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Potsdam-Mittelmark: Jenseits von Seelow

Straußenfarm am Oderbruch liefert Handtaschen, Schuhe und Kosmetik in alle Welt

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Straußenfarm am Oderbruch liefert Handtaschen, Schuhe und Kosmetik in alle Welt Von Jörg Schreiber Seelow. Handtaschen, Westen, Portmonees, Schuhe - eine ganze Palette von Lederwaren präsentiert Fred Wenzlaff in seinem Büro. Die Produkte sind aus einem nicht alltäglichen Rohstoff hergestellt - aus Straußenleder. Die „Lieferanten“ leben gleich nebenan auf der „Seelower Straußenfarm“ am Rande des Oderbruchs. Dort und auf einer zweiten Anlage im nahen Neuentempel geht es ein wenig zu wie in Afrika: Mehrere der fast mannshohen Laufvögel stehen friedlich in der Sonne, drehen ihre auf langen Hälsen sitzenden Köpfe und mustern neugierig die Besucher. Vor drei Jahren hatte der heute 44-jährige Wenzlaff seine Straußenzucht gegründet, die nicht nur zu den bekanntesten Farmen Brandenburgs gehört, sondern auch an Kunden in der ganzen Welt liefert. Auf Farmen in Guinea und Togo hatte der gelernte Heizungsmonteur in den 90er Jahren den Grundstock für sein Wissen im Umgang mit den Laufvögeln gelegt. Heute züchtet er im Familienbetrieb Blau- und Schwarzhalsstrauße. Viele Küken werden nach dem Schlüpfen an Züchter in Brandenburg und auf der ganzen Welt abgegeben, andere wachsen auf der Seelower Farm auf, erzählt Wenzlaff. Die Pflege der Tiere sei recht unkompliziert, das nach seiner Rezeptur zusammengestellte Futter reiche für mehrere Tage. Nur Küken bis drei Monate brauchen mehr Aufmerksamkeit. Unter 20 seiner Tiere wähle er zwei bis drei für die Zucht aus, die anderen würden im Alter von einem Jahr zum Schlachthof gebracht. Dann hätten die Vögel immerhin ein Gewicht von rund 100 Kilogramm. „Wir verwerten alles bis auf Knochen und Därme“, sagt Wenzlaff. Das Fleisch werde nach seinen Rezepten in einer Fleischerei unter anderem zu Schinken, Salami, Leberwurst oder Hackfleisch verarbeitet. Die neueste Kreation sei eine wohlschmeckende Straußenpastete in Blätterteig, die es bisher in Deutschland nicht gebe. Die Schalen der riesigen Straußen-Eier würden zu Broschen, Armbändern und Lampenschirmen veredelt. Auch Straußen-Eierlikör sei im Angebot. Die Federn werden für Gestecke verwendet oder an Theater und Varietees geliefert. Eine noch neue Kreation seien die elf Kosmetikprodukte, die aus Straußenöl gewonnen werden wie Handcreme, Hautlotion oder Duschgel, sagt Wenzlaff. Doch besonders haben es ihm die Lederprodukte angetan. „Straußenleder ist sehr strapazierfähig“, weist er auf die Vorzüge des noppenartigen Materials hin. Spezialbetriebe produzieren nach seinem Design hochwertige Schuhe, Taschen oder Handschuhe in 22 Farben, sagt der Straußenfarm-Chef. Renner seien gegenwärtig Produkte in Dunkelbraun und Cognacfarben. Vor kurzem hat Wenzlaff auf Lederwarenmessen in Offenbach und Poznan (Posen) seine neueste Kollektion vorgestellt. Von Freitag bis Sonntag zeigt er seine Produkte vom leckeren Steak über Eier und Leder bis zur Straußensalami auch auf Ostbrandenburgs größter Messe - der „Oderland 2003“ in Frankfurt (Oder). Zwischendurch beliefert er Spezialgeschäfte in Berlin oder Frankfurt am Main, stellt bei Präsentationen in Hotels - wie demnächst in Polen - seine Straußenprodukte vor, schickt Lieferungen per Luftfracht an Kunden in der ganzen Welt. Regelmäßig kommen nach seinen Angaben auch Studenten und Wissenschaftler von Berliner Universitäten auf seine Farm, um hier jenseits von Afrika das Verhalten der Straußenvögel zu studieren. „Wir haben in Brandenburg beste Bedingungen für die Zucht der Vögel, die nicht schlechter als in Afrika sind“, sagt Wenzlaff. Die neuesten Forschungsergebnisse gibt er auf Fachtagungen weiter. Beim nächsten Weltkongress der Straußenzüchter Ende des Monats in Wien wird er wieder dabei sein. Weiteres im Internet unter: www.straussenfarm-seelow.de (Telefon 03346/88-888)

Jörg Schreiber

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