Potsdam-Mittelmark: Interessante Funde unter der Teltower Altstadt Archäologen stoßen auf Brunnen, Knochen, Gefäße
Teltow – Teltows Stadtgeschichte wird um weitere Kapitel bereichert, denn die jüngsten archäologischen Grabungen in der Kuppelmayerschen Siedlung brachten so manchen Fund zutage. Neben bronzezeitlichen Keramikscherben wurden auch Reste von Bauwerken aus der frühen Neuzeit freigelegt, zu denen zwei Brunnen gehören.
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Teltow – Teltows Stadtgeschichte wird um weitere Kapitel bereichert, denn die jüngsten archäologischen Grabungen in der Kuppelmayerschen Siedlung brachten so manchen Fund zutage. Neben bronzezeitlichen Keramikscherben wurden auch Reste von Bauwerken aus der frühen Neuzeit freigelegt, zu denen zwei Brunnen gehören. „Wir haben Reste von zwei Stadtquartieren gefunden“, berichtete gestern der Geschäftsführer der Archäologischen Manufaktur Wustermark, Andreas Kurzhals. So wurde ein sieben Meter langer Keller mit Holzwänden aufgegraben, der vermutlich zur Einlagerung von Lebensmitteln genutzt wurde. Vor allem die Größe des Kellers, der sich parallel zur Neuen Straße befand, erstaunte die Archäologen. Ebenfalls parallel zu dieser Straße führte schon zu früheren Zeiten ein Weg, der mit Holzbohlen befestigt war und über einen seitlichen Graben für Regenwasser verfügte. In früheren Zeiten muss der Grundwasserspiegel relativ hoch gewesen sein, weshalb auch eine Tiefe von drei Metern ausreichte für den Brunnen, der sich nur wenige Meter von der Neuen Straße entfernt befand. Ob unter dem freigelegten Feldsteinbrunnen ein noch älterer Holzbrunnen war, auf dem später der andere aufgesetzt wurde, bleibt fraglich. Die Basis des Brunnens bildete ein viereckiger Holzkasten, von dem noch Reste sichtbar sind. Fest steht bereits, dass 1761 ein Brunnen auf dem Grundstück in Nutzung war, in den nach dem Stadtbrand von 180 Brandschutt gefüllt wurde. Zwischen den Feldsteinen fanden sich zudem Scherben aus Blaugraukeramik, die offensichtlich aus dem 15. Jahrhundert stammen. Grundstock für die Blaugraukeramik waren Tonvorkommen der Gegend, die eine blaue Farbe aufweisen. Auch in unmittelbarer Nähe des Brunnens wurden davon mehrere Schichten gefunden. Bei ihren Grabungen stießen die Archäologen auf weitere Gefäßscherben, die aus der Bronzezeit (1000 Jahre vor Chr.) stammen. Auffallend ist die aufgeraute äußere Struktur der Gefäße, die diese Haushaltsgegenstände griffiger machen sollte. Gefunden wurde auch eine Klinge aus Feuerstein, die offenbar für eine Pfeilspitze vorgesehen war. Einige Ofenkacheln mit Figurenmotiven wie Engel und Liebespaar sind dem Hausinventar des 17./18. Jahrhunderts zuzuordnen. Die grünen Kacheln weisen teilweise Verfärbungen auf, die vermutlich vom Stadtbrand 1801 herrühren. Auch Reste eines Pokals und einer mundgeblasenen Flasche gehören zu den Funden. Rückschlüsse auf die Lebensweise der einstigen Bewohner Teltows lassen mehrere Knochenfunde zu, die von Pferden, Kühen und einem Hund stammen. Insgesamt wurden auf dem Gelände bisher elf Tierkadaver gefunden (17. Jahrhundert). Die Lage und der gute Zustand der Skelette lassen vermuten, dass die Besitzer ihre Tiere heimlich verscharrten, weil die an Krankheiten starben. Schon damals war es üblich, kranke Tiere zum Abdecker zu bringen, offenbar wollten die Besitzer diese Kosten sparen. Dafür spricht die Lage eines Pferdes, das noch während der Todesstarre vergraben wurde, vermutlich nachts. Ein anderes Tier, eine Kuh, war zudem trächtig und starb vermutlich beim Kalben. Kleine Knochen in dem Tier weisen auf einen Fötus hin. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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