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Zu dritt und doch die selbe: Frauen aus der Feder von Hala Faisal.

©  Veranstalter

KulTOUR: „Jeder wohnt in seiner Welt“

„Sinn-Bilder“ aus syrischer Hand sind zurzeit in der Teltower Galerie Altstadthof zu sehen

Stand:

Teltow - Dieter Leßnaus „Altstadthof-Galerie“ in Teltow hat immer Platz für das Außergewöhnliche. Mal leiht er einem Liebhaberpinsel aus Ludwigsfelde das Hausrecht, mal einem Kosovaren. Vielleicht fügte es diesmal der Zufall persönlich, dass die Ausstellung der syrischen Malerin Hala Faisal gerade in die Zeit der aufständischen Levante gefallen ist. Die weitgereiste Allround-Künstlerin – sie hat verschiedene Genres in Damaskus, Moskau und Paris studiert – versteht sich nicht als „politische Malerin“. Trotzdem ist bei ihr alles irgendwie „politisch“, was Harmonie, Liebe und Leben bedroht.

Insofern versteht sie auch ihre Teltower Ausstellung, eine nur auf ihrem Lebenspfad zwischen Aleppo, Madrid und New York, durchaus als „gesellschaftskritisch“. Sie würde sogar in ihrer Heimat leben wollen, wäre nur die Regierung „besser“. Aber darauf warte mal einer, egal wo er wohnt: Jeder wohl in seiner Welt! Die „öffentlich“ gedachte Seite ihres Oeuvres, in fast all ihren Bildern versteckt, ist das eine. Auf der anderen Seite hat man es mit einer ganz und gar feminin geprägten Innenschau zu tun, wie sie in solcher Transparenz nur selten anzutreffen ist: Nicht eines dieser Werke hätte ein Mann malen, geschweige auch nur denken können.

Zwei Themen beschäftigen ihren Malgeist: Die Spannung zwischen dem Eigenen ihrer Herkunft und dem Fremden, wie in „Zwischen Ost und West“ zu sehen. Und das Verhältnis von Frau und Mann, oftmals mit märchenhaft-mythischen Zügen ausgestattet. Natürlich sucht auch sie Vollkommenheit, das Glück, die Liebe. Dies alles aber findet sie höchstens als Sehnsucht vor, oder als Differenz – und genau davon handeln Hala Faisals Bilder in all ihrer opulenten Farbigkeit und kühn zu nennenden Bildsprache.

Einige zeigen drei mit federleichtem Strich (französische Schule!) gemalte Frauen in verschiedenen Posen. Auf den ersten Blick zu dritt, sind sie doch eine Person. Die Körpersprache der oftmals nackten Schönen spricht Bände: Eine sinnt für sich, die zweite ist abgewandt, die dritte sucht die Nähe jenes plumpen Phantasiegebildes mit Reiherhals und Entenschnabel, welches den Mann als solchen darstellt. Auf anderen Arbeiten geht es ihm noch schlechter, da ist er nur Wolf oder Bär, oder Maske. Eine wendet sich ihm immer zu. Und dann jenes Pendant, wo Mann und Frau eine hermaphroditische Einheit bilden. „Ich liebe die Mythologie!“, ruft die Syrerin mit Blick auf den griechischen Olymp aus. Solche Bilder seien allen Sprechzimmern von Psychologie und Eheberatung wärmstens empfohlen!

Unglaublich, was man in dieser erstklassigen Ausstellung alles entdecken kann: Eine Farbenflut, die überall „Leben“ bedeutet, ornamenthafte Bildhintergründe voller Poesie, sprechende Titel, arabisch-märchenhaftes Flair. Und wie oft ist das Zeichen ihrer Religion mit im Spiel, manchmal gar mit dem Wunsch verbunden, dem Kreuz der Christen die Einheit zu bieten. Tolle Bilder, tolle Sujets, tolle Erfahrung: Wenn eine Mutter ihre Tochter umbringt, so haben bei Hala Faisal beide ihr Gesicht verloren. Wenn es privat und intim wird, sitzt immer noch jener rote Papagei dabei, der stellvertretend für Staat und Gesellschaft alles kontrolliert, alles im Griff hat. Farbe ist Leben, und Liebe immer auch Heimat!

Die sympathische Malerin („Ich bin vierhundert Jahre alt!“) stellt Fragen: Warum man einander tötet, wie das wohl wäre, wenn der Sündenfall wegen Abwesenheit Adams ausgefallen wäre, oder wer denn Angst vor dem Schwarzen Mann habe. Schaut die Bilder, dann wisst Ihr’s!

Geöffnet dienstags und donnerstags, 14 bis 18 Uhr, sonst nach Vereinbarung.

Gerold Paul

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