zum Hauptinhalt

Von Ute Kaupke: Jung und traditionsbewusst

Auf den Spuren des Ur-Urgroßvaters: Tremsdorfer Blasmusikanten präsentieren ihre erste eigene CD

Stand:

Nuthetal - Seit 13 Jahren gibt es die Tremsdorfer Blasmusikanten – jetzt ist ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen. „48 Stunden“ lautet der Titel ihrer ersten eigenen CD. Kürzlich feierten sie das mit ihren Fans in der Feuer wehrscheune von Tremsdorf. Mit auf der Scheibe sind die eigens für sie geschriebenen ersten vier Kompositionen. Dabei hat die Gruppe an eine sehr lange Tradition angeknüpft. Der Ur-Urgroßvater des heutigen Band-Chefs, Albert Heinrich, einst auch „Tuba-Heinrich“ genannt, zog mit seinen Musikanten schon vor mehr als 100 Jahren von Ort zu Ort. Ganz andere Anstrengungen als heute waren damit verbunden. Vier Brüder waren sie, alles Musikanten. Bruder August diente zudem als Stabs trompeter des Kaisers in Berlin.

Die Heinrichs von heute haben ebenso wie ihre Vorfahren die Musik im Blut. „1993 habe ich erstmals das Jugendblasorchester Kleinmachnow erlebt und fand das toll", erzählt Alexander Heinrich von einem Schlüsselereignis. Als 17-Jähriger gründete er dann mit seinen ebenfalls musizierenden Cousins im November 1995 ganz bescheiden die „Kleine Blasmusik Tremsdorf“. An der Hochschule der Künste in Berlin nahm er ein Musikstudium in der Fachrichtung Posaune auf. Weitere Kontakte wurden geknüpft – die Gruppe wurde größer und zählte bald neun Mitglieder. Auch Vater Hans-Joachim Heinrich nahm sein Instrument wieder zur Hand und spielte mit. 1950 geboren, ist er der Älteste in der Kapelle und spielt das 2. Flügelhorn. In Tremsdorf selbst wohnt heute nur noch die Großmutter der Heinrichs, aber gefeiert und musiziert wird traditionsbewusst mit den Blasmusikanten noch immer in diesem Dorf zwischen Nuthe und Nieplitz.

Die jetzige Besetzung besteht seit rund fünf Jahren. „Wir sind eine Essenz aus ganz Brandenburg, aus allen Ecken des Landes kommen wir zusammen“, erzählt Alexander Heinrich. Viele sind Profi musiker in größeren Orchestern. Bis 2007 spielten die Tremsdorfer Blasmusikanten meist bei Festen auf. Im November 2007 gaben sie ihr erstes eigenes Konzert und die Fans kamen in Scharen. „Der Saal war voll. Da war Energie im Raum“, schwärmt Alexander Heinrich. Seit er aus gesundheitlichen Gründen die Posaune an den Nagel hängen musste, singt und moderiert er. Der Band kommt es zugute, dass er sich nun vollständig dem Publi kum widmen kann, nicht zwischen Instrument und Moderation pendeln muss.

Der österreichische Komponist und Dirigent Gustav Mahler (1860 bis 1911) habe einmal gesagt, Tradition sei nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers. Das haben die Tremsdorfer Blasmusikanten zu ihrer Philosophie gemacht. So wollen sie das angestaubte Image der Blasmusik ablegen. Modern, spritzig, mit Schwung und Elan für Alt und Jung spielen sie eine Mischung aus Egerländer und Böhmischer Blasmusik. Neben Alexander Heinrich zeichnen sich dabei der Saxophonist Manfred Klein und der Trompeter Martin Sander als Solisten aus. Auch eine hauseigene Erkennungs melodie habe man sich jetzt zugelegt.

„Wir wollen nicht nur Heile-Welt-Musik spielen, sondern unsere Zeit auch kritisch sehen“, betont der Frontmann. In der eigenen Komposition, der Ballade „48-Stunden“, werde beispielsweise eine heute nicht unübliche Fernbeziehung beschrieben. „Es ist immer wieder schön nach einem Konzert zu hören, dass man den Fans aus der Seele gesprochen habe“, blickt Heinrich auf die vielen Auftritte im Jahr zurück. Aufgespielt wurde unter anderem auch im Frühstücksfernsehen des Senders Sat1.

Weitere Infos unter

www.tremsdorfer.de

Ute Kaupke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })