Potsdam-Mittelmark: Jeden Monat 15 Euro für Alkohol
Erschreckendes Umfrageergebnis zum Alkohlkonsum Nuthetaler Jugendlicher / Jugendparlament reagiert
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Nuthetal – Die mit Sicherheit vom Alkoholgenuss beeinflussten Vandalismusvorfällen nach dem Herbstfestes im vergangenen Jahr waren der Auslöser: In den Reihen des Jugendparlamentes Nuthetal entstand die Idee, mit den Jugendlichen zu reden, ihre Motive für diesen zeitigen Alkoholgenuss zu hinterfragen, um etwas gegen die Risiken und drohende Suchtsgefahr unternehmen zu können. Nun stellten sie die Auswertung ihrer Umfrage vor. „Erschreckend war für uns die Häufigkeit des Alkoholgenusses bei befragten Kindern zwischen 12 und 14 Jahren“, sagt Juliane Ebersbach vom Jugendparlament.
15- bis 17-Jährige gaben an, durchschnittlich 15 Euro monatlich für alkoholische Getränke auszugeben, was sich bei den 18 bis 20-Jährigen schon auf 20 bis 50 Euro steigerte. Zwei Jugendliche über 22 Jahren gaben sogar an, monatlich für mehr als 100 Euro Alkohol zu konsumieren. Unter den 12- bis 14-jährigen Kindern gaben viele an, unter Alkoholeinfluss bereits Erfahrungen damit gemacht zu haben, dass ungehemmter Streit und Schlägereien folgen können, selbst der sogenannte „Filmriss“ war einigen der befragten Kinder vertraut. Auch die Trinkmengen seien bei den jüngsten Befragten nicht gerade geringfügig, sie tauchen in allen Mengenangaben von einem Glas bis zur Rubrik „weiß nicht mehr“ auf.
Jugendparlamentschefin Anne-Kathrin Schrader machte einen erschreckenden Trend deutlich: Frühe Erfahrungen mit Alkohol wurden immer früher angegeben, je jünger die Befragten waren. Im Gespräch hat sich herausgestellt, dass Eltern und Großeltern möglicherweise sogar den ersten Anlass des Trinkens bei der Familienfeier unterstützen, das Glas Sekt oder das Bier zum Anstoßen genehmigen. „Und wenn Alkohol zum Alltag gehört, wird die Tatsache vor der Familie verheimlicht“, vermittelte Juliane Ebersbach ihre Erkenntnisse.
Als Gründe für das Trinkverhalten wurden häufig Stress, Trauer, Liebeskummer, Langeweile angegeben. Auch dass man so zu einer Gruppe „dazugehören“ könne oder beweisen wolle, „cool“ zu sein, waren häufig genannte Motive.
Die Fragebögen waren auf verschiedenen Festen in Nuthetal Alkohol trinkenden, teils schon betrunkenen jungen Leuten übergeben worden. 70 Fragebögen konnten ausgewertet werden, sicher keine repräsentative Sache, aber sie zeigt durchaus die heutigen Probleme auf. Sehr detailliert, aber anonym, war das Thema Alkohol hinterfragt worden.
Die Mitglieder des Jugendparlamentes wollen in Zusammenarbeit mit der Nuthetaler Jugendkoordinatorin Jana Köstel nun mehr Aufklärungsarbeit leisten. Bereits zum Maibaumrichten, zum Jubiläumsfest der Gartenstadt und zur Vernissage des letzten Kinderkunstkurses des Kinder- und Jugendklubs „Die Brücke e.V.“ hatten sie den Verkauf von alkoholfreien, frischen Cocktails organisiert. Serviert mit einem Wissenstest rund um den Alkohol brachte das häufig einen Aha-Effekt bei den Gästen ein, so Juliane Ebersbach. Wer alle Fragen richtig beantwortet hatte, bekam einen Cocktail gratis.
Eine Forderung der Jung-Parlamentarier: Wirte müssen mehr Zivilcourage zeigen und wirklich ihrer Pflicht nachkommen, Jugendlichen keinen Alkohol auszuschenken, der Handel muss seiner Ausweisprüfpflicht beim Kauf von Alkohol nachkommen. „Der Veranstalter eines Festes ist im Falle eines Verstoßes bußgeldpflichtig“, mahnt Juliane Ebersbach. Ordnungskräfte hält man bei kommenden Festen für dringend erforderlich. In Zusammenarbeit mit der Suchtpräventionsstelle der Awo werde das Jugendparlament zudem eine Informationsveranstaltung für Eltern, Lehrer, Trainer und Erzieher organisieren.Ute Kaupke
„Wir können viel dagegen tun, dass Kinder süchtig werden“, Infoveranstaltung für Eltern, Lehrer, Erzieher, Trainer und weitere Interessenten am 29. November um 19.30 Uhr in der Aula (ehem. Heizhaus) der Otto-Nagel-Grundschule, Andersenweg 43 in Bergholz-Rehbrücke
Ute Kaupke
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