Potsdam-Mittelmark: Kammerspiele, nächster Akt
Nach langen Diskussionen werden neue Betreiber für Kleinmachnower Kino von Gemeinde unterstützt
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Kleinmachnow - Ganz zuletzt hat Kleinmachnow doch noch Größe bewiesen: Nach fast zehn Jahren zäher Diskussionen um die Zukunft der Kammerspiele ist das Traditionskino nun vorerst gerettet. Am Donnerstagabend stimmten die Gemeindevertreter einer Anschubfinanzierung in Höhe von 400 000 Euro für eine private Betreiberinitiative zu. Die Ausgabe wurde mit dem Nachtragshaushalt ebenfalls am Donnerstagabend bestätigt.
Auflage für die künftigen Betreiber ist, den Kulturstandort mit Kino-, Theater- und Konzertprogramm sowie angeschlossener Kneipe über ein Genossenschaftsmodell zu betreiben. Letzteres sah ein Änderungsantrag der Fraktionen Linke, Bik, Wir und Bündnisgrüne vor, der auch von der SPD befürwortet wurde. „Damit machen wir endlich einen Schritt nach vorne“, so SPD-Fraktionschef Jens Klocksin. Die Kleinmachnower haben mit der Entscheidung den letzten Strohhalm gegriffen, um das Traditionskino zu retten. Zwar hatten sich alle Fraktionen immer wieder grundsätzlich für den Erhalt ausgesprochen, im letzten Moment scheiterten die Vorhaben dann aber stets an finanziellen Bedenken.
Der Eigentümer Karl-Heinz Bornemann hatte schließlich angekündigt, das Haus zum September zu schließen, sollte sich bis dahin kein neuer Betreiber finden. Mit Carolin Huder und Michael Martens hatte sich, quasi in letzter Sekunde, im Frühjahr eine private Initiative gebildet, die das Haus in Eigenregie bespielen will. Die beiden Kleinmachnower haben bereits einen Optionspachtvertrag mit Bornemann geschlossen, aber zugleich erklärt, ohne eine Finanzspritze durch die Kommune nicht starten zu können.
Grund ist der schlechte Zustand des Hauses: Vor allem der Brandschutz weist Mängel auf, daneben fehlt es an einfacher Veranstaltungstechnik. „Als Pächter müssen wir nicht zuerst an den Substanzerhalt denken“, so Huder. Anders hätte das ausgesehen, wenn die Kommune das Haus gekauft hätte.
Huder und Martens wollen das Kino schnell bespielbar machen, es zu einer Begegnungsstätte entwickeln – und bei laufendem Betrieb weiter instand halten. Das Haus solle grundsätzlich allen offenstehen, über den Verkauf von Genossenschaftsanteilen werde die Bindung der Bürger an „ihre“ Kammerspiele zusätzlich gestärkt, hofft Huder. Die Genossenschaft muss laut Auflage der Gemeindevertreter bis Anfang 2013 eine Stammeinlage von 25 000 Euro nachweisen können, die dann bis 2014 auf 50 000 Euro angehoben werden soll.
Die Kulturmanagerin Huder betreibt mit dem Neuköllner „Heimathafen“ erfolgreich ein Theater, sie und Martens hatten sich bereits im vergangenen Jahr mit jeweils eigenen Konzepten als Betreiber beworben. Wie berichtet war der Kauf des Hauses durch die Gemeinde im Dezember gescheitert – unter anderem an den Stimmen der CDU.
Die hatte auch diesmal ihre Zustimmung verweigert. Offenbar fehlte den Christdemokraten das Vertrauen in das Sanierungskonzept: Die Mittel reichten nicht aus, um den Betrieb langfristig zu gewährleisten. „Hier wird fahrlässig mit Geldern umgegangen“, so Angelika Scheib. Die Sanierungskosten würden deutlich höher ausfallen, die Gemeinde dann erneut einspringen müssen.
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