Potsdam-Mittelmark: Jugendparlament gescheitert
Bürgermeister: „Ihr habt es nicht gebacken gekriegt“
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Teltow - Geahnt hatten es die Teltower Stadtverordneten schon lange, bevor Sozialausschuss-Chef Eberhard Derlig (FDP) es auf der Sitzung am Montag offen aussprach: „Das Projekt Jugendparlament ist gescheitert!“
Vergeblich versuchte es Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) anfangs noch mit einer Namensänderung zu erklären: „Was mal mit Jugendparlament begann, nennen wir jetzt Jugendbeteiligung.“ Doch am Ende der Debatte bekannte er, dass „wir uns mit dem Jugenparlament zwar mal was Gutes gedacht haben, es hier aber leider nicht so funktioniert wie anderswo“.
Vorgestellt hatte sich der Bürgermeister vier Jahre zuvor, dass das Jugendparlament ein Sprachrohr der 16- bis 24-Jährigen werden sollte, damit diese sich bei den politischen Entscheidungsträgern im Ort Gehör verschaffen. Zur Seite stellte Schmidt den Jugendlichen einen Mitarbeiter des Sozialpädagogischen Institutes (SPI), der sie über das Prozedere kommunaler Entscheidungsprozesse aufklären sollte. Doch was 40 Jugendliche schließlich im Mai 2004 mit großer Begeisterung begannen und was einst Top-Thema von Schmidts Wahlkampf war, gilt nun als gescheitert. „Ihr habt es nicht gebacken bekommen“, warf jetzt Schmidt einigen Jugendlichen vor, die in der Sitzung des Sozialausschusses ein neues Projekt vorstellten. Doch fühlten dies sich nicht als Empfänger der Kritik. Ihr Sprecher, Benjamin Bähr, war über diesen Vorwurf irritiert und erklärte dem Ausschuss: „Wir gehören in keiner Weise zu irgendeinem Jugendparlament.“ Vielmehr seien sie eine Gruppe von etwa 20 Jugendlichen aus allen drei Orten, die einer Initiative der Kleinmachnower SPD gefolgt waren, die Jugendprojekte unterstützen will. Doch das schien einige Mitglieder im Ausschuss gar nicht zu interessieren. Denn wiederholt forderten sie, die Jugendlichen sollten sich erst eine Struktur in Form eines Vereines, eines Klubrates oder Jugendparlamentes geben, bevor sie ihr Projekt vorstellen. Deren Idee – ein selbst verwalteter Treffpunkt – wurde daher erst mal vertagt. Zugleich mussten sich die Jugendlichen von der PDS-Fraktion anhören, man habe gewisse Befürchtungen auf Grund schlechter Erfahrungen mit einem ähnlichen Projekt in Ruhlsdorf. Von PDS-Vertreter Reinhard Frank wurde auch die Idee abgeschmettert, einen Versuch im Jugendtreff Teltow (JTT) zu wagen und die Öffnungszeiten bis in die Abendstunden zu verlängern. „Dort darf man nicht rauchen, nicht trinken und auch nicht Krach machen“, stellte Frank klar, der sich als Mitglied des Fördervereins des JTT vorstellte.
Nicht akzeptabel fand allerdings Eberhard Derlig, dass der JTT bereits um 18 Uhr geschlossen werde. „Da haben wir zwei Jugendfreizeiteinrichtungen in der Stadt, aber wenn die Jugend ihre Freizeit hat, sind die Einrichtungen zu.“ Es gebe zu wenig Personal, um das JTT länger offen zu halten, sagte dazu Michael Belkner, Sachgebietsleiter für Soziales.
Da die Gruppe der etwa 20 Jugendlichen aus allen drei Orten komme, hielt es der Bürgermeister dann für das Beste, das Projekt regional zu fördern. Es gebe ja auch noch Einrichtungen in den anderen Orten. Kerstin Stein von der Kleinmachnower Jugendfreizeiteinrichtung, die die Jugendlichen begleitet hatte, sagte den PNN: „Die Jugendlichen hatten danach nicht mehr das Gefühl, dass ihre Idee eine echte Chance haben wird. Nach dem Gespräch in diesem Ausschuss waren sie geradezu demotiviert.“
Fassungslos über so manche Reaktion waren die Jugendlichen nach dieser Debatte. „Unsere Ideen konnten wir gar nicht richtig vortragen, alles wurde sofort abgeblockt“, sagte Benjamin Bähr gegenüber den PNN. Trotz dieses Dämpfers wollen sie aber weiter machen, um für die Jugendlichen der Region was auf die Beine zu stellen. Der Kleinmachnower Kulturausschuss habe wesentlich positiver auf ihr Anliegen reagiert und auch das Signal aus Stahnsdorf stimme sie optimistisch. Vielleicht, so hoffen sie, klappt es noch in diesem Sommer mit einem Open-air-Konzert. Der Sender rbb habe bereits zugesagt, das Vorhaben zu unterstützen. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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