: „Es fördert die Intelligenz, weil beide Gehirnhälften gefordert werden.“
Das mit der Intelligenz ist den Jugendlichen in der Beelitzer Sporthalle egal – sie lachen und albern, wenn sie sich im Seil verheddern. Und plötzlich haben sie mit den gewöhnlichen Seilspringern viel gemeinsam.
Heute präsentieren die Seilspringer in einer Abschlussgala ihr Können. Los geht es um 19 Uhr in der Sporthalle der Diesterweg-Grundschule, Clara-Zetkin-Straße 197. Der Eintritt ist frei.
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