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Sommerfest. Häufig kommen Kinder, Eltern und Pädagogen zusammen.

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Potsdam-Mittelmark: In der DDR einst ein Politikum

Die Evangelische Kita „Himmelszelt“ in Bergholz-Rehbrücke feiert 40-jähriges Jubiläum

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Nuthetal - Bewegte Zeiten in der Evangelischen Kita „Himmelszelt" in Bergholz-Rehbrücke: Personalwechsel, Renovierung und Veränderungen in der Ausstattung sorgen für frischen Wind. Zudem wird derzeit die Jubiläumsfeier zum 40-jährigen Bestehen für das Wochenende vom 23. bis 25. September vorbereitet. Dabei wird auch an eine Besonderheit der Kita „Himmelszelt“ erinnert. Sie war der erste und einzige Neubau eines kirchlichen Kindergartens für nicht behinderte Kinder in der DDR. Finanziert wurde er aus privater und kirchlicher Hand.

Sylvia Böhm, die neue Leiterin des Hauses, führt Gäste gern durch die Räume. 26 Jahre arbeitete sie in einer Potsdamer Einrichtung mit 150 Kindern. Sie schätzt nun die familiäre Atmosphäre, kenne jedes Kind und alle Eltern, „das hat Qualität“. Es riecht nach Farbe. Es wurde gemalert, gebaut, geräumt und geputzt. Mit dem Projekt „Spiel und Spaß auf zweiter Ebene“ wurden mit 10 000 Euro von der Wilhelm-von-Türk-Stiftung in Potsdam phantasievoll und bunt Spiellandschaften wie eine Ritterburg und ein Märchenschloss in die Gruppenzimmer eingebaut. Schlafmatten und Bettenfächer sind integriert. Über Sprossen oder Treppe kommen die Kinder in die Höhe.

Im Außenbereich hatte der TÜV Spielgeräte gesperrt. Der Förderverein Groß und Klein für Kinder in Bergholz-Rehbrücke spendierte deshalb ein neues Spielhaus, das Diakonische Werk ersetzte den Kletterturm. Im März gestalteten Eltern eine Kräuterspirale im Garten, denn in der Kita wird frisch gekocht. „Die Eltern sind toll. Was ich hier an Unterstützung erfahren habe, treibt mir die Tränen in die Augen“, erzählt Böhm und dankt besonders Sabine Herig und Rainer vom Lehn.

9 000 Euro kommen für ein weiteres Projekt „Spiel unterm Himmelszelt für die Kleinsten“ von der Kaiserin-Augusta-Stiftung Potsdam, 1000 Euro bringt die Diakonie auf. Für die sensomotorische Förderung entstehen Tastwände und ein „Musikhaus“ im Außenbereich, Sandkasten mit Wasseranschluss zum Panschen und eine Sandmühle. Ein Blockhaus für die Kinderfahrräder und den nagelneuen sechssitzigen Ausflugswagen für die Krippenkinder entsteht am Eingang.

Die Einrichtung beherbergt 49 Kinder, um die sich fünf pädagogische und drei technische Kräfte kümmern. Drei neue Erzieherinnen sind im Frühsommer eingestellt worden. Einzig Angelika Wüstenhagen ist von der alten Besetzung noch da: seit 38 Jahren, erzählt die Leiterin anerkennend. Böhm ist es wichtig, „dass die Kollegen den Kindern zugewandt sind. In kleinen Einrichtungen müssen wir uns auch über die Arbeitszeit hinaus engagieren.“ So gab es schon zwei Übernachtungsparties in diesem Jahr, eine Kutschfahrt am Kindertag und ein Zuckertütenfest zum Abschied der Großen.

Der Bau der Kita war in der DDR ein Politikum. Bereits im Juni 1945 hatte die Kirchengemeinde einen ersten Kindergarten eingerichtet. Bis zu 70 Kinder wurden hier unter beengten Bedingungen betreut. Deshalb entschied sich die Kirchengemeinde, auf dem kirchlichen Grundstück Arthur-Scheunert-Allee 143 einen Neubau zu errichten. Der Antrag auf Einfuhr einer „Schwedenbaracke“ wurde vom Rat des Kreises nie beantwortet. Nach ewigen Verhandlungen und der Ankündigung der Kirchengemeinde, den nächsten Wahlen fernzubleiben, war 1967 endlich die Baugenehmigung erteilt worden. Erschwerend hatten die Behörden die Auflage erteilt, nur nach Feierabend oder samstags und ohne Inanspruchnahme einer Baufirma das Haus zu errichten. Im Oktober 1971 war nach vierjährigem Kampf um Material, Bau- und Transportkapazitäten der Kindergarten übergeben worden.

Ute Kaupke

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