Potsdam-Mittelmark: „Jedes verpennte Jahr verbaut eine Chance“ Regionalplanung empfiehlt Kommunen, sich
stärker in die Energiewende einzubringen
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Potsdam-Mittelmark - Privatunternehmen als Gewinner der Energiewende, Bürger und Kommunen als Verlierer? Bei der Regionalen Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming glaubt man, dass es anders funktioniert. Kommunen könnten eine wichtige Rolle spielen, wenn es um die Akzeptanz von Wind- und Solarparks, Stromtrassen und effizientere Energieerzeugungsformen geht. Und sie könnten finanziell profitieren, sagt der Geschäftsführer der Regionalplanung Harald Knauer. Zum Beispiel durch die Beteiligung an neuen Windparks.
„Der Widerstand gegen die Spargel ist verständlich“, so Knauer. „Aber man muss den Bürgern erklären, dass die Energiewende ohne Windparks nicht zu schaffen ist.“ Die Kommunen seien mit ihren Einwohnern gefragt, Nutzen daraus zu ziehen. Es gebe noch viele andere Möglichkeiten, die Energiewende aktiv zu betreiben. Welche genau infrage kommen, das hat die Regionalplanung vom Beratungsbüro Horváth & Partner in Berlin ermitteln lassen. 39 Städte und Gemeinden mit Windeignungsgebieten wurden angefragt, ob sie mit dem Büro ein Energiekonzept erstellen wollen. Die Nachfrage war überschaubar, 13 Kommunen machten mit, darunter Kleinmachnow, Teltow, Stahnsdorf, Werder (Havel), Schwielowsee, Beelitz und Kloster Lehnin.
Ziel des Ganzen: stabilere Energiepreise, Einflussnahme auf den Energiemarkt und Einnahmen durch wirtschaftliche Beteiligungen, Pachten oder Gewerbesteuern. Kloster Lehnin zum Beispiel wurde empfohlen, die Nahwärmeversorgung auszubauen, eventuell mit einer Biogasanlage. Beelitz könnte bei der Energiewende und der regenerativen Energiegewinnung seine Stadtwerke stärker fordern. Schwielowsee wird empfohlen, die Stromerzeugung auf Solardächer auszubauen und sich daran zu beteiligen. Mit dem Matec-Gummiwerk und der Bundeswehr gebe es zudem Großverbraucher, über deren dezentrale Versorgung durch ein Blockheizkraftwerk nachgedacht werden könnte, womöglich mit Biogas beschickt. Auch in Werders Strengfeld, wo es ein Einkaufszentrum als Großverbraucher gibt, wäre das eine Option. Durchweg wurde den Kommunen eine wirtschaftliche Beteiligung an ihren Windparkprojekten nahegelegt.
„Das alles muss natürlich jemand organisieren“, so Knauer. Auch das war ein Ergebnis der Untersuchung: Die Kommunen benötigen, soweit sie keine eigenen Unternehmen einspannen können, kompetentes Personal, um die Energiewende zu begleiten. Es muss mit Windenergieunternehmen gesprochen, der Überblick über Großverbraucher erstellt und Möglichkeiten der günstigen Energieerzeugung auf regenerativer Basis ausgelotet werden. Es muss über Strukturen nachgedacht werden, die eine wirtschaftliche Beteiligung der Kommunen daran ermöglichen. Auch wenn das erstmal erhebliche Summen verschlingt, würden die Kommunen nach einigen Jahren davon profitieren, meint Knauer. „Jedes verpennte Jahr verbaut eine Chance.“ Einige haben das bereits verstanden. Während es in Beelitz und Werder erheblichen Widerstand gegen die geplanten Windparks gibt, ist man in Niemegk sauer, keinen zweiten Windpark zu bekommen.
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