Aus dem GERICHTSSAAL: Ins Frauenhaus gerettet Ex-Freundin geschlagen und vergewaltigt?
Beelitz – Simon S.* (22) nuschelt so, dass er kaum zu verstehen ist.
Stand:
Beelitz – Simon S.* (22) nuschelt so, dass er kaum zu verstehen ist. Zwei- bis dreimal – räumt der arbeitslose Verkäufer vor dem Schöffengericht ein – habe er Franziska F. mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, weil sie sich einem neuen Partner zugewandt hatte. Mehr sei nicht gewesen. Keine Drohung, ihr die Brüste abzuschneiden, falls sie nicht so wolle wie er, keine Rede davon, die Eltern und die behinderte kleine Schwester der jungen Frau in Borkwalde aufzuschlitzen, keine Vergewaltigung in der gemeinsamen Wohnung in Beelitz.
Franziska F.* (20) auf dem Zeugenstuhl leidet sichtlich Qualen, Furcht und Demütigungen, die ihr laut Anklage in der Nacht zum 17. August 2006 von dem Angeklagten zugefügt worden sein sollen, zu schildern. Weinend berichtet sie vom Ende ihrer dreijährigen Beziehung zu Simon S., die dieser nicht akzeptieren konnte. Als er die E-Mail eines Mannes auf dem Computer entdeckte, habe er sie dermaßen geschlagen, dass ihr Trommelfell perforiert sei.
Danach habe er sie vom Sessel gezerrt, ihren Kopf auf den Fußboden gehauen und sie gewürgt. Anschließend habe Simon S. das Fleischermesser aus der Küche geholt und an ihren Hals gehalten. „Ich war mir nicht sicher, ob ich sterbe oder nur im Krankenhaus lande. Auf jeden Fall dachte ich, er sticht zu. Dann musste ich mich im Schlafzimmer auf das Bett legen. Er hat den Geschlechtsverkehr vollzogen. Ich wollte es nicht. Das habe ich ihm mehrfach gesagt. Ich hatte auch Schmerzen dabei“, schluchzt die Restaurantfachfrau. Später habe sie ihrem neuen Freund Linus L. eine SMS schicken müssen, dass sie mit ihm nichts mehr zu tun haben wolle, erzählt Franziska F.. Am nächsten Tag habe Simon ihr geraten, ihr „Veilchen“ zu überschminken, damit man ihr auf der Arbeit keine peinlichen Fragen stelle.
Als Linus L.* (23) die Kurznachricht erhielt, kam ihm dies komisch vor. Er fuhr zur Arbeitsstelle seiner Freundin in Potsdam. „Das sollte sie mir persönlich sagen“, so der Student im Zeugenstand. „Franziska kam mir weinend und mit einem blauen Auge entgegen“, so Linus L..
„Dann berichtete sie, was in der Nacht passiert war. Ich riet ihr, Anzeige zu erstatten, aber sie sagte, sie habe Angst vor Simon.“ Mit einer Bekannten habe er dann den Entschluss gefasst, anonym bei der Polizei anzurufen, um sich zu erkundigen, was man in so einer Situation tun könne. „Dort hat man uns geraten, mit dem Frauenhaus Kontakt aufzunehmen“, erinnert sich Linus L.. Es sei ihnen gelungen, Franziska F. hier für eine Nacht unterzubringen.
Und es ging weiter: „Simon rief an und sagte, ich soll sofort nach Hause kommen. Dann fahren wir nach Borkwalde und bringen alle um“, schluchzt Franziska F.. „Ich habe mir solche Sorgen um meine Eltern und die kleine Schwester gemacht. Ich habe meiner Mutter Bescheid gegeben, sie soll auf keinen Fall an die Tür gehen.“ Am nächsten Tag sei sie zu einem Arzt gegangen, der ihre Verletzungen attestierte, habe danach die Polizei aufgesucht. Über die Vergewaltigung habe sie allerdings kein Wort verloren. „Davon konnte ich nur meiner älteren Schwester berichten“, räumt die junge Frau ein.
Die Verhandlung wird am 4. September mit der Vernehmung der Bekannten von Linus L. fortgesetzt, die das Telefongespräch mit der Frauenhaus-Mitarbeiterin führte. An diesem Tag werden auch die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sowie das Urteil erwartet. Hoga
*Namen von der Redaktion geändert
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