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Im Einsatz gegen Raupen. Wie hier bei Ludwigslust wird auch in Mittelmark vom Hubschrauber aus gegen den Eichenprozessionsspinner gesprüht.

© Jens Büttner/dpa

Potsdam-Mittelmark: Kahlfraß kaum noch aufzuhalten

Luftkampf gegen eine Plage: In Brandenburgs und Mittelmarks Wäldern hat sich der Eichenprozessionsspinner ausgebreitet: Nun soll auch an der an A 10 gesprüht werden, was am Montag zu kleineren Staus führen könnte. die Forst warnt Waldbesucher.

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Schwielowsee - Autofahrer auf dem westlichen Berliner Ring müssen sich am Montagmorgen auf kleinere Staus einrichten. Zur Bekämpfung des für Menschen gefährlichen Eichenprozessionsspinners wird von 8 Uhr an zwischen dem Autobahndreieck Werder und der Abfahrt Potsdam-Nord gesprüht. Behinderungen werde es durch eine Wanderbaustelle jeweils am rechten Fahrbahnrand geben, da auf der Strecke ein Standstreifen fehlt, teilte der Landesbetrieb Straßenwesen gestern mit. Die Falter haben sich in den vergangenen Jahren auch in Brandenburg stark ausgebreitet. Im Randbereich der A 10 stehen rund 2000 Eichen. Straßenwärter der Autobahnmeisterei können ohne gesundheitliche Gefährdung keine Unterhaltungsarbeiten vornehmen, wie beispielsweise Mähen oder Müllbeseitigung. Bei Unfällen oder Staus wären womöglich auch Verkehrsteilnehmer von den Raupen betroffen, deren Bekämpfung bis Mitte Mai erfolgen müsse.

Die Forstverwaltung warnt derweil vor der massiven Verbreitung des Eichenprozessionsspinners in den Wäldern zwischen Ferch und Michendorf. Zwar gab es am vergangenen Montag auch hier eine Bekämpfungsaktion: Per Hubschrauber wurde der Biowirkstoff Dipel gespritzt. Wegen strenger Auflagen des Bundesamtes für Verbraucherschutz konnte aber von den geplanten 500 Hektar nur gut 300 beflogen werden, sagte Waldschutzexpertin Katrin Möller vom Forstkompetenzzentrum in Eberswalde. Zu Autobahn- und Siedlungsrändern, wo die Sonne-liebenden Raupen des Nachtfalters besonders verbreitet sind, mussten große Sicherheitsabstände gehalten werden.

Die Brennhaare der Raupe, ihre Larvenhäute und die Gespinstnester enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, das bei Hautkontakt zu allergischen Reizungen bis hin zu Fieber, Schwindel, Schocks und Asthmaanfällen führt. Laut Möller sollten Waldbesucher besonders an den Waldrändern zwischen Ferch und Michendorf besondere Vorsicht walten lassen, das Unterholz meiden und lange glatte Bekleidung tragen, die nach dem Waldbesuch gewaschen werden sollte. Bei Kontakt mit den Brennhaaren rät sie, sich in der Apotheke beraten zu lassen oder in schweren Fällen einen Arzt aufzusuchen. Autofahrern im betreffenden Autobahnabschnitt empfiehlt Möller, die Fenster zu schließen.

Die Waldschutzerxpertin hält die Gefahren, die vom Eichenprozessionsspinner für den Menschen ausgehen, für deutlich größer als beim Einsatz des Biozids Dipel. Bis zum Frühjahr 2012 wolle man sich deshalb erneut um eine Genehmigung für eine intensivere Bekämpfung bemühen – auch im Sinne der Eichen: Möller rechnet wegen des Kahlfraßes in den nächsten Jahren mit einem massiven Rückgang des Bestandes in dem Bereich: „Der Zustand der Bäume hat sich schon verschlechtert.“ Erste absterbende Eichen seien im Winter in Autobahnnähe bereits gefällt worden, um zumindest das wertvolle Holz zu retten. Henry Klix (mit dpa)

Henry Klix (mit dpa)

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