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Potsdam-Mittelmark: Inselparadies auf Schatzsuche

Für den Ausbau des Ferienlagers am Glindower See werden vier Millionen Euro gebraucht

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Von Henry Klix

Werder · Petzow - Der Termin kurz vor der Bundestagswahl war clever gewählt: Fast alle eingeladenen Politiker kamen gestern nach Petzow, um sich über die neue Entwicklungskonzeption für das Inselparadies zu informieren – zweimal CDU, zweimal PDS und zweimal SPD. Gunther Schinke, Chef des Inselparadies e.V., stellte dar, wie die Spuren des Pionierlager „Tschaibalsan“ verwischt werden sollen. Er will hier das erste thematische Ferienlager Deutschlands einrichten.

Der Name „Inselparadies“ soll sich in der Gestaltung der acht Hektar großen Anlage widerspiegeln, „Robinson Crusoe“ und „Die Schatzinsel“ stehen dabei Pate. Tatsächlich begab sich Schinke gestern auf überparteiliche Schatzsuche: 4 Millionen Euro werden gebraucht, um die Ideen umzusetzen. Die sechs dreigeschossigen Unterkunfts-Plattenbauten sollen sich gefälliger in den Wald am Glindower See einpassen: Das dritte Geschoss wird zum Dachgeschoss, die Gebäudefarben sollen mit der Umgebung korrespondieren. Zwischen den Gebäuden sind Abenteuerspielplätze zum Inselthema geplant – mit Baumhäusern und Seilgärten.

Der Badestrand bekommt Rutsche, Turm und Badeinsel, am Eingang entsteht eine Sporthalle und es soll einen Kunstrasenplatz geben. Die Seebühne bekommt ein Dach, und in den Unterkünften sollen mit kleineren Zimmern und gefliesten Sanitätseinrichtungen moderne Zeiten einziehen. Am liebsten würde Schinke im Januar mit den ersten beiden Unterkunftshäusern loslegen, „damit schon mal was zu sehen ist“. Von vielen Betreuern würde das Gelände als etwas verwahrlost wahrgenommen, „wenn sie wiederkommen sollen, muss schnell was passieren.“ Erst der 2003 geschlossene Erbbauvertrag für das acht Hektar große Gelände hatte den Vereinsleuten den Kopf frei gemacht für ihre Gedankenspiele.

Die TLG hatte das Gelände mit der Zweckbindung „Freizeit und Erholung“ an zwei offenbar sozial ambitionierte Werderaner Geschäftsleute verkauft, diese an den Verein für 99 Jahre verpachtet. Erst damit war die Zukunft gesichert, so Schinke, der hier 12 festangestellte Mitarbeiter beschäftigt. Mit etwa 750000 Euro Umsatz im letzten Jahr arbeite der Verein „gerade so kostendeckend“. „Früher hatten wir noch 1 Million Euro Umsatz.“ Etwa 250000 Euro habe das Inselparadies in den vergangenen Jahren in das Allernötigste investieren können. Doch das reiche den Gästen nicht.

Die Ideen für ein wirkliches Inselparadies wurden von den eloquenten Gästen positiv aufgenommen. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein regte eine „konzertierte Aktion“ an, um einen Fördermix für die anstehenden Aufgaben hinzubekommen. Dazu soll es einen Termin mit Vertretern der Landesregierung geben. Zudem rief sie auf, Mittelständler als Sponsoren zu gewinnen. PDS-Bundesgeschäftsführer Rolf Kutzmutz hofft, dass sich die positive Verrücktheit des Inselparadies e.V. bei den politischen Entscheidungsträgern wiederfindet.

„Seit 15 Jahren kämpft Herr Schinke hier, da muss was dahinter stecken.“ Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) deutete allerdings an, dass die Stadt Werder sich an den Investitionen kaum beteiligen kann. „Bestenfalls an der Infrastruktur.“ Letztlich müsse sich das Inselparadies als Unternehmen am Markt behaupten und Einnahmen erzielen, wenn es Fördermittel vom Wirtschaftsministerium bekommen will, so Große. Gunther Schinke antwortete, es gebe einen Beschluss des Vereins, eine GmbH für den Betrieb des Ferienlagers zu installieren. Momentan würden die Modalitäten geklärt. „Die soziale Komponente soll aber nicht dem Kommerz geopfert werden.“

In diesem Zusammenhang zeigte sich Schinke skeptisch über das Ansinnen des Petzower Hotelinvestors Axel Hilpert: Der hatte in einem PNN-Interview am Dienstag erklärt, in Partnerschaft mit dem Inselparadies e.V. ein Dreieinhalb-Sterne-Familienhotel in die Anlage integrieren zu wollen und dabei auch das Ferienlager modernen Erfordernissen anzupassen.

Wie Schinke war auch Vereinsmitglied Peter Schultheiß – pensionierter Kripochef und im Bekanntenkreis Hilperts – von dessen Werbungsversuchen „überrascht“. Ganz so abwegig findet er den Gedanken indes nicht: „Ob sich ein Hotel mit dem Lärm hier verträgt, glaube ich zwar nicht.“ Am Freitag solle es aber ein Gespräch mit Hilpert geben. Schultheiß: „Wenn er gute Ideen hat und Gelder ranschafft – bitteschön.“

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