Potsdam-Mittelmark: Jetzt Zeit für Einwände
Vorentwurf zum Stahnsdorfer Flächennutzungsplan beschlossen
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Stahnsdorf - Eine Stunde vor Beginn der Stahnsdorfer Gemeindevertretersitzung am Donnerstag entrollten mehrere Bürgerinitiativen vor dem Gemeindezentrum Transparente, auf denen beispielsweise zu lesen war, dass ein Wald voller Häuser, kein Wald mehr sei. Der Protest der rund 100 Bürger richtete sich gegen eine Beschlussvorlage zum Vorentwurf des gemeindlichen Flächennutzungsplanes, der nach ihrer Auffassung das Bild der grünen Gemeinde gefährde, weil er zu viele „massive Baugebiete“ enthalte.
Dass trotz ihres Protestes die Vorlage mit Stimmenmehrheit von CDU, FDP und Wir Vier verbschiedet wurde, ahnten die meisten bereits vor der Sitzung. Erbost hatte die Bürgerschaft besonders, dass die Zuschauerzahl auf 60 Plätze limitiert worden war, weshalb ein großer Teil die Sitzung nur über Lautsprecher mitverfolgen konnte. Tumulte blieben ebenso aus wie Zwischenrufe in der Sitzung. Stattdessen gab es aus den Zuschauerreihen lautstarken Beifall für die Statements von SPD- und Linksfraktion, die gegen das Papier stimmten.
Ziel seiner Fraktion sei es gewesen, den Vorentwurf zu verbessern, erklärte SPD-Vertreter Michael Kortz, weshalb man bereits im April-Sitzung mehrere Vorschläge eingebracht habe. Doch das nun vorliegende Ergebnis widerspreche in Kernpunkten dem Gemeinwohl und werde daher von seiner Fraktion abgelehnt. Kortz verwies dabei auf den Wald Annastraße/Markhofstraße, der im Vorentwurf baulich und verkehrlich zu sehr eingeengt werde. Zudem würden offene Landschaftsräume südlich der Mühlenstraße und des Striewitzweges als Bauflächen verplant und dadurch einen klimatisch wichtigen Grünzug unterbrechen.
Wohn- und Mischbebauung stelle auch den Erholungswert des Beethovenwäldchens in Frage, ebenso seien bereits Landschaftsbereiche im Ortsteil Güterfelde verplant. Diese Ausweisungen von Bauflächen gingen zu Lasten des Ortscharakters und würden die überzogene Wachstums-Philosophie des Vorentwurfes deutlich belegen, meint die SPD-Fraktion. Sie warnt daher vor schleichender Zersiedelung, da wirkungsvolle Instrumente noch immer fehlen würden, um Geschosszahlen und Baudichten zu begrenzen.
Aus Sicht der Linksfraktion widersprechen sich die Entwicklungsziele des Vorentwurfes – die auf einem wald- und gartengeprägten Wohnort basieren – mit den tatsächlichen Festlegungen, Wohnbauflächen im Außenbereich und im Landschaftsschutzgebiet auszuweisen. Werner Stang für seine Fraktion: „Wir sehen uns daher gezwungen, mit Nein zu stimmen, obwohl wir dafür sind, endlich mit dem Verfahren zu beginnen.“ Seine Fraktion hoffe daher, dass möglichst viele Bürger des Ortes die Möglichkeit nutzen, sich einzubringen.
Lob für das Papier kam indes von Günter Wüstenhagen (FDP), der feststellte: „Wir haben den richtigen Weg gewählt und die Grundlagen dafür bereits vor 15 Jahren gelegt.“ Der SPD warf er vor, immer mit innerer Verdichtung zu argumentieren, wenn sie Bauvorhaben im Außenbereich verhindern wolle. „Aber dichtere Besiedlung im Ort zerstört noch mehr den grünen Charakter des Ortes“, glaubt Wüstenhagen. Zustimmung kam auch von Dietrich Hucksold (Wir Vier), obwohl noch nicht alle Vorstellungen für Güterfelde im Vorentwurf enthalten seien. "“ber wir wollen endlich einen Schritt weiter kommen“, so Huckshold.
Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) betonte: „Es ist schlichtweg falsch, dass mit dem Vorentwurf bereits alle Messen gesungen sind.“ Jeder könne seine Einwände einbringen, wenn der Vorentwurf ab Oktober öffentlich ausliege. Eine weitere Gelegenheit sei die erneute Auslegung im nächsten Jahr. Enser ist sich sicher, dass in diesem Verfahren noch Änderungen einfließen, bevor der FNP frühestens 2009 beschlossen werde. Mit Verweis auf ein Schreiben von Umweltminister Dietmar Woidtke informierte Enser, dass bis zur Genehmigung des FNP kein Abholzen des Beethovenwaldes zu befürchten sei. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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