Potsdam-Mittelmark: Kalte Füße bei Solarpark
Teltows Bauausschuss lehnt Projekt in Ruhlsdorf ab
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Teltow - In Teltow dauert manches länger als anderswo. Auch die Energiewende ist da keine Ausnahme. So wurde im jüngsten Bauausschuss das Vorhaben eines Solarparkes in Ruhlsdorf mehrheitlich abgelehnt. Nur zwei Befürworter fanden sich für das Projekt.
Dieses wurde erstmals im November 2007 vorgestellt (PNN berichteten) und erfuhr seinerzeit wohlwollendes Interesse durch das Gremium. Doch nun mehren sich im Ausschuss skeptische Stimmen. So ist Elektromeister und BIT-Vertreter Michael Müller überzeugt, dass der Energiedienstleister Eon.edis auf die Abnahme von acht Megawatt gar nicht vorbereitet sei. „Die müssten bei der Leistung erst ein neues Umspannwerk bauen“, glaubt Müller. Doch Wolfgang Köhn, der das Solarprojekt seit drei Jahren vorbereitet und im Ausschuss vorstellte, verweist auf eine Bestätigung des Energiedienstleisters, dass die Abnahme in dieser Größenordnung möglich sei.
In der Diskussion im Bauausschuss ging es aber vor allem um die 27 Hektar Ackerfläche, die nördlich an die L 40 angrenzt, derzeit als Anbaufläche für Mais und Raps genutzt wird und nahe der Rieselfelder liegt. Vorsorglich schickte Ortsbürgermeister Berndt Längrich (SPD) seiner Kritik voraus: „Wir sind ja für Solarenergie, aber wir befürchten, dass aus dem Solarpark ein Gewerbepark werden könnte.“ Damit spielte Längrich auf das Ersuchen der Nachbargemeinde Großbeeren an, die ihre Logistikflächen für das Güterverteilzentum an der Anhalterbahn erweitern will und Teltow gebeten hat, einer Verkehrserschließung über Ruhlsdorfer Gemarkung zuzustimmen. Teltow lehnte jedoch mit Verweis auf die schützenswerte Rieselfelderlandschaft ab.
„Ein Solarpark ist kein Gewerbe, sondern eine Sonderfläche“, stellte Eberhard Adenstedt klar. Auch das Wild werde nicht gestört, weil ein Zaun um die Anlage gesetzt werde, sagte der bündnisgrüne Stadtverordnete. Längrich widersprach: „Ob wir das Sondergebiet nennen oder anders, das bleibt Betrachtungsweise. Aber wir müssen den Anfängen wehren.“
Dagegen konnte sich Reinhardt Frank (Linke) für einen Solarpark durchaus erwärmen: „Es wäre ein kleiner Schritt zur allseits geforderten Energiewende. Ob da noch ein Gewerbepark auf uns zukommt, ist Orakelei.“ Außerdem könnten die Stadtverordneten dann noch immer Nein zu einer Gewerbeansiedlung sagen, erklärte Frank. Er stimmte mit Adenstedt für das Projekt, was an dem ablehnenden Ausschuss-Votum nichts änderte. Beider Fazit: „Es wird viel darüber geredet, dass man Alternativen braucht, um auf Braunkohle und Atomstrom zu verzichten. Aber wenn es dann konkret wird, heißt es: Nicht vor unserer Haustür.“ KiG
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