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KulTOUR: Italien in Träumen Neue Ausstellung im Kunstgeschoss Werder

Werder (Havel) - Eigentlich kann das ja getrost so weitergehen mit dem bildnerischen „Internationalismus“ von Werder: Polen, Litauen, Japan. Und nun Italien – dem zwanzigsten Jubiläum des brandenburgischen Vereins „Il Ponte“ zuliebe.

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Werder (Havel) - Eigentlich kann das ja getrost so weitergehen mit dem bildnerischen „Internationalismus“ von Werder: Polen, Litauen, Japan. Und nun Italien – dem zwanzigsten Jubiläum des brandenburgischen Vereins „Il Ponte“ zuliebe. Das vielberühmte Kunst-Geschoss, die städtische Kunstgalerie, ist wieder mal auf der Höhe der Zeit: Am drückend heißen Wochenende wurde Antonella Parlani unter dem vielsagenden Titel „Zauber Umbriens“ in einer Personalschau vorgestellt. Merkwürdig, während sich diesseits der Alpen so viele damit abquälen, den „italienischen Traum“ zu träumen, träumt die Künstlerin gleichfalls an diesem Traum – nur in Perugia.

Wie das aussieht, zeigt die Ausstellung unter dem Hitzedach des Bürgerhauses auf vielfältige Art. Ausgewählt wurde im weiteren Sinn ihr graphisches Schaffen. Es sind, gar nicht so überraschend, traditionelle Motive aus der Natur- und Kunstlandschaft nebenan. Obwohl sie mit ihren Motiven spielt, diese in technischer und ästhetischer Art variiert, ist sie doch keine Avantgardistin. Sie lässt „Handwerk“ durchscheinen, Spielfreude erkennen, Tradition ein Stückchen weiterwachsen. Manchem Betrachter hier mag das als „Zauber Umbriens“ nicht genügen – es ist ja inzwischen selbst eine Kunst, sich an Dingen zu freuen, so wie sie sind.

Wie sieht nun der Traum von Italien aus, wie Antonella Parlani ihn träumt? Historisch, wenn sie antike Motive ihrer Heimatstadt aufnimmt: Den Brunnen, das Etruskische Tor. Verspielt, so sie Perugia aus einer Blume herauswachsen lässt und auch sonst davon schwärmt, wie ein Kind. Ofenbar liebt sie es, Verschiedenes in einen Zusammenhang zu bringen: Die Hortensien als Chromatische Serie, den Trasimenischen See als Summe ihrer Eindrücke, Blumen in Reihen, und Pandoras Büchse mit ganz unterschiedlichem Inhalt. Sogar eine „Serie des tägichen Lebens“ ist dabei.

Mal zeigt sie nur, mal möchte sie eher gestalten, um das Unsichtbare einzufangen, „Feuer, Mond und Sterne“, „Mutter Erde“ samt ihrer „Schwester Wasser“, die Zeichen des Tierkreises. Daneben ist für den Zeisig „Schlafenszeit“, strömt eine Schale üppigst Pilze und Trüffel aus, schaut man den heiligen Wald, und „Die Nacht von St. Lorenzo“. Meist sind es Kupferstiche, mit verschiedenen Techniken bearbeitet, in den unterschiedlichsten Formaten und Farben gedruckt. Aber man sieht auch die „digitale Seite“ der Künstlerin: Mit Renaissance-Motiven verziertes Gebrauchsgeschirr, Fayencen der moderneren Art.

Einen Extra-Bereich im Schaffen von Antonella Parlani nimmt der Kopf einer Renaissance-Dame ein. Man findet die Schöne in der gut gehängten Ausstellung als „Juwel der Majestät“ immer wieder, vor allem auf handgeschöpftem Papier, welches zu Kimono-Oberteilen geformt ist. Ein Begleittext erklärt, warum das (bedruckte) Innere wichtiger als das Äußere ist. Trotzdem kein Grund, der Ärmsten Motiv-Medaillen aus Perugia an die Ohren zu hängen! Eine virtuelle Reise ist diese Ausstellung allemal: Der Praktiker wird Nutzen aus ihr ziehen, denn hier werden fast alle graphischen Techniken meisterhaft „zitiert“. Der Italienschwärmer kommt „motivseitig“ auf seine Kosten, der Kunstfreund lernt, was geht und was nicht, manchmal verschwimmen ja die Grenzen zwischen Handwerk und Kunst. Letztlich aber bleibt alles nur Zauber, nur ein Traum. Er reicht von Umbrien bis nach Italien, von Perugia bis nach Werder hinauf – und das bis zum achten August! Gerold Paul

Donnerstags, samstags und sonntags jeweils von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

Gerold Paul

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