Potsdam-Mittelmark: In liebevolle Hände abzugeben
100 ausgesetzte Tiere haben im Glindower Katzenhaus eine Heimstatt auf Zeit gefunden
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100 ausgesetzte Tiere haben im Glindower Katzenhaus eine Heimstatt auf Zeit gefunden Von Christin Blievernicht Werder · Glindow - Den Mann mit dem großen Herz für Katzen hält Verantwortung jung. „Wenn ich was bewegen kann, geht“s mir gut“, sagt Harry Kindt. Seit 1991 hat der Berliner Katzenschutz e.V. in Glindow ein neues Heim gefunden. „Vorher waren wir in Berlin, aber der Platz reichte nicht mehr“, so Kindt. Engagiert und lebhaft erzählt der 60-jährige Rentner. Seit vielen Jahren ist er Mitglied im Katzenschutz e.V. und hat im Mai 2002 die Leitung des Vereins übernommen. „Wir helfen ausgesetzten Katzen in Berlin und Brandenburg. Sie werden bei uns aufgenommen, ärztlich versorgt und möglichst bald in ein neues Zuhause vermittelt.“ Auf dem Flur zeigt er auf die vielen Briefen an den Wänden. „Oft schreiben uns die Menschen, was aus unseren Zöglingen geworden ist.“ So wisse man, dass es vielen gut geht. Harry Kindt ist in seinem Element. Manch Katzenkind ist bei dem Rentner und seiner Frau Marlies, früher Zoofachhändlerin, sogar zu Hause aufgewachsen. Die Wollknäuel, manchmal kleiner als eine Hand, schreien stündlich nach Nahrung, „und rund um die Uhr ist das Katzenheim ja nicht besetzt“. Irgendwann flog mal ein zugeklebter Karton über den Zaun. Mit vier Tage alte Katzenbabys! Kindt: „Die kann man ja auch nicht einfach wegschmeißen!“ Stolz präsentiert der Vereinschef die Zimmer, in denen die Stubentiger je nach Alter oder Verträglichkeit wohnen. Da wird gefressen, sich geputzt, gespielt oder schnurrend auf einer Decke gekuschelt. Irgendwo schleicht immer irgendwer rum. Ist das da Monty? Oder doch Dieter? Nur die Pfleger, die täglich bei den Katzen sind, können sie unterscheiden. Dieter hat seinen Namen übrigens bekommen, weil eines Tages ein Herr Bohlen mit dem zugelaufenen Kater in Glindow vor der Tür stand. Die Anekdote ruft ein Schmunzeln bei Kindt hervor – die Namensdopplung war natürlich Zufall. Während er erzählt und durch die Räume führt, schleichen die Vierbeiner unter Stühlen und Tischen durch, blinzeln zurückhaltend oder liegen zusammengerollt in den Körbchen, 100 Katzen in einem Haus. Schon an der Eingangstür fällt auf, dass unangenehme Gerüche fehlen. „Das verdanken wir dem Katzenstreu, das heute wirklich gut entwickelt ist.“ Früher wurden noch Sägespäne als Einstreu benutzt. Kindt lacht: „Nicht nur das Wohlbefinden der Nachbarn liegt uns am Herzen, auch das der Tiere. Wir achten sehr auf die Gesundheit.“ Bestehe ein Verdacht, kommen die Tiere in die Kranken- oder in die Quarantänestation. Vor dem Haus zeigt er auf das Außengehege. Hier bekommen 22 Tiere ihr Gnadenbrot. Katzen, die keiner mehr will – mit nur einem Auge, drei Beinen oder abgeschnittenen Ohren. Harry Kindt schüttelt den Kopf. „Meistens haben es ihnen Menschen angetan! Sollen wir sie einschläfern lassen?“ Der „Katzenvater“ wird nachdenklich: Zur Zeit würden so viele Katzen wie selten abgegeben. „Vielleicht liegt das auch am Geld.“ Dabei krault er den schlummernden Dieter auf dem Stuhl neben ihm. „Hoffentlich können wir sie bald in liebevolle Hände abgeben. Sonst wird es hier schnell zu eng.“ Nicht nur „Adoptiveltern“ sucht der Verein ständig. Da er sich nur von Mitgliedsbeiträgen und Spenden trägt, „können wir neben Geld auch Fliesen, Zement, Wellengitter und Steine gebrauchen. Selbst Heizöl". Kindt freut sich, dass Firmen Sachspenden bereitstellen. „Zur Zeit bauen wir an einer Babystation.“ Klempner, Maurer und Fliesenleger sind willkommen. „Da wir gemeinnützig arbeiten, kommt jeder Handschlag den Tieren zugute.“ Dank einer Kooperation mit dem Deutschen Tierhilfswerk arbeiten zwei festangestellte Pflegerinnen im Katzenheim. Helga Rose aus Fichtenwalde ist eine von ihnen. Sie strahlt: „Es gibt nichts Schöneres für mich, als hier zu arbeiten.“ Stefan Bark, der Hausmeister, „ist die gute Seele hier, kümmert sich um alles – und das ohne Lohn!“. Harry Kindt schlägt ihm anerkennend auf die Schulter – die Glindower Heimkatzen haben viele Freunde. Der Berliner Katzenschutz e.V. ist in der Ziemensstraße 84 b in Glindow und unter Telefon (03327) 42587 zu erreichen.
Christin Blievernicht
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