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KulTOUR: Christiane von Beek stellt in Kleinmachnow aus: In Farbe getaucht, als Form erstanden

Kleinmachnow - Die Farbe, natürlich die Farbe! Was sonst interessierte den heutigen Maler wohl mehr: Ihr Fließen beim Auftrag, das Schillern der Oberflächen, das Vermischen, als wollten die Geister hochzeiten.

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Kleinmachnow - Die Farbe, natürlich die Farbe! Was sonst interessierte den heutigen Maler wohl mehr: Ihr Fließen beim Auftrag, das Schillern der Oberflächen, das Vermischen, als wollten die Geister hochzeiten. Die Metamorphosen von Schichtung und Weißung, Linien und Fläche, Pigmente und Abrieb, die Patina ihres jahrzehntealten Glanzes im Leuchten unsichtbarer Frequenzen – eine einzige Lockung des Auges, um Herz und Seele zu erreichen!

Manche behaupten sogar, Farbe sei der letzte Grund des Malens, aber das ist nicht wahr. So wenig der Mörtel ein Haus und der Lack das Auto ausmachen, so lange bleibt die Farbe in ihren physischen und mentalen Geheimnissen, ein Medium. Also wird ein guter Maler mit seinen Geschöpfen nicht von der Farbe erzählen, sondern etwas mit ihr, durch sie.

Mit solchen Fragen scheint sich die in Öl fixierte Bilder- und Gedankenwelt der Berliner Künstlerin Christiane von Beek zu beschäftigen. Derzeit im Foyer des Kleinmachnower Bürgerhauses zu sehen, kein idealer Ausstellungsort. Die Laufkundschaft geht an den mehr oder weniger farbintensiven Abstrakta eher vorbei, an den rückengekrümmten Akten, wie man sie von jeder Malschule her kennt. Im Gästebuch hingegen finden sich Formulierungen wie: „starke, behutsame Malerei“ oder „wunderschöne Bilder, seelenaufwühlend, ein Geschenk“. Lauteres Lob also für die eigenwilligen Schöpfungen der 1966 geborenen Gelsenkirchenerin.

Zugegeben, es gibt bestimmt Aufregenderes als diese Bilder, in die so viel Werden hineingewebt ist: Alles Öl auf Leinwand, keines älter als fünf Jahre. Wahrscheinlich ist „Auf neuen Wegen“ (Vorraum zum Saal) ein Schlüssel zum neuen Oeuvre. Eine Binnenlandschaft aus Farbe und Strukturen, die längst nicht miteinander einig sind, das brodelt, wabert, sucht. Die Malerin scheint hier massiv und zugleich unsicheren Schrittes „unterwegs“ zu sein, und das gleich auf mehrfache Weise: Einmal sucht sie den Zugang zum Werk von der Farbe her: Fast nach Bildhauerart steigen nackte Figuren oder Gruppen auf dem meist fahlen Hintergrund ans Licht, gewinnen skizzenhaft Kontur.

Das Herausschälen, Herauspellen aus einer Art Matrix scheint kein Leichtes zu sein, in den lebensgroßen Arbeiten gibt es weder Sonne noch Lächeln. Formgewinnung ist hier stumme Schwerstarbeit. Da diese bildhauerisch angelegten Arbeiten in den engen Büroflur gehängt sind, sieht man davon leider nicht so viel. Andere Nackte und Nacktinnen findet man übrigens im Foyer in mancherlei Farbe und Pose. Denen fehlt es aber an Tiefe. Fingerübungen einer Tonart, nicht mehr.

Die andere Bildgruppe sucht den Weg vom Abstrakten zum Konkreten, auch hier ist ein Retrorsum ausdrücklich erwünscht. Es handelt sich um kleinere Formate nichtgegenständlichen Inhalts, die beim Fachmann unter abstrakt eingeordnet werden – die ordnen ja alles ein! Dabei hat Christiane von Beek hier sukzessive lebendige Schönheit geschaffen. Farbintensiv leuchtende Gebilde, darin Linien, Ellipsen und Bögen. Sogar die Geometrie selbst tanzt spielerisch ihren Lebensreigen. Von Santiago bis zu den Kapverden, und dies auch noch jenseits der Schwerkraft: Dieses Ding hier ist Farbe, wird gerade Form, jener Kringel aber möchte soeben als Farbe verschwinden. Und überall luftzart Pastell, manchmal poetisch, manchmal auch noch klotzendes Leben, wie diese wabernde Wand: ein Rätsel aus Farbe und Form. 

Die Ausstellung ist bis zum 15. Januar im Bürgerhaus zu sehen

Gerold Paul

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