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Potsdam-Mittelmark: Inventar nach 16 Jahren

Gestern wurde Werders Polizeichef Hans-Jürgen Senger feierlich verabschiedet

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Werder - 16 Jahre lang stand Hans-Jürgen Senger an der Spitze der Polizeiwache Werder (Havel) – eine außergewöhnlich lange Zeit. Gestern trug er sich in das Goldene Buch ein – wahrscheinlich seine letzte offizielle Unterschrift in der Blütenstadt. Mit 60 Jahren wurde der Erste Polizeihauptkommissar im Alten Rathaus auf der Insel bei feierlicher Bläsermusik regulär aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Oft sei er von seinen Kollegen schon als Inventar der Polizei wache bezeichnet worden, sagte der Leiter des Schutzbereiches Brandenburg, Sven Bogacz, vor vielen Gästen. „Das war nicht nur scherzhaft gemeint, sondern auch Ausdruck der Wertschätzung für seine geleistete Arbeit.“ Als Polizeichef sei er väterlicher Ratgeber, aber auch strenger Vorgesetzter gewesen. Den richtigen Ton zu treffen, gelang dem leidenschaftlichen Hobbymusiker nicht nur am Keyboard.

Das partnerschaftliche Verhältnis zu seinen Kollegen, zur Stadtverwaltung und den Einwohnern sei Garant dafür gewesen, die Dienstzeit gesundheitlich unbeschadet zu überstehen, blickte Senger gestern noch einmal auf insgesamt fast 36 Jahre bei der Polizei zurück. Im Februar 1972 hatte der gelernte Dreher mit sächsischen Wurzeln beim Verkehrsdienst der Deutschen Volkspolizei begonnen, drei Jahre später wechselte er zur Kripo, wo er bis zur Wende unter anderem in der Potsdamer Abteilung „Leben und Gesundheit“ arbeitete.

Dann die Zäsur: Im Zuge der Neustrukturierung der Polizei übernahm Senger im November 1991 die Wache in Werder. Ganze drei Dienstzimmer gab es zu Anfang im Gebäude in der Potsdamer Straße 170. Ein umfangreicher Ausbau begann, und noch heute erinnert sich Senger vor allem an den strengen Winter 1992, als er mit seinen Kollegen in einem Bauwagen Anzeigen aufnahm und Verdächtige verhörte. Der Ausbau der Wache zu seiner leistungsfähigen Dienststelle für Werder und die umliegenden Gemeinden sei Sengers Lebenswerk gewesen, betonte dann auch Polizeipräsident Bruno Küpper gestern. Ganz persönlich habe er sich als Einwohner von Geltow immer gut behütet gefühlt, so Küpper. Die Ergebnisse bei der Verkehrsunfall- und Kriminalitätsbekämpfung seien im Bereich Werder durchweg positiv gewesen. Doch es gab auch sehr schwere Stunden im Polizistenleben von Hans-Jürgen Senger. So sind ihm zwei Todesfälle nach einer Messerstecherei Anfang der neunziger Jahre beim Baumblütenfest sehr nah gegangen. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung seien damals Konsequenzen gezogen worden, um die Sicherheit weiter zu erhöhen.

Während der vergangenen 16 Jahre hat Senger wohl fast alle Werderaner kennengelernt, teils auch mit ihren kleinen oder großen Sünden. Künftig zieht es ihn jedoch in Landkreis Oder-Spree. Dort hat er den jüngsten Urlaub bereits für den Umbau eines geerbten Hauses genutzt. Er freut sich zudem darauf, mehr Zeit zu haben für seine Frau und vor allem seine beiden Enkel. Hagen Ludwig

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