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Potsdam-Mittelmark: Jahnke und sein Trupp
Rentner sanierten Treff und planen neue Projekte
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Nuthetal - Holzgestalter Eberhard Kyntschl war gerade fertig mit dem Ausbau seiner Scheune. Da bekam der Bergholzer mit, dass in der baufälligen Schule, die seit Jahren leer stand, ältere Männer am Werk sind. Seine Generation. Alle in Arbeitssachen, mit Staub bedeckt, ein gutes Dutzend Leute. Kyntschl fragte nach, was da los ist. Die Herren erzählten ihm, dass sie die alte Schule als Kulturtreff ausbauen. „Das klang wie ,Timur und sein Trupp’ in der DDR“, erinnert sich der 71-Jährige. Nur, dass es sich nicht um hilfsbereite Komsomolzen, sondern eine Rentnerbrigade handelte. Kyntschls Holz-Fertigkeiten waren willkommen.
Sieben Jahre später wurde das Bergholzer Mehrgenerationenhaus gestern feierlich eingeweiht. Schon seit einigen Jahren wurde es schrittweise mit Leben erfüllt, jetzt wurden Keller und Außenanlagen fertig. Das 120. Jubiläum der Schule wurde als Einweihungstermin genutzt. „Alte Schule, altes Haus, du siehst wieder prächtig aus“, sang ein Männerchor, ein Ableger der Brigade. Und es gibt weitere Projekte.
16 000 Arbeitsstunden haben die anpackenden Senioren, die sich jeden Donnerstag hier trafen, ins denkmalgeschützte Haus investiert. Einige Sanierungsarbeiten wurden an Firmen vergeben, so Brigadier Wilfried Jahnke (70), aber ein Gutteil erledigte der Bauingenieur mit seinen Leuten, die aus allen möglichen Handwerks- und Ingenieurbereichen stammen und trotzdem auf einer Wellenlänge sind. Ein Drittel der Gesamtkosten von 580 000 Euro wurde durch sie erbracht, schätzt Jahnke. „Es wurde auch mal gefeiert.“
Bei der Alten Schule soll es nicht bleiben: Jahnke und sein Trupp haben bereits den Panoramaweg erneuert und am Saarmunder Jugendklub gemauert. Jetzt fragte das Rathaus nach, ob man sich um die Friedhofshallen kümmern würde. In Fahlhorst wurde bereits begonnen, auch in Nudow und Saarmund benötigen die Hallen Zuwendung von guten Bauleuten.
Bauamtsleiter Rainer vom Lehn kann sich vorstellen, die Truppe für Streicharbeiten am Hortgebäude, den Zaunbau der Saarmunder Kita oder die Pflege öffentlicher Plätze hinzuzuziehen. „Wir müssen uns nicht sorgen, dass die Arbeit ausgeht“, meint Wilfried Jahnke. Der Brigade gehe es darum, im Alter aktiv zu bleiben und etwas Vorzeigbares zu vollenden. „Aber jeder von uns hat auch andere Sachen, um die er sich kümmert. Wir sind alle keine Stubenhocker.“ Jahnke selbst kandidiert am 25. Mai für den Gemeinderat.
Gemeinschaft lebe vom gemeinsamen Handeln, findet Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke). „Unsere Rentner wollen was tun, auch wenn sie sich nicht mehr voll ins Arbeitsleben einbringen wollen.“ Sie hält Jahnkes Trupp in Zeiten des demografischen Wandels für einen Weg, soziale Netzwerke für Senioren aufrechtzuerhalten. „Die Arbeit gibt innere Bestätigung und hält fit.“ Und die Frauen würden sich freuen, wenn die Männer mal weg sind, grinst Eberhard Kyntschl. Henry Klix
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